Das Abteil war glücklicherweise sehr leer und so musste ich mich nicht schämen, dass ich den Tisch vor mir kurzerhand zu einem Schminktisch umfunktioniert hatte.
Für den Abend war Abendgarderobe angesagt und da musste mein Make up auch mithalten können. Normalerweise hielt ich da nicht so viel von, da ich morgens lieber länger schlief, als viel Zeit in mein Aussehen zu investieren. Aber zu gegebenen Anlässen machte ich mich dann doch ganz gerne auch mal schick.
Also gab ich mir besonders viel Mühe und verzweifelte bei der ruckeligen Fahrt regelrecht an meinem Lidstrich. Meine hellbraunen Augen starrten mich wütend durch den Taschenspiegel an und schimmerten golden im Sonnenlicht. Eigentlich waren sie nichts besonderes. Fast jeder hatte braune Augen, aber ich mochte meine Farbe dennoch sehr gerne und betonte sie leicht mit meinem Lidschatten.
Nach einer gefühlten Ewigkeit wurden meine Augen von einem zierlichen Lidstrich umhüllt. Dazu hatte ich einen dezenten beigen Lidschatten gewählt und hielt mein Make up trotz des Aufwands dezent. Ich wollte schließlich seriös und nicht anmaßend wirken.
Highlight des Make ups bildete mein dunkelroter Lippenstift, der auch nicht billig wirkte und bei dem meine Lippen auch nicht so austrockneten. Er verlieh meinen vollen Lippen einen schönen Schwung und brachte sie perfekt zur Geltung.
Dabei lenkte der Lippenstift zudem den Blick weg von meiner Nase, was mir sehr gelegen kam. Zwar war ich im großen und ganzen mit mir zufrieden, auch wenn ich meine Nase definitiv zu spitz fand.
Aber dennoch würde ich nie auf den Gedanken kommen etwas an mir zu verändern, denn so wie ich war, war ich gut.
Um 18:00 Uhr kam ich relativ pünktlich am Berliner Hauptbahnhof an. Ich nahm ein Taxi zum Kongressgebäude, aber der Feierabendverkehr machte mir einen Strich durch die Rechnung. Nervös blickte ich immer wieder auf meine goldfarbene Armbanduhr, aber obwohl ich sie anflehte, zogen die Minuten ins Land.
Als ich dann endlich am Zielort ankam, war es bereits 10 vor 7. Ich eilte zur Anmeldung und wurde in einen kleinen Kongressraum gebracht, wo ich mich umziehen konnte.
In Rekordzeit öffnete ich meinen Koffer, holte Schuhe und Kleid heraus und fing an mich anzuziehen. Für den Abend hatte ich ein bodenlanges, schwarzes Kleid gewählt, dass am vorderen, unspektakulären Ausschnitt von weiß-silbernen Kristallen umsäumt wurde, die an einem ausladenden Rückenausschnitt fortgeführt wurden.
Dann befestigte ich noch mein Namensschild an der Brust durch den feinen Stoff und um den Rückenausschnitt noch mehr zu betonen, steckte ich meine Naturlocken mit einer breiten, verzierten Klammer hoch und richtete die Frisur noch etwas. Als ich mit dem Ergebnis halbwegs zufrieden war, schlüpfte ich noch in die schwarzen Highheels, die eine silberne Sohle hatten und räumte den Rest wieder in meinen Koffer.
Dann nahm ich meine schwarze Clutch und verstaute meine Wertsachen, sowie den Schlüssel für den Kongressraum darin und schloss ab.
Obwohl ich mich so beeilt hatte, kam ich etwa 10 Minuten zu spät im Hauptsaal an und hoffte, dass mein Fehlen noch nicht bemerkt worden war.
Doch als ich die breite Flügeltür vorsichtig öffnete, richteten sich alle Augen auf mich, da die Eröffnungsrede bereits im vollen Gange war.
Leichtes Getuschel entstand und peinlich berührt schloss ich die Tür, schnappte mir ein bereitstehendes Sektglas und verschwand möglichst unauffällig in der Menge.
"Jetzt wo wir wirklich auch alle vollständig sind, möchte ich sie nochmal alle herzlich bei Osam Corp. willkommen heißen. Durch ausgezeichnete Arbeit haben sie sich die Teilnahme am heutigen Abend wahrlich verdient..", setzte der CEO seine Begrüßungsrede fort.
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Lunas Chosen One
WerewolfFiona führt ein perfektes Leben - bis sie auf einer Geschäftsreise zufällig das größte Geheimnis der Menschheit entdeckt: Werwölfe existieren wirklich. Doch das ist erst der Anfang. Fiona erfährt, dass sie von der Mondgöttin Luna auserwählt wurde, u...