Kapitel 3
„Sie sind zu spät, Professor", frotzelt irgendein Slytherin mit grundlos stolzgeschwellter Brust. Fast wie diese Potter-Brillenschlange ...
Wehenden Umhangs rauscht Tom an sein Pult. „Ich bin niemals zu spät, Mr ..." Wie hieß er noch gleich? Egal. „Mr Überpünktlich ... Ich hatte nur Wichtigeres zu tun – setzen Sie sich. Sie alle! Na, wird's bald?" Er sieht in die unmotivierten Gesichter der Klasse. „Besprechung der Hausaufgaben. Alle legen ihre fünf Seiten Pergament mit dem Aufsatz auf den Tisch, dann wähle ich nach Zufallsprinzip aus, wer seine Argumente für und wider den Einsatz von Irrwichten vorliest."
„Hausaufgaben?", ruft eine Schülerin skeptisch aus. „Wir hatten doch dazu noch gar keine Hausaufgaben! Professor, verwechseln Sie vielleicht wieder die Klasse?"
Wieder?
„Die Gryffindors und Hufflepuffs hatten den Irrwicht bereits mit Ihnen durchgenommen, aber wir –"
„Das war lediglich ein Test, ob Sie alle wach sind", ruft Tom laut dazwischen und nickt todernst. „Sehr gut aufgepasst, Miss ... Miss Missy. Fünf Punkte für ..." Er sieht zu ihrer Krawattenfarbe. „Für Ravenclaw!"
Wer würde auch sonst klugscheißern ...
„Also schön!" Tom klatscht in die Hände. „Öffnen Sie Ihre Bücher, offensichtlich das Kapitel über Irrwichte – wir gehen über in eine stille Leseübung."
„Wie immer", hört er es gedämpft aus einer der vorderen Reihen brummen.
„Wie bitte, was?", ruft er süffisant in den Raum. „Möchte sich hier vielleicht jemand an Kritik oder Fragen üben?"
Schweigen im Walde.
„Fein, das dachte ich mir." Tom nickt und lässt sich auf seinem Pult nieder. „Lesen Sie die zehn Seiten, ich will indes absolute Stille."
Durch die Schülerreihen geht ein kollektives Seufzen.
„Na machen Sie schon, los!" Tom wedelt ermunternd mit den Armen, bis die Meute endlich ihre alten, zerfledderten Bücher auf den Tisch legt und lustlos zu lesen beginnt.
Wunderbar. Endlich Schweigen. Welch einmaliger, herrlicher Moment der völligen Ruhe, im geistigen Einklang, bei maximaler –
Irgendjemand tuschelt mit seinem Nachbarn.
Nicht in seiner Klasse!
„Sie da!", raunt Tom und nickt dem Unhold zu. „Lesen. Na los!"
„Wozu sollte ich?", fragt der Slytherin gequält, jetzt, da er ohnehin schon auf dem Radar ist. „Von den Gryffindors weiß ich sowieso schon, wie diese Stunde ablaufen wird. Sie machen immer dasselbe mit Ihren Klassen ..."
Jetzt wird es aber Frühling! Tom wird einen Teufel tun und auch noch seinen Unterricht auf verschiedene Klassen zurechtschneidern! Auf all die zarten Persönchen eingehen? Das könnte ihnen wohl so passen!
„Ein- und dieselbe Stunde für alle ist nur gerecht", knurrt er. „Und jetzt lassen Sie Ihren Kopf wieder gen Buchseiten wandern, andernfalls belege ich Sie dafür mit einem Imperiusfluch."
Der Schüler verzieht grimmig das Gesicht, tut schließlich aber, wie ihm geheißen. Geht doch ... Endlich widmet sich die Klasse erneut dem Kapitel und hält den Rand.
Tom betrachtet indes sich selbst in der stibitzten Zeitung auf dem Foto von 1945. Auch die Jahrberichte sind gar nicht so uninteressant, wo schon der Unterricht so lähmend plump ist.
(Es liegt nicht an ihm. Es ist der Lehrplan. Offensichtlich.)
Gefühlte Stunden vergehen, bis sich wieder alle genauso wie Tom zu langweilen scheinen.
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Professor Riddles Scheiterhaufen
FanfictionOktober 1975 - Den diesjährigen Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste hat es bereits dahingerafft, was an und für sich ja nicht so tragisch wäre, hätte Hogwarts nicht auch noch ein gewaltiges Imageproblem. Dumbledore beschließt, das Probl...