XV. 2. Krisenmanagement

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Kapitel 2


„Nehmen Sie Platz, meine Lieben", heißt Dumbledore sie salbungsvoll willkommen, „schön, dass Sie es wieder alle einrichten konnten." Sein Blick schweift sofort zu Tom. „Werter Kollege, wir wollen es nicht allzu spannend machen, zwei Wochen sind vergangen - wo sind die Gelder?"

Tom wird gleich wieder wütend. Er kommt nicht umhin festzustellen, dass zunehmend eine ganz und gar kontrollsüchtige Persönlichkeitsstruktur beim alten Rauschebart hervorblitzt.

„Dass Sie immer mit der Tür ins Haus fallen müssen, ich arbeite eben noch daran, aber zwei Wochen sind ja auch denkbar knapp -"

„Tom, Sie haben kläglich versagt, wir sind keine einzige Galleone reicher", behauptet Dumbledore, „entsprechend müssen wir nun also den Elternabend planen."

„Aber was soll der Elternabend denn bitteschön bringen?", stöhnt Tom.

„Keine Sorge, das verrate ich Ihnen", erwidert Dumbledore nur allzu gütig. Doch nicht nur das - auch nach einem Keks, gedippt in Scheibenkleister, hat er inzwischen gegriffen.

Es ist wie eine Seuche. Eine Krankheit, die das Hirn zerfrisst - mit jedem Bissen dieses versabberten Backwerks greift sie mehr um sich. Niemand scheint sicher. Keiner außer Tom begreift, wie ekelerregend die Herstellung dieser Scheußlichkeiten aus Dinkel ist ...

„Ich erkläre es von Anfang an. Wie Sie alle wissen, ist die Schule in einem desolaten Zustand." Ein wenig trüb sieht er in die Runde und während die meisten Professoren einfach vermeintlich neutral Löcher in die Luft starren, nickt Tom demonstrativ heftig. „Ja", seufzt Dumbledore und tunkt seinen Keks auch noch in eine kleine, dünnwandige Teetasse. „Ich weiß ja, Tom, ich weiß ... Nun, aufgrund dessen werden wir den Elternabend dazu nutzen, die Mütter und Väter unserer Schüler in unaufdringlicher Weise darauf hinzuweisen, dass Spenden uns sehr zuträglich wären."

Den Umstand, dass der Elternsprechtag zunächst wohl aus Tadel ob der Unfähigkeit der Kinder, dann aus Bettelei zu bestehen hat, lässt der Direktor für einen Moment lang sacken und nutzt diese Sprechpause für einen herzhaften Keksbiss.

Es ist unangenehm still. Jedes einzelne Kaugeräusch ist hörbar.

Unerträglich, wenn nur endlich einmal alle ehrlich wären.

„Ich spreche es jetzt aus", platzt Tom schließlich, selbst wenn es sein Bestreben war, sich ein einziges Mal kleinlaut aus der Schusslinie zu halten. „Wir sind Professoren - keine freiwilligen Helfer mit Klingelkassen in der Hand."

„Vor zwei Wochen hatten Sie sich noch freiwillig für die Klingelkassen angeboten, weil Sie eben kein wirklicher Professor sind und immerhin mit einem von beidem dienen mussten", raunt McGonagall und verdreht die Augen.

„Ach Minerva", flüstert Slughorn wohlwollend, „der arme Tom hat nach seinem heillosen Misserfolg eben seine Meinung geändert."

Mitleid von Slughorn.

Welch ungeahnt schrecklicher, neuer Tiefpunkt ...

„Und weil unser Schlagerstar wieder keine Leistung bringt, sollen wir nun alle betteln?" Kennedey verschränkt die Arme vor der Brust. „Ich bin tatsächlich Professor - kein freiwilliger Helfer mit einer Klingelkasse."

„Sie sind an diesem Elternabend allesamt beides, ansonsten winken Sie besser schon Ihrer Gratifikation", erwidert Dumbledore ungewohnt streng, nachdem er endlich den Dinkel geschluckt hat. „Sie sind keine Freiwilligen - ganz recht - Sie sind eloquente, intelligente Mitglieder der magischen Gesellschaft mit einer Professur an der renommiertesten Zauberschule Großbritanniens, deren Schulleiter ich bin. Und ich will, dass Sie einen Spendenaufruf in schöne Worte kleiden. Wenn Sie das nicht können, wer sollte es sonst? Sie haben eben ganz besonders professionell am Elternabend zu agieren."

Professor Riddles ScheiterhaufenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt