33 | Weihnachten

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„Das war richtig schön", schwärmte Eve.

„Und dein Liebster hat's Dank seiner schicken, neuen Jacke auch überlebt", neckte Harold.

Eve und Jay schauten Josh an und warteten auf Worte der Einsicht.

„Ja, ja ... ihr hattet von Anfang an Recht. Es ist verdammt kalt hier. Zufrieden?", antwortete er und rollte dabei seine Augen.

Die Familie war soeben von der Weihnachtsaufführung in der Gemeindehalle zurück nach Hause gekehrt. Alle hatten jetzt mächtig Hunger und freuten sich auf Carols Weihnachtsgans.

„Als Aperitif gibts selbst gemachten Eierpunsch", sagte Harold und rieb sich vorfreudig seine kalten Hände.

„Dad füllt an Weihnachten immer alle ab", erklärte Jay.

„Ich hörte schon von seinem selbst gemachten Schnaps und hab seitdem ein bisschen Angst," antworte Josh.

„Zu Recht", sagte Carol. „Harry hat nämlich nicht viel Ahnung vom Schnaps brennen."

„Frechheit", widersprach Harold. „Hört nicht auf sie. Der Schnaps ist gut."


Das Weihnachtsessen hätte nicht schöner sein können. Eve kostete jede Sekunde vollumfänglich aus. Ihr Herz war erfüllt mit purer Liebe. Sie fragte sich, womit sie so viel Glück verdient hatte. Alle am Tisch harmonierten auf eine einzigartige Art und Weise miteinander. Carol und Harold erzählten lustige Geschichten aus der der Vergangenheit. Es wurde geneckt, getriezt und pausenlos gelacht. Zudem schmeckte Carols Weihnachtsgans hervorragend. Jay hatte sein Talent beim Kochen ganz offensichtlich von seiner Mutter geerbt.


Nachdem sich schließlich alle dazu aufrafften gemeinsam den Tisch abzuräumen, versackte die Familie im Wohnzimmer rund um den Couchtisch.

Harold hatte seinen Schnaps geholt und schenkte jedem ein. Ausreden akzeptierte er nicht. Der hochprozentige Alkohol brannte allen die Kehle wund. Aber schlecht schmeckte er nicht. Es dauerte nicht lange, bis alle ordentlich angetrunken waren. Es wurden noch lustigere Geschichten und unanständige Witze erzählt. Eve hatte irgendwann Bauchschmerzen vor Lachen.

„So", sagte Carol irgendwann.

Dann stand sie auf und holte Monopoly aus dem Schrank.

„Echt jetzt?", sagte James entgeistert. „Wir sind alle viel zu betrunken."

„Das ist Familientradition", erklärte Harry.

„Betrunken Monopoly zu spielen?", fragte Josh.

„Jap", antwortete Nate. „Da kommt erst das wahre Geschäftstalent zum Vorschein. Bist du bereit, Boss?"

„Darauf kannst du wetten", antwortete Josh siegessicher.

Nach einiger Zeit hatte sich tatsächlich herauskristallisiert, wer auch unter Einfluss von Alkohol taktisch klug mit Geld umgehen konnte und wer nicht.

James hatte nicht viel Erfahrungen mit Monopoly und schien das Spiel auch im Verlauf nicht richtig kapiert zu haben. Eve war so gut wie pleite, dabei hatte sie fast nichts gekauft. Jay saß ständig im Gefängnis. Nate musste immer wieder hart umkämpfte Straßen verkaufen und fluchte, als ginge es um Leben und Tod. Harold war die Bank und zeitgleich einer der stärksten Spieler. Ihm fehlte allerdings noch die heiß begehrte Schlossallee. Carol hielt sich tapfer, hatte jedoch nicht immer Glück beim Würfeln. Josh hingegen bewies viel Geschick und Ehrgeiz. Er würfelte, kam auf die Schlossallee und fing an zu jubeln. Alle anderen stöhnten und fluchten.

Eve war als Nächstes dran und kam prompt auf die Schlossallee, die Josh erst gerade gekauft hatte. Erwartungsvoll öffnete er seine Hand. Sie schaute ihn mit einem Hundewelpenblick an.

Zwischen zwei GefühlenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt