Professor Riddles Scheiterhaufen

VI. 1. Gedächtnispotpourri

Episode 6 

 Gedächtnispotpourri

Ein Obliviate – schon hat man den Salat!

von A- 7064

Kapitel 1

Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der Schönste im ganzen Land?

Was soll einem beim Spiegellabyrinth auch anderes einfallen? Die abertausend Anhängsel, in allen Größen und mit jeglichen Zerrwirkungen, laden geradewegs zu dieser Frage ein. Ein Blick ins Gruselkabinett namens Lehrerzimmer und die Antwort ist glasklar: Tom Riddle. Eindeutig und mit Abstand.

Mit einer beiläufigen Handbewegung streicht er sich über seinen Scheitel und die Haare hinter die Ohren. Die Schmalzlocke sitzt heute perfekt, sein Spiegelbild ist blendend.

Fuck! Verwirrte Blicke der Herren und Damen Professoren, als er sich seine Hand gegen die Stirn klatscht. Natürlich meint er Lord Voldemort. Wer ist dieser Tom Riddle? Dass das so lang gedauert hat, ist besorgniserregend, aber momentan hat er andere Probleme.

Mit einem innerlichen Bombarda schließt er die Tür hinter sich und läuft um den runden Tisch, der den kleinen Raum fast vollständig einnimmt. Es hat etwas von König Arthurs Tafelrunde, findet Tom, wenn Kamelot der Name einer bankrotten Irrenanstalt wäre.

„Was ist das?", fragt plötzlich jemand. „Pssssssssssst!"

Abrupt hält Tom inne. Wer hat das gesagt?

„Habt ihr auch das Rasseln gehört?"

Noch immer kann er den Sprecher nicht ausmachen, doch die Stimme kommt ihm altbekannt vor. Er schielt von McGonagall über Mokes zu Kennedey, die bei Andorra und St. Clair sitzt. Hui – so viele Frauen auf einem Fleck. Wo ist er gelandet – beim Landfrauenbund?

Ausnahmslos alle, nicht nur die Weiber, starren ihn argwöhnisch an, als wäre er in einer Badehose zur wöchentlichen Lehrerbesprechung aufgetaucht. Ihre Mienen sind eingefroren, die Mundwinkel zu hässlich grinsenden Gesichtern getackert. Tom ist schon schlechter begrüßt worden und macht achselzuckend einen Schritt auf einen freien Platz zu.

Es rasselt. Halt! Er rasselt – das halbvolle Glas mit pinken Pillen in seiner Manteltasche ist für ihn zu einem ständigen Hintergrundrauschen geworden. Das Schloss ist groß und meistens muss er sich keine Gedanken machen, doch nun...

Ein Blick zum Gruselkabinett zeigt, dass man die Kinderrassel und ihn bereits zusammengezählt hat. Na und? Was soll es schon verraten? Er trägt eine Phiole mit sich, ja, aber deren Inhalt ist und bleibt für die anderen ein Rätsel.

Trotzdem will er zu „seinem" Platz finden, ohne auf Schritt und Tritt beobachtet zu werden. Aufmerksamkeit liebt er zwar, aber zu seinen Bedingungen und besonders nicht zu einem überteuerten Preis. Nach der desaströsen Slug-Club-Party will er sich ein wenig bedeckt halten, um den wilden Gerüchten um ihn den Garaus zu machen.

Laut pfeift er das erste Lied, das ihm einfällt, um die verräterischen Laute zu übertönen. Er muss um den halben Tisch, nur noch wenige Plätze sind frei und als er ihn erreicht, steht der Hocker vor ihm. Aus Gründen der Unauffälligkeit lässt er sich ohne Protest drauffallen und die Pillen rasseln ein letztes Mal.

Oder wäre es unauffälliger gewesen, wenn er lauthals gemeckert hätte? Es ist sowieso schon zu spät.

„Tonio Rebell, es gibt nichts zu leugnen", sagt Mokes.