VII. 3. Akademisches Survivaltraining

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Kapitel 3

„Meine Hilfe?"

Anscheinend wird das langsam zur Gewohnheit. Mit einem ganz und gar unvoldemortschen Gefühl der Unsicherheit blickt Tom Slughorn an. Nicht, dass er wirklich unsicher ist, aber dieser däumlinghafte Tom bringt ihn ziemlich aus dem Konzept. Bis auf den Vornamen hat der Junge zwar rein gar nichts mit ihm gemeinsam – er hat blassrote Locken und eine Knollnase. Außerdem ist er ein Hufflepuff, wie Tom inzwischen erfahren hat. Aber allein schon die Vorstellung, dass jemand, der Tom heißt, so klein sein kann, gefällt Tom ganz und gar nicht.

„Was soll ich tun?"

Slughorn fixiert ihn mit ernstem Blick. „Beschaffen Sie mir diese Zutat. Sie sind der einzige, der es kann. Sie arbeiten in so vielen Hilfsorganisationen. Sie haben mir das Leben gerettet, als mein Labor von ätzendem Schleim geflutet wurde. Und vor allen Dingen haben Sie versprochen, das Problem dieser beiden bedauernswerten Däumlinge zu lösen!"

(Ha! Da hast du es! Du behauptest, du kannst Stroh zu Gold spinnen? Dann zeige jetzt, dass du es wirklich kannst! – Was soll der Unsinn? Warum kommst du mir jetzt mit diesem dämlichen Muggel-Märchen? – Du hast erst Slughorns Labor zerstört. Dann hast du sein Klassenzimmer zerstört. Und die Schüler geschrumpft. Bist du sicher, dass du all diese Probleme lösen kannst, bevor herauskommt, wer in Wahrheit dafür verantwortlich ist? – Halt deine verfluchte Fresse! Natürlich bin ich nicht dafür verantwortlich. Lord Voldemort ist nie für die Entstehung der Probleme zuständig, nur für ihre Lösung. Alles, was Lord Voldemort tut, ist gut. – Ach ja? Nun, dann beweise es!)

Tom räuspert sich. „Nichts leichter als das. Ich habe Ihnen ja bereits gesagt, dass das Lösen von Problemen sozusagen mein zweites Selbst ist. Um was für eine Zutat handelt es sich denn?"

Slughorn mustert ihn eine Weile schweigend, als wäre da noch etwas zu überlegen, ehe er sich einen Ruck gibt und erwidert: „Es handelt sich um eine ganz besondere Pflanze. Sie wächst im Verborgenen, an schwer erreichbaren Orten. Bekannt ist sie vor allem unter dem Namen Moly."

„Moly?" Tom hebt die Augenbrauen. „Ist das nicht eine Pflanze aus der Muggel-Mythologie – und in Wahrheit nichts anderes als Knoblauch?"

Slughorn streift ihn mit einem vernichtenden Blick. „Nur Muggel halten die Moly für Knoblauch! Sie als Zauberer sollten es besser wissen. Die Moly ist eine der wirkmächtigsten magischen Pflanzen überhaupt."

Mächtig? Das klingt gut. Vielleicht kann er ein wenig für sich selbst abzweigen...

„Und wo finde ich diese Pflanze?", will er wissen.

„Nun", entgegnet Slughorn geheimnisvoll, „das ist die Frage, nicht wahr? Wollen wir doch einmal sehen..."

Er zieht ein Buch zu sich heran, das schon auf seinem Pult bereitliegt. Groß und alt und abgegriffen. Mit sicherer Hand schlägt er eine bereits markierte Seite auf und hält sie Tom hin. Sofort springt diesem die Abbildung einer Pflanze ins Auge, mit einer runden, schwarzen Wurzel, einem zierlichen Stängel und einer milchweißen Blüte, so hell, dass sie beinah aus dem Buch heraus zu leuchten scheint. Neben der Pflanze steht in verschlungenen Buchstaben ein Text, eine Art Gedicht:

Die Moly wächst in Zauberwäldern,
An Orten, wo der Mondstaub tanzt,
Auf blütenfrischen Sternenfeldern,
Allein von der Natur gepflanzt.

Wird sichtbar erst bei Dunkelheit,
Am Tage scheint sie wie verflucht,
Gefunden hat zu aller Zeit
Sie nur, wer reinen Herzens sucht.

Professor Riddles ScheiterhaufenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt