IX. 1. Toiletten-Blues

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Episode 9

Toiletten Blues

Live in Concert

von lasdalias


Es ist, wie wieder 16 sein. Nur diesmal ein wenig besser, weil Tom zwölf ... oder auch dreizehn ... Pillen eingeworfen hat und gewissermaßen auf Vollgas fährt. Ja, er hat einen Weg, ein Ziel!

Das ... Mädchenklo.

Nun gut, es könnte epischer sein, doch an den örtlichen Gegebenheiten lässt sich nun mal nichts ändern.

Und was schon damals peinlich war, ist es blöderweise noch immer – nur dass Tom inzwischen auch noch ein erwachsener, männlicher Professor ist, der in einer Mädchentoilette noch weniger zu suchen haben sollte als damals.

Daher auch die Pillen. Anders geht es gar nicht, sein Vorhaben erfordert kristallklare Konzentration und Nerven aus Stahl. Man stelle sich nämlich nur einmal den Aufschrei vor, wenn ihn jemand bei seinem bizarren Spaziergang erwischt.

Professor Riddle, Lord Voldemort höchstpersönlich, treibt sich auf dem Mädchenklo im zweiten Stock herum. Da würde wohl sogar Lucius vor Verwunderung auf seiner eigenen Schleimspur ausrutschen. Es wären miese Schlagzeilen, und nicht nur Crémant-Armand würde sich hämisch die Hände reiben und all seine bitterbösen Annahmen über Tom bestätigt sehen. Fieser Klatsch in der ganzen Welt der Magie wäre das!

Und wie nur sollte Tom es rechtfertigen? Nein, nein, Sie missverstehen – ich wollte eigentlich nur die Kammer des Schreckens öffnen?

Pest und Cholera. Die Wahrheit ist fast noch schlimmer als die Lüge ...

Statt sich mit dem Klo-Gedanken abzufinden, hätte Corvinus Gaunt ja wohl seinerzeit anstelle von Toiletten-Zugängen versuchen können, die WC-Bauarbeiten von Salazar Slytherins Falltür zur Kammer des Schreckens wegzulocken. Tom kann sehr überzeugend sein, ihm wäre es sicher gelungen. Aber nein! Wegen dieses Einfallspinsels sieht sich ausgerechnet Lord Voldemort nun gezwungen, Slytherins geheime Hallen durch eine Damentoilette zu betreten!

Wie entwürdigend, seit jeher. Tom seufzt lethargisch. Alles, was man nicht selbst macht ...

Aber es hilft nichts. Er muss seine alte Freundin besuchen und das scheue Ding dazu bekommen, die Kammer nach weiteren Dekaden auch einmal wieder zu verlassen.

Mit 16 war er davon ausgegangen, dass sich ein Basilisk vor ihm erheben würde. Doch das war nicht der Fall.

Es war eine Basiliskin.

Eigentlich hatte er ihr niemals einen Namen geben wollen, aber irgendwann wurde es einfach praktischer, sie persönlich anzusprechen. Er fand schon immer, dass sie eine Daisy ist, aber Daisy glaubte seit jeher, dass sie keine Daisy sei ...

Eine schüchterne Basiliskin mit Einwänden hinsichtlich ihrer Taufe. Tom kann selbst jetzt noch lediglich den Kopf schütteln.

Eines Tages hatte jedenfalls Mulciber, dieser Schwachkopf, aus dem Familienurlaub in Spanien ganz besonderen Kürbissaft mitgebracht und an alle im Jahrgang verteilt. Wahrscheinlich hatten seine reichen Eltern einen noch reicheren Sponsoren aufgetan und daher eingewilligt, das klebrige Gift der Marke Zumito nach Hogwarts einzuschleusen. Nur, um so viele Kinder wie möglich auf den Geschmack zu bringen und abhängig zu machen wie von den rosa Pillen ... Und Tom wünscht sich heute noch, er hätte die dämliche fancy Glasflasche einfach stehen gelassen – aber nein! Er musste ja ausgerechnet in der Kammer des Schreckens elendigen Durst bekommen und, da nichts Besseres griffbereit war, den spanischen Saft vor Daisy auspacken.

Professor Riddles ScheiterhaufenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt