7 | Matrix

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Eve fühlte eine Hand, die ihr zärtlich durch die Haare fuhr. Ihre Augen waren noch fest geschlossen. Ein tiefer Atemzug erfüllte sie mit purem Wohlgefühl. Dieser Duft war so berauschend. Sie wollte noch nicht wach werden.

Sie lag auf ihrem Sofa in Jays Richtung, der sie fest in seinem Arm hielt. Ihr Kopf war an seine Brust geschmiegt und ihre Beine miteinander verknotet. Sie atmete ein weiteres Mal tief ein und ließ ihre freie Hand langsam unter sein T-Shirt wandern. Ihre Finger schoben sich vorsichtig seinen Brustkorb hoch.

Jay war mittlerweile wach geworden. Sein Herz beschleunigte, als er ihre zarten Fingerkuppen auf seiner nackten Haut spürte. Ihre Handlung erschien ihm völlig unbewusst. Er lächelte und küsste vorsichtig ihre Stirn. Ein wohliges, leises Stöhnen entwich ihren Lippen.

„Guten Morgen," flüsterte er und fuhr ihr nochmal liebevoll durchs zerzauste Haar.

„Mhmmm ... ", entgegnete sie schlaftrunken.

Dann öffnete sie ganz langsam ihre Augen. Es dauerte ein bisschen, bis sie ihre Gedanken sortiert hatte. Sie schaute hoch in Jays Gesicht und brauchte noch einen Moment, um zu begreifen, was um sie herum gerade passierte.

„Ist alles okay?", fragte er vorsichtig.

Sie nickte etwas verlegen und realisierte ihm nächsten Augenblick, wo sich ihre Hand befand.

„Tut mir leid", flüsterte sie beschämt und zog ihre Hand hastig zurück.

Er lächelte und legte zärtlich seine Handfläche um ihr Gesicht.

„Hast du gut geschlafen?"

Sie nickte noch einmal und lächelte zurück.

Erneut küsste er sanft ihre Stirn. Sie schloss dabei die Augen und nahm noch ein Mal tief Luft.

Ihr war bewusst, dass sie eine gefährliche Grenze überschritten hatten. Eine Nacht mit einem anderen Mann zu verbringen war nicht okay. Es spielte dabei keine Rolle, dass außer einer innigen Umarmung zwischen ihnen nichts geschehen ist. Sie wusste, wie sehr es Josh verletzen würde, wenn er davon wüsste. Ihn so mit einer anderen Frau zu sehen, hätte sie gleichermaßen gekränkt. Trotzdem fiel es ihr unglaublich schwer sich von Jay zu lösen. Wie konnte sich etwas Falsches nur so richtig anfühlen? Wie war das möglich?

„Eve ...", flüsterte Jay und brachte sie zurück in die Realität.

„Hm?"

„Wann musst du eigentlich auf der Arbeit sein?"

Hastig richtete sie sich auf und griff nach ihrem Smartphone, das auf dem Couchtisch lag.

„Oh Gott! Es ist schon neun!"

Sie hatte komplett ausgeblendet, dass heute Montag war. Schnell sprang sie auf und stolperte als nächstes über Jays Turnschuhe, die er vor dem Sofa ausgezogen hatte.

„Ist alles in Ordnung?", fragte er amüsiert und setzte sich langsam auf.

„Ja ... ja ... ich muss schnell duschen ... oder besser nicht ... oh shit ..."

Dann verschwand sie in ihrem Schlafzimmer. Jay fand ihre morgendliche Zerstreutheit einfach niedlich. Er stand auf, streckte sich und schlenderte in die Küche, um sich einen Kaffee zu machen. Nur kurze Zeit später eilte Eve aus ihrem Schlafzimmer. Sie trug ein eng anliegendes, blaues Sommerkleid mit passenden Sandalen und hatte ihre Haare schnell zu einem Dutt zusammen gesteckt. Für Make-Up hatte die Zeit nicht mehr gereicht. Hektisch lief sie Richtung Jay, griff seine Kaffeetasse und nahm einen großen Schluck. Dann küsste sie seine linke Wange, schnappte sich ihre Tasche und eilte aus dem Haus.

Zwischen zwei GefühlenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt