28 | Die Weihnachtsfeier

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Am gleichen Tag traf sich Jay mit Jason zum Mittagessen. Beide hatten nach Thanksgiving noch keine Gelegenheit gehabt in Ruhe miteinander zu reden. Jason hatte die Neuigkeiten über die Dreiecksbeziehung ehrlicherweise noch nicht vollkommen verarbeitet. Er verurteilte das Beziehungsmodell zwar nicht, konnte sich jedoch nicht ansatzweise vorstellen, wie es funktionierte. Auch Jays Beweggründe, sich auf so ein Wagnis einzulassen waren ihm ein Rätsel.

Jay erklärte Jason während des Essens, wie er zu dem Entschluss gekommen war, sich Eve mit ihrem Ex zu teilen und dass Josh überraschend positiv auf die Idee reagierte. Er erwähnte ebenfalls, dass sie sich bestens eingespielt hatten und es bisher zu keinen Reibungspunkten untereinander gekommen ist.

Jason ging im Anschluss in seinen Gedanken verloren. Es war immer noch nicht einfach für ihn, die Dinge richtig zu begreifen. Allein die Vorstellung, er müsse Kelly mit einem anderen Kerl teilen, schnürte ihm den Magen zu.

„Und du bist wirklich nicht eifersüchtig?", fragte er schließlich.

„Nein. In dem Moment, als wir beschlossen haben es zu probieren, habe ich dieses Gefühl komplett abgelegt", antwortete Jay.

„Wie ist das möglich?"

„Ganz genau kann ich dir das nicht erklären. Aber es war unglaublich befreiend sich davon zu lösen. Ich war erleichtert, dass ich mir keine Gedanken mehr machen bräuchte, dass Eve wegen mir ihre Gefühle zu Josh unterdrücken muss. Die Tatsache hat mir ernsthaft zu schaffen gemacht, bis mir diese Lösung in den Sinn kam."

Jason nickte.

„Kelly hatte sich Eve an Thanksgiving zur Brust genommen und sie mit eurer Zukunftsperspektive konfrontiert", sagte er als Nächstes.

Jay schaute seinen Freund einen Moment lang an. Dann beschloss er ihn darüber aufzuklären, dass er mit Josh einen Deal gemacht hatte.

„Josh und ich einigten uns darauf uns gegenseitig nicht im Weg zu stehen, wenn Eve sich zu einem von uns beiden stärker hingezogen fühlen sollte. Wir glaubten, dass sie uns nicht vollkommen gleichwertig lieben kann und gingen davon aus, sie würde sich irgendwann für einen von uns entscheiden. Den Zahn hat sie mir jedoch gezogen, als sie von dem Plan erfuhr."

Jason hob seine Augenbrauen.

„Ach ja?"

„Sie sagte, sie würde sich niemals gegen mich entscheiden und dass es an mir liegt, was mit Josh passiert."

Jason war sichtlich überrascht.

„Warum macht ihr dann so weiter, wenn sie bereits klar und deutlich aufgezeigt hat, wen sie von euch beiden mehr will?"

„Du versteht es falsch", antwortete Jay. „Sie will Josh genauso wie mich und glaubt daran, dass sich nichts daran ändern wird. Wenn ich allerdings möchte, dass Josh geht, dann müsse ich die Entscheidung treffen. Das kann ich aber unmöglich tun."

„Und warum nicht?"

„Es würde ihr das Herz brechen."

Wieder ging Jason für einen Moment in seinen Gedanken verloren.

„Also wenn sie ihn nicht verlässt und du keine Entscheidung gegen ihn fällst, dann kann nur Josh entscheiden, ob es so weitergeht oder nicht."

„So sieht es aus."

„Ist er sich seiner Verantwortung bewusst?"

„Nein. Das Gespräch fand nur zwischen mir und Eve statt."

„Finde den Fehler", sagte Jason mahnend.

„Ich will ihn damit nicht konfrontieren. Er ist zufrieden wie die Dinge laufen. Eve ist überglücklich. Mir geht es auch gut. Warum sollte ich Unruhe reinbringen?"

Zwischen zwei GefühlenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt