Kapitel 13

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Am nächsten Morgen wurde ich durch ein zaghaftes Klopfen geweckt.

"Herein.", rief ich verschlafen und Maria betrat den Raum.

"Entschuldige, dass ich dich wecke, aber du hast einen vollen Terminplan. An jedem Tag steht jetzt ein Einzeldate mit einem der Kandidaten an und am letzten Abend musst du dann deine Entscheidung verkünden und es gibt einen Abschlussball. Enprechend deines Wunsches, wurde Alpha Henry von dieser Liste gestrichen."

Müde gähnte ich und nahm die neuen Informationen zur Kenntnis.

"Wer ist heute dran?"

"Alpha Kerian gebührt die Ehre."

Ergeben seufzte ich. Zwar hatte er nicht den besten ersten Eindruck bei mir hinterlassen, aber ich würde ihm eine zweite Chance geben.

Maria machte mich deutlich schlichter zu Recht und ließ meine Haare offen mit sanften Locken.

Auf Make-up wurde verzichtet und sie machte mir nur etwas Wimperntusche drauf. Ich wählte bei den warmen Temperaturen eine Jeans shorts, die ich selbst mitgebracht hatte und die auch nicht ganz zu knapp war. Dazu entschied ich mich für eine schlichte, kurze und weiße Bluse.

Ich wählte noch bequeme Sneaker und sollte damit für jede Aktivität gekleidet sein, die Kerian für mich geplant haben konnte.

Dann klopfte es und ich öffnete Kerian die Tür, der eine blaue Anzugshose mit einem schicken weißen Hemd trug.

Sogleich kam ich mir undredressed vor und trat nervös von einem Fuß auf den Anderen.

"Guten Morgen. Bin ich zu undredressed für das, was du geplant hast?", fragte ich zaghaft.

Schweigend musterte er mich.

"Hey, du kannst dich ruhig nochmal umziehen. Ich warte."

Genervt ging ich wieder zurück ins Ankleidezimmer und wählte ein dunkelgrünes Wickelkleid aus. Es war zwar schicker, aber auch nicht zu übertrieben und dazu zog ich einfache Sandalen an.

Was hatte er wohl geplant, für das ich mich so schick machen musste. Eigentlich war mir die Lust auf eine Unternehmung schon direkt vergangen. Es war früh morgens, da wollte ich nicht ins Theater oder so gehen.

Wenig begeistert öffnete ich ihm wieder die Tür.

"Besser?", fragte ich und versuchte meinen Ärger im Zaum zu halten.

"Besser. Du siehst wunderschön aus."

Aber anscheinend auch nur in den richtigen Klamotten fügte ich hinzu.

"Was hast du heute geplant?", fragte ich interessiert und hoffte sehr auf einen Strandspaziergang. Ich hatte extra für den Fall der Fälle einen Bikini drunter gezogen.

"Zuerst frühstücken wir gemeinsam und dann habe ich uns zu einem Tanzkurs angemeldet.", antwortete er begeistert.

An meinen Füßen waren noch Blasen von gestern zu finden und er wollte tanzen? Missmutig lief ich ihm nach, er hatte einen ziemlich schnellen Schritt und ich musste mich beeilen, um mithalten zu können. Sollte ich den Tanzkurs als Beleidigung auffassen? Hatte ich ihm zu schlecht getanzt und es war ihm ein Dorn im Auge? Er hatte diesen Kurs bestimmt nicht nötig.

Meine Laune sank immer weiter und ich überlegte mir schon einen Grund, um das Date vorzeitig abzubrechen.

Eine Frühstückstafel war reichhaltig gedeckt und zum ersten Mal seit der Trennung verspürte ich ordentlichen Appetit.

Ich schnappte mir ein Croissant, Pfannkuchen und Donuts und genoss das gute Essen.

"Ernährst du dich immer so ungesund?", fragte Kerian missmutig.

"Hast du ein Problem damit?", fragte ich herausfordernd.

"Nein, nein. Ich frage mich nur, wie du dabei so eine perfekte Figur halten kannst.", antwortete er und versuchte mir damit wieder zu schmeicheln. Aber dafür war ich gar nicht mehr empfänglich.

Außerdem hatte ich gerade definitiv keine perfekte Figur. Ich hatte stark abgenommen, meine Kurven waren kaum zu sehen und mein Gesicht war eingefallen.

"Genaugenommen hat mir die ganze Werwolfssache ziemlich auf den Magen geschlagen und ich habe einiges abgenommen, bevor ich hier hin kam."

"Du bist mit jeder Figur sicherlich wunderschön.", sagte er wenig überzeugend.

Nach dem mehr als unangenehmen Frühstück gingen wir zum Tanztraining.
Doch statt Spaß erwartete mich pure Anstrengung. Kerian war strenger als der Tanzlehrer und kritisierte jede meiner Bewegungen.

Irgendwann platze mir der Kragen. Wozu versuchte ich überhaupt nett zu ihm zu sein. Ich konnte ihn nicht leiden. Was hatte ihn glauben lassen, dass das eine gute Dateidee war.

"Es reicht! Ich habe keine Lust Profitänzerin zu werden. Ich war in den letzten vier Jahren nicht einmal tanzen. Das macht keinen Spaß!", rief ich wütend.

"Okay, beruhig dich. Bei mir im Rudel gibt es halt oft Bälle, deswegen dachte ich es sei sinnvoll, dir das beizubringen."

"Ich kann gut genug tanzen.", zischte ich.

"Wenn du meinst."

"Das Date ist hier beendet.", bestimmte ich und verschwand dann.

Ich hatte mir das viel zu lange gefallen lassen. Niemals würde ich ihn wählen. Dafür hatte ich nicht mit Luca Schluss gemacht. Abgesehen davon zeigten sich alle gerade von ihrer besten Seite und seine anderen Seiten wollte ich erst gar nicht kennenlernen.

Während meines Aufenthalts durfte ich das Schlossgelände unter keinen Umständen verlassen, da die Gefahr von Angriffen wohl zu hoch war. Doch überall waren hier Leute und das Wetter war zu schön, um mich in meinem Zimmer zu verkriechen.

Also lief ich in das Schlossgartenlabyrinth und entdeckte hinter einer eingefallenen Mauer einen kleinen Brunnen.

Perfekt, dachte ich mir. Niemand war in der Nähe und ich konnte ungestört die Ereignisse verarbeiten.

Ich beobachtete die Vögel und Bienen in der Nähe, die um die Blumen schwirrten und merkte gar nicht, wie immer mehr Tränen aus meinen Augen flossen.

Verdammt ich würde niemanden so lieben können, wie Luca. Würde ich mich am Ende für das kleinere Übel entscheiden, oder Single bleiben? Letzteres schien mir eine immer reizvollere Option, auch wenn ich mir nicht vorstellen konnte für immer alleine zu bleiben. Dafür sehte ich mich zu sehr nach fremden Berührungen. Zu lange war es schon her und ich verspürte eine innerliche Unruhe. Aber noch war ich nicht dazu bereit mich einem Anderen so hinzugeben.

Ungestört verbrachte ich dort meinen Nachmittag und genoss die letzten Sonnenstrahlen. Wenigstens würde ich so zumindest etwas Bräune aus diesem Urlaub mitnehmen.

Als die Sonne unterging, lief ich zum Schloss zurück und ging noch an der Küche vorbei, um mir einen Snack zu holen.

Der Appetit war mir mal wieder gründlich vergangen.

"Oh Fiona, das Date ging ja lange. War es schön?", fragte mich Maria, der ich zufällig begegnete.

"Überhaupt nicht. Kerian kannst du ebenfalls von der Liste streichen."

"Oh."

"Ich schaffe es mich alleine bettfertig zu machen, danke Maria.", sagte ich etwas harscher als beabsichtigt und sie entfernte sich zügig.

Ich nahm noch ein Bad und kuschelte mich dann wieder in mein Bett.

Lunas Chosen OneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt