Kapitel 16

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"Okay?"

"Ich verstehe dich und würde es respektieren."

"Wirklich?", fragte ich zur Sicherheit nochmal nach. War es doch so einfach. Könnte ich sein Leben retten?

"Ja. Du hast schon genug geopfert, du sollst nicht auch noch einen Tod auf dir Lasten haben. Ich denke es ist auch an der Zeit, dass die Wölfe ein Opfer für dich bringen und wenn es das ist, was du willst..."

"Ich danke dir.", rief ich freudig und fiel ihm um den Hals. Mein ganzer Körper stand unter Strom und so langsam bekam ich das Gefühl, dass an Leos Worten etwas dran war und zog mich schnell zurück.

"Du spürst es auch.", stellte Logan freudig fest.

"Was meinst du?", fragte ich unschuldig. Ich wollte ihm keine Hoffnungen machen. Noch konnte ich selbst nicht sagen, was ich fühlte. Ich wusste nur, dass es dafür zu früh war und ich es noch nicht zulassen konnte.

"Die Matebindung. Du spürst sie. Vorhin bist du auch schon so zusammengezuckt, als sich unsere Hände berührt haben.", rief er nun begeistert.

"Nein ich... Das ist mir gerade zu viel.", wich ich ihm aus.

"Alles gut. Ich will dich nicht bedrängen, aber das ist ein gutes Zeichen. Ich freue mich nur so. Ich meine ich würde dich natürlich wollen, egal was du mir anbietest. Aber, dass du mich wählen würdest, weil du dasselbe für mich fühlst und nicht nur weil ich das geringste Übel bin, wäre das Schönste für mich."

Sein intensiver Blick lag auf mir und ich konnte die Liebe praktisch daraus sprühen sehen. So hatte mich noch nie jemand betrachtet.

"Ich will dir keine falschen Hoffnungen machen. Ich weiß nicht was das ist.", erwiderte ich traurig.

"Mach dir keine Gedanken, alles wird gut. Wir haben alle Zeit der Welt das herauszufinden, wenn du mich wählst."

"Wenn ich dich wähle.", gab ich zu bedenken.

Kurz flimmerte Angst in seinen Augen auf, bevor die Selbstsicherheit wieder die Oberhand gewann.

"Du hast mit keinem bisher so lange den Tag verbracht."

Tatsächlich ging die Sonne schon langsam unter. Der Tag war rasend schnell vergangen und das obwohl ich mir heute gewünscht hatte, dass er noch etwas länger dauern würde.

"Woher weißt du das?"

"Wenn man sich eine ganze Woche gedulden muss, fängt man an zu beobachten, um sich seine Chancen auszurechnen."

"Und wer hat deiner Meinung nach gute Chancen bei mir?"

"Keine Chancen hat definitiv Kerian. Vor dem bist du praktisch geflohen. Allerdings hat Tian noch gute Chancen. Da Henry aber Tians Erzfeind ist, würde er ihn niemals die zu Liebe am Leben lassen. Wenn er dir also wirklich noch so viel bedeutet, wie du sagst, bin ich deine beste Wahl.", meinte er selbstsicher.

Er hatte mich wirklich gut beobachtet und eingeschätzt. Ich wusste nicht, ob mit das gefiel, oder doch eher Angst machte.

Wir packten zusammen und zogen uns wieder an, bevor wir uns auf den Heimweg machten.

"Wie würde es denn aussehen, wenn ich mich für dich entscheiden würde?"

"Was genau meinst du?"

"Was würdest du erwarten? Müsste ich nach Kanada ziehen? Was wären meine Aufgaben? Wann wäre die Hochzeit?", fragte ich nervös. Soweit war ich mit meinen Gedanken noch nie gekommen. Bis Gestern hatte ich die Single Variante vorgezogen und ich konnte mir dich erklären, woher diese neuen Gefühle kamen. 

War es wirklich so einfach wie Logan sagte? Sobald man diese Verbindung spürte, verschwanden die alten Gefühle? Wollte ich das überhaupt?

"Hm.. Darüber habe ich mir auch noch nicht so wirklich Gedanken gemacht. Aber das sind auch keine Entscheidungen, die ich alleine treffen würde, sondern mit dir zusammen. Willst du denn nach Kanada ziehen? Was hält dich in Deutschland? Aufgaben hättest du im spezielle keiner, außer irgendwann meine Kinder auszutragen und auf Luna zu hören, wenn sie zu dir spricht. Die Aufgaben in einem Rudel unterscheiden sich stark zu denen von früher. Damals hat die Luna sich um den Nachwuchs und zu gekümmert, aber heutzutage sind wir viel zu verstreut und zu groß dafür. Du kannst also tun, was du willst. Egal, ob du weiter arbeiten willst, oder zuhause bleibst. Das ist deine Entscheidung. Und die Hochzeit hat Zeit. Wir sollten uns erst noch weiter kennenlernen."

"Das klingt... gut. Ich weiß nicht, ich war noch nie in Kanada. Vielleicht gefällt es mir dort nicht? Ich mag auch eigentlich meinen Job und meine Kollegen in Deutschland. Aber dort ist eben auch Luca und ich will ihm nicht nochmal begegnen und erst recht nicht mit dir.", überlegte ich laut.

"Du könntest weiter für den gleichen Konzern arbeiten, wenn du das willst.", bot Logan mir grinsend an.

"Aber dann wärst du ja mein Boss."

"Nicht unbedingt. Du kannst auch die Konzernleitung übernehmen, wenn es dich glücklich macht. Ich habe genug Arbeit."

"Ich muss das alles erstmal verarbeiten. Das geht mir jetzt gerade wieder zu schnell."

"Sicher, mach dir wirklich keinen Stress. Wir gucken einfach, wie es sich entwickelt."

Obwohl der Tag so hoffnungslos gestartet hatte, nahm er doch ein positives Ende.

Logan begleitete mich noch zu meinem Zimmer und verabschiedete sich dann. Er war wirklich lieb und verständnisvoll. Dass er mir von Lexie erzählt hatte, beeindruckte mich. Er war direkt offen und vertrauensselig gewesen, im Gegensatz zu den anderen Wölfen.

Sie hatten mich eher wie aus Glas behandelt. Bloß nichts falsches sagen, alles gut finden und ganz viele Komplimente machen. Das war so falsch und hatte mich direkt abgeschreckt. Bei den anderen hatte ich nicht das Gefühl gehabt, sie wirklich kennengelernt zu haben. Bei Logan hingegen schon.  Dann war da noch dieses verräterische Kribbeln. Ich spürte, dass es ein Hinweis sein sollte und haderte mit mir, ob ich mir von einer Göttin meine Wahl vorschreiben lassen sollte.

Dadurch fühlt es sich nicht mehr, wie meine Wahl an. Aber hatte ich die überhaupt? Hin und her gerissen sprang ich unter die Dusche und versuchte vor dem Schlafen noch einen klaren Kopf zu bekommen. Das gelang mir allerdings mäßig und selbst im Bett konnte ich nicht wirklich abschalten. Morgen würde ich meine Entscheidung verkünden müssen.

Lunas Chosen OneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt