37 | Abschied

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Eve, Josh und Jay erreichten den Flughafen just in time. Während des Security Checks wurde über die Gegensprechanlage bereits das Boarding ihrer Maschine angekündigt.

Eve stand immer noch völlig neben sich. Sie hatte die erstbeste Jeans angezogen, dazu ein schwarzes Top und einen kuscheligen, grauen Cardigan. Ihre Haare waren in einem lockeren Dutt hochgesteckt. Für ein frisches Make Up blieb keine Zeit, zumal es ohnehin vergebene Liebesmühe gewesen wäre. Immer wieder packte sie ihre Verzweiflung über den Zustand ihres Vaters, sodass sie weinen musste.

Ihre Nervosität spitzte sich zu, als sie schließlich ihr Gate erreichten. Die Passagiere standen bereits in langer Schlange und wurden nacheinander an Bord gelassen.

„Komm", sagte Josh und griff ihre Hand. „Wir haben Priority Boarding."

Eve krallte sich an ihm fest, als würde sie an einem Abhang hängen und um ihr Leben bangen. Jay folge beiden mit kleiner Distanz, als sie die lange Schlange überholten.

Irgendwo in der Menschenmenge musste Tom sein. Eve senkte ihren Blick und hoffte ihm nicht aufzufallen.

Tom hatte jedoch eine ausgeprägte Beobachtungsgabe und entdeckte sie sofort, als sie zügig mit Josh an der Hand zum Schalter marschierte. Eine bedeutungslose Affäre schienen beide nicht zu haben, wenn der Typ entschloss, sie so kurzfristig ans andere Ende der Welt zu begleiten. Sie würden offensichtlich Business oder First Class fliegen. Das bedeutete, Tom würde Eve im Flugzeug nicht zu Gesicht bekommen.


„Champagner?", fragte die freundliche Flugbegleiterin, als Eve, Josh und Jay ihre Plätze eingenommen hatten.

Eve überlegte kurz. Sie hatte keinen Durst auf Alkohol, aber er würde vermutlich ihre Nerven etwas beruhigen. Schließlich nahm sie ein Glas vom Tablett und nahm einen tiefen Schluck.

Ihr Platz war in der mittleren Reihe gleich neben Joshs. Links von ihr am Fenster war Jays Sitzplatz. Die Kabine in der First Class war an Komfort nicht zu überbieten. Eve konnte den Luxus jedoch unmöglich genießen. Die Sorge um ihren Vater war zu groß. Gleichzeitig musste sie die Tatsache verarbeiten, dass sich Tom im gleichen Flugzeug befand und nur wenige Meter von ihr entfernt saß. Bei dem Gedanken lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken.

Auch Josh und Jay waren sichtlich angespannt. Beide hatten keine Zeit gehabt sich auf die unerwarteten Umstände richtig einzustellen. Sie waren besorgt, wie Eve mit dem Tod ihres Vaters umgehen würde, wenn die lebenserhaltenden Maßnahmen abgestellt werden würden. Abgesehen davon, mussten sie sich mit ihrem Ex auseinander setzen. Beide waren sicher, dass Tom nicht einfach so wieder von der Bildfläche verschwinden würde.


„Baby? Möchtest du nicht ein bisschen schlafen?", fragte Josh, als die Maschine in der Luft war.

Eve schaute ihn an und schüttelte den Kopf.

„Du siehst sehr erschöpft aus."

„I... ich kann nicht schlafen bei dem Gedanken, dass T..."

Ihre Stimme brach, bevor sie Toms Namen aussprechen konnte. Jay lauschte ihrer Unterhaltung. Er hatte das dringende Bedürfnis Eve im Arm zu halten und ihr Sicherheit zu geben.

„Baby?"

Eve schaute zu ihm rüber.

„Wie wäre es, wenn du bei mir schläfst, während Josh Wache hält, hm? Wir lassen nicht zu, dass Tom in deine Nähe kommt. Versprochen."

Eve dachte kurz darüber nach. Dann nickte sie und stand auf. Jay brachte seinen Sitz in Liegeposition. Für zwei Personen war die Fläche nicht ausgelegt, aber wenn sie seitlich nebeneinander lagen, passte es. Eve drückte ihr Gesicht gegen seinen Brustkorb und legte ihren freien Arm um ihn herum. Er umschloss ihren Oberkörper mit seinem Arm und küsste ihren Kopf.

Zwischen zwei GefühlenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt