Kapitel 31

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Als ich aufwachte lag Logan wieder neben mir und ich spürte seinen gleichmäßigen Atem an meinem Ohr.

"Vielleicht warst du es ja doch nicht.", flüsterte ich leise.

"Ich war es auch wirklich nicht.", flüsterte Logan zurück.

"Du bist wach.", stellte ich fest.

"Ich hätte dich fast verloren, da will ich jetzt keine Sekunde mehr missen."

"Wieso hast du mich in der einen Nacht angelogen? Du sagtest, dass du auf Toilette warst, dabei hatte ich dich vorher telefonieren sehen."

"Das hast du mitbekommen?"

"Ja."

"Es sollte eigentlich eine Überraschung werden, aber ich hatte mit deiner Chefin gesprochen, damit du deinen bisherigen Job weiter aus dem Homeoffice machen kannst. Du hast da so gerne gearbeitet und mochtest deine Kollegen. Ich wollte dir damit eine Freude machen. Allerdings waren wir uns in der Nacht nicht wirklich einig geworden, weshalb ich dir noch nichts erzählen wollte."

"Hm... Das hat mich sehr misstrauisch gemacht."

"Das verstehe ich." 

"Ich muss darüber nachdenken."

"Ich werde auf dich warten."

Dann schlief ich wieder ein.

Am nächsten morgen schnappte ich mir als erstes mein Handy und ging nach draußen. Ich fühlte mich schon viel besser und brauchte jetzt Gewissheit. Logan war doch irgendwann eingeschlafen und schlief jetzt noch tief und fest. 

Ich wählte die Nummer von Lucas Eltern und stellte mich einem Gespräch, dass ich eigentlich lieber meiden wollte.

"Hallo, wer ist da?", ertönte es unfreundlich aus dem Hörer.

"Hallo, hier ist Fiona."

"Dass du dich traust hier anzurufen, ich fasse es nicht.", sagte Lucas Mutter. Offenbar hatten sie von der Trennung erfahren.

"Es tut mir so leid, was geschehen ist. Die Trennung war wirklich hart und seitdem hatte ich keinen Kontakt zu Luca. Ich komme gerade von einer Geschäftsreise und habe durch Zufall seine Vermisstenanzeige entdeckt.", log ich.

"Bestimmt warst du schon mit deinem neuen unterwegs, für den du unseren Jungen verlassen hast."

Ertappt biss ich mir auf die Lippe. Ich konnte nichts erwidern, sie hatten ja Recht und ich fühlte mich miserabel.

"Das habe ich alles nicht gewollt, aber wir sind im Guten auseinander gegangen und ich habe ihn nicht betrogen."

 "Mag sein, dass Luca dir das geglaubt hat, aber ich bestimmt nicht. Mein armer Junge hat sich bestimmt das Leben genommen, nachdem du ihm das Herz gebrochen hast. Bald wird man seine Leiche aus dem Rhein fischen. Ich weiß es einfach."

"Seit wann ist er den verschwunden?"

"Zwei Tage nach eurer Trennung hatte er sich noch gemeldet und wollte Abends bei uns zum Essen kommen. Es gab keine Absage und er tauchte nie auf."

Da hatte ich meine Antwort, das war der Tag, an dem ich ihm die Wahrheit über Werwölfe erzählt hatte. Bei diesem Gespräch war Henry dabei gewesen.

War er wirklich zurückgefahren und hatte Luca noch am selben Abend ermordet?

Niemand sonst wusste, dass ich ihm das Geheimnis anvertraut hatte.

"Das tut mir alles so leid. Ich wollte nie, dass so etwas passiert.", entschuldigte ich mich nochmal.

"Spar dir dein falsches Geheuchel.", sagte sie und legte auf.

"Ist alles gut?", fragte Logan und kam ein Stück näher.

"Nein."

"Willst du trotzdem was essen? Es gibt Pfannekuchen."

Ein kleines Lächeln stahl sich in mein Gesicht. Ich hatte seine Pfannekuchen vermisst.

"Ich muss noch ein Telefonat führen, dann komme ich rein.

Ich wählte die Nummer meiner Chefin.

"Hallo?"

"Hey, Kathrin hier ist Fiona."

"Hey Fiona, schön dich mal wieder zu hören. Ich habe gehört du bist schwer krank geworden."

"Ja es tut mir leid, dass ich mich nicht selbst melden konnte aber mein Zustand war leider komatös. Ich hatte extremes Fieber und heute ist der erste Tag, an dem es mir wieder besser geht. Deshalb wollte ich mich melden."

"Ja Herr Davis hatte mich schon über die schwerer Krankheit informiert. Gute Besserung weiterhin du Arme. Willst du auch wirklich von nun an aus dem Homeoffice arbeiten? Herr Davis meinte, dass du einen Umzug nach Kanada planst, aber gerne bei uns weiter arbeiten wolltest."

"Ja erstmal schon. Wann hattet ihr denn das Gespräch geführt?"

"Puh, da müsste ich in meinen Kalender gucken, da gab es mehrere Gespräche."

Sie nannte mir die Daten und tatsächlich stimmte das mit dem nächtlichen Gespräch von Logan überein, wenn ich die Zeitverschiebung mitrechnete.

Er hatte wirklich nicht gelogen.

"Ich danke dir Kathrin. Ich reiche noch die letzte Krankmeldung ein und berichte dir dann, ab wann ich wieder arbeiten kann."

"Wir freuen uns schon alle. Du wurdest schwer vermisst."

Irgendwie erleichtert beendete ich das Gespräch. Ich wünschte mir wirklich, dass Logan unschuldig war. Aber ich brauchte noch Beweise. Mein Vertrauen war noch immer angeknackst.

Ich ging rein und entdeckte Tian und Logan schon beim frühstücken.

Ich setzte mich auf einen freien Platz und nahm mir ebenfalls frische Pfannkuchen.

"Ich habe mit der Mutter von Luca geredet und sie hat bestätigt, dass Luca seit meinem Gespräch mit ihm vermisst wird. Henry war damals mit mir bei diesem Gespräch gewesen... Ich muss ihn konfrontieren."

"Du wirst dich nicht mit ihm treffen.", entgegnete Logan.

"Doch ich muss die Wahrheit erfahren. Aber wenn das in Ordnung wäre, würde ich ihn hier hin holen."

"Natürlich. Ich bereite alles vor."

"Ich werde dann aber auch dabei sein. Ich lass dich nie wieder mit diesem Bastard alleine.", bestimmte Logan.

"Okay."

Ich ging in mich und zog an dem silbernen Faden in meinem Kopf.

Henry, wir müssen reden. Alles ist irgendwie außer Kontrolle geraten und ich brauche Klarheit. Komm zu Tian nach Hause und dann reden wir.

Fiona, endlich. Ich habe mir solche Sorgen gemacht. Ich mache mich sofort auf den Weg.

"Er kommt her.", sagte ich nun.

Danach blockierte ich wieder den mentalen Zugang. Seine Stimme bescherte mir eine unangenehme Gänsehaut und mir graute es jetzt schon davor, ihm wieder unter die Augen zu treten. 

"Du trägst noch meinen Ring.", stellte Logan freudig fest.

"Ich hatte überlegt ihn wegzuschmeißen, aber er hat deiner Mutter viel bedeutet und ich mag sie."

"Und ich dachte es wäre meinetwegen.", sagte er gespielt traurig.

Logan und ich verbrachten den Tag draußen und redeten viel. Auch wenn ich das Gespräch noch abwarten wollte, fing mein Herz wieder an ihm zu vertrauen. Seine Gegenwart war einfach so beruhigend und er nahm jede Last von mir. Ich fühlte mich wohl, obwohl ich das nicht sollte.

Nachts schliefen wir auch wieder nebeneinander und Logan versuchte nicht einmal eine Annäherung. Er respektierte, dass ich Zeit brauchte und das wusste ich nun mehr denn je zu schätzen.

Lunas Chosen OneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt