4 | Der Leidensdruck und seine Konsequenzen

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Einige Wochen waren vergangen. Es war Sommer in Kalifornien. Eve stand vor ihrem Spiegel im Badezimmer und stöhnte genervt. Das permanente, sonnige Wetter ließ ihre Sommersprossen unkontrolliert sprießen. Es machte keinen Sinn, dagegen anzukämpfen. Statt Foundation trug sie nur ein bisschen Bronzer auf und betonte ihre großen Augen mit etwas wasserfester Mascara. Ihre blonde Mähne war zu einem hohen Pferdeschwanz gebunden.

Trotz der Tatsache, dass Samstag war und er versprochen hatte, nicht zu arbeiten, saß Josh währenddessen an ihrem Esstisch und telefonierte geschäftlich.

„Ihr müsst das ohne mich regeln", sagte er bestimmt.

„Das geht nicht", entgegnete Chris.

Chris war nicht nur der Rechtsbeistand seiner Firma, sondern auch ein enger Freund von Josh. Beide hatten sich während ihrer Studienzeit kennen gelernt. Für Josh stand bereits sehr früh fest, dass er nach seinem Studium nach Los Angeles gehen würde. Chris hatte sehr ähnliche Zukunftspläne und hoffte, als Anwalt der Reichen und Schönen schnelles Geld zu verdienen. Dass er in der Firmenbranche landete, war zwar nicht geplant, aber am Ende mindestens genauso lukrativ. 

„Du wirst das hinkriegen", antwortete Josh eher weniger überzeugt.

Chris hatte nicht ohne Grund seine Bedenken geäußert. Er war bekannt für seinen Scharfsinn und konnte kritische Situationen bestens einschätzen.

„Wenn du deinen Arsch nicht sofort in Bewegung setzt und nach New York kommst, geht die Scheiße richtig in Hose."

Josh schloss seine Augen, atmete tief ein und aus.

„Chris, hör' zu. Wenn ich jetzt in einen Flieger steige, kriege ich die rote Karte."

Sein Freund lachte zynisch auf.

„Was hat das kleine Biest nur mit dir gemacht?"

„Ich will nicht, dass du so über meine Verlobte sprichst."

„Sie ist dir nur im Weg."

„Du redest Schwachsinn."

Auf einmal hörte Josh seinen Freund klatschen.

„Dein Schwanz hat offiziell deinen Verstand abgelöst. Gratulation zur Beförderung."

Josh verdrehte seine Augen.

„Es geht nicht. Ich habe ihr versprochen, dieses Wochenende nicht zu arbeiten. Allein unser Telefonat bringt mich in Teufels Küche."

„Wunderbar. Bedenke bitte nur, dass während du neue Prioritäten setzt, dein wichtigster Investor kurz davor ist abzuspringen. Aber hey, es ist nur Geld. Es ist ja nicht weg. Es ist dann nur woanders."

Chris hatte es geschafft Josh bis aufs Blut zu provozieren.

„Ich zahle dir ein Vermögen, um genau dieses Szenario zu verhindern! Regel das!"

In der nächsten Sekunde legte er auf und ließ sein Smartphone auf den Tisch fallen. Kurz darauf betrat Eve den Wohnraum. Sie trug einen weißen, luftigen Minirock und ein geknotetes hellblaues Sommerhemdchen, dass verspielt über ihrem Bauchnabel endete. Josh schaute zu ihr auf und musste augenblicklich lächeln. Sie sah umwerfend in ihrem Outfit aus. Er liebte diesen unbeschwerten Look an ihr. Sie lächelte zurück und blieb vor seinem Stuhl stehen. Dann griff sie zärtlich in seine dichten Locken.

„Mit wem hast du gesprochen?"

„Mit niemanden."

„Josh, ich weiß du hast gearbeitet."

Er schüttelte den Kopf und gab ihr einen unschuldigen Blick.

„Das war Chris. Er wünscht uns einen tollen Tag am Strand."

Zwischen zwei GefühlenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt