30 | Ursache und Wirkung

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Chris drückte vorsichtig einen Kühlpad gegen seine geschwollene Nase, während er im Wartezimmer in der Notaufnahme saß und auf Abholung zum Röntgen wartete. Wieder würde er wochenlang wie ein vollkommender Idiot aussehen und müsse sich dem Spott seiner Kollegen aussetzen. Die Situation hätte nicht frustrierender sein können.

Im nächsten Augenblick betrat Jen den Wartebereich.

„Was machst du denn hier?", fragte er überrascht.

Sie kam paar Schritte auf ihn zu und setzte sich auf den freien Stuhl links neben ihn.

„Ich habe mich als deine Frau ausgegeben, damit sie mich hier rein lassen."

„Um was zu tun? Deinen ehelichen Pflichten nachkommen?"

Jen schaute ihn angewidert an.

„Warum bist du so ein Kotzbrocken?"

Chris seufzte.

„Die Rolle von Prince Charming war leider schon vergeben."

„Ich meine es ernst, Chris", sprach Jen weiter. „Du schießt dich mit deiner ekelhaften Art permanent selbst ins aus. Dabei sieht du garnicht so übel aus, bist nicht dumm und hast dir ein gutes Leben aufgebaut. Was soll also die ganze Badass Nummer?"

Chris schaute sie vollkommen perplex an.

„Haben sie dir irgendwas in den Drink gemixt?"

Jen schüttelte fassungslos den Kopf.

„Dir ist einfach nicht zu helfen."

„Du hast keine Ahnung wovon du sprichst", warf er ihr vor.

„Na dann klär' mich doch bitte auf."

„Das gute Leben, von dem du gerade gesprochen hast, hat einen verdammt hohen Preis. Wenn du ganz oben mitspielen willst, brauchst du Eier."

„Josh hat Eier ist trotzdem ein guter Kerl", entgegnete Jen.

„Weil ich die ganze Drecksarbeit für ihn mache," zischte Chris zurück. „Der feine Herr macht sich nie die Finger schmutzig."

„Wovon zum Teufel redest du?"

„Was glaubst du wie oft wir wegen Urheberrechtsverletzungen vor Gericht stehen? Und ständig gibt es Ärger mit irgendwelchen Geschäftspartnern, die einen größeren Teil vom Kuchen haben wollen. Während er sich auf der Party mit allen prächtig amüsiert, muss ich zusehen, wie ich ihm das gierige Pack vom Leib halte. Dieses Business ist nichts für Schwächlinge."

„Darum geht es also", antwortete Jen. „Du willst nicht als Schwächling dastehen."

Chris wendete sich von ihr ab.

„Wenn du meinst."

Beide saßen einen Moment nebeneinander ohne was zu sagen.

„Was ist mit dir, hm?", fragte Chris schließlich.

„Was soll mit mir sein?"

„Warum hast du so viel Zeit mit Josh verschwendet, anstatt dir einen Kerl zu suchen, der dich wertschätzt?"

Jen brauchte einen Moment, um zu antworten.

„Ich will immer die, die ich nicht haben kann. Das zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben."

Chris schaute wieder zu ihr rüber. 

„Turnt es dich etwa an, abgelehnt zu werden?"

„Natürlich nicht. Ich verliebe mich bloß grundsätzlich in die Falschen."

Zwischen zwei GefühlenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt