16 | Geständnisse

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„Warum zappelst du so? Das macht mich ganz nervös", beschwerte sich Lynn bei Eve.

Beide saßen an ihren Arbeitsplätzen. Es waren einige Tage seit dem Abendessen im Beverly Hilton vergangen. Eve hatte heute einen weiteren Termin in Joshs Büro, um über die Fortsetzung ihres Projektes zu sprechen. Sie schien ihre Souveränität verloren zu haben, seitdem sie ihn das letzte Mal gesehen hatte. Zwar war es ihr gelungen, ihre aufgewühlten Gefühle in den letzten Tagen zu verdrängen, aber jetzt kam plötzlich alles ungefiltert wieder hoch. Um ehrlich zu sein, war sie garnicht sicher, ob sie in der Lage war, weitere Wochen mit ihm zusammen zu arbeiten.

„Tut mir leid", murmelte sie zurück und versuchte sich zusammen zu reißen.

„Mit dir stimmt doch was nicht", sprach Lynn weiter und kreuzte ihre Arme.

Eve hatte das Gefühl, sie würde jeden Moment platzen. Zu gern hätte sie ihr Herz Kelly ausgeschüttet und nach Rat gefragt. Doch sie konnte sich dazu nicht überwinden, weil sie wusste, dass Kelly ihr gehörig den Kopf waschen würde. Und das zurecht. Wie kam sie nur dazu, eifersüchtig auf Jen zu sein? Das war doch vollkommen lächerlich. Josh hatte jedes Recht zu daten, wen er wollte.

Im Gegensatz zu Kelly hatte Lynn eine etwas offenere Weltanschauung und vielleicht einen Funken Verständnis für Eves Dilemma. Sie schaute ihre Freundin mit ernstem Blick an.

„Josh hat was mit seiner Assistentin."

Lynns Augen wurden schlagartig groß.

„Woher weißt du das?"

„Er hatte sie ins Beverly Hilton mitgebracht."

„Und das erzählst du mir erst jetzt?"

„Ich bin eifersüchtig", gestand Eve im nächsten Satz.

Lynn brauchte eine Sekunde, um die Information zu verarbeiten.

„Scheiße, Eve. Was zur Hölle ist mit dir los?"

Sie stöhnte frustriert.

„Ich weiß es nicht. Ich will das alles nicht. Ich bin komplett aufgewühlt und kann nichts dagegen tun."

„Willst du Josh zurück?", wollte Lynn wissen.

„Ich liebe Jay. Allein die Vorstellung ihn zu verlieren löst körperliche Schmerzen in mir aus. Er ist wie meine Luft zu atmen."

Lynn schaute sie vollkommen verwirrt an.

„Was passiert dann gerade? Gönnst du Josh einfach sein Glück nicht?"

„So ist es nicht", antwortete Eve sofort. „Natürlich will ich, dass er glücklich ist. Aber ..."

„Aber was?"

Eves Blick hätte nicht verzweifelter sein können.

„Ich liebe Josh auch."

Lynn legte eine Hand auf ihren Mund und schüttelte fassungslos den Kopf.

„Du und ich gehen heute aus", sagte sie schließlich.

„Es ist Mittwoch, Lynn."

„Das ist egal. Du brauchst dringend einen starken Drink."

„Das ist keine gute Idee."

„Und ob. Keine Widerrede."

Eve hatte keine Zeit sich mit ihrer Freundin zu streiten. Sie musste los zu Joshs Termin.

„Schön", gab sie nach, stand auf und schnappte sich ihre Handtasche. „Auf einen Drink."


Eve stand im Fahrstuhl auf dem Weg zu Josh und war nach wie vor ihren Emotionen hilflos ausgeliefert. Aber es nützte nichts. Sie musste sich zusammen reißen und die nächsten Wochen mit ihm irgendwie überstehen. Danach würde sie ihn nicht wieder sehen und hoffentlich über ihn hinweg kommen. Aus den Augen, aus dem Sinn, hieß es so schön, oder? Sie redete gedanklich so lange auf sich ein, bis sie selbst von dieser Lösung überzeugt war.

Zwischen zwei GefühlenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt