VI. 3. Gedächtnispotpourri

7 5 0
                                    

Kapitel 3

„Gilderoy!"

„Tom!"

Irritiert hält er inne. „Für Sie immer noch Professor Riddle."

„Professor, da wir gemeinsam Geschäfte machen, schlage ich vor, dass wir diese Floskeln hinter uns lassen. Unsere Verbindung ist längst über den Punkt, wo höfliche Anreden angemessen sind, hinaus."

Tom schnauft wie ein Drache mit Bauchschmerzen. „Das entscheide immer noch ich. Wollen Sie Nachsitzen haben, dann sprechen Sie mich noch einmal so an."

„Möchte ich nicht, dann kann ich jetzt gehen? Das hier ist nicht Nachsitzen?"

„Das ist nicht Nachsitzen, aber Sie können nicht gehen."

Gilderoy seufzt herzzerreißend.

„Nun werden Sie endlich fertig", brummt Tom. „Und freuen Sie sich gefälligst. Sie sind Schulsprecher und damit immer für extracurriculare Aktivitäten zu haben. Oder müssen Sie noch Katzenkehrseiten ausmalen?"

Protestierend öffnet der vermaledeite Schulsprecher den Mund, dann schließt er ihn wieder. Sehr gut, so ist es fein. Es kann ja nicht sein, dass er sich mit der Auswahl des Schulsprechers selbst ein Bein gestellt haben könnte. Zu allem Unglück macht Gilderoy seine Lippen wieder auf, um zu fragen: „Weshalb bin ich denn hier, Professor? Sie sagten, Sie brauchen meine Hilfe."

„Selbstverständlich brauche ich nicht Ihre Hilfe." Lord Voldemort braucht überhaupt keine Hilfe, erst recht nicht von einem selbstverliebten Drei-Käse-Hoch. „Ich habe eine Aufgabe für Sie. Eine sehr ehrenwerte noch dazu: Sie dürfen mich darstellen."

Verwirrt kratzt Gilderoy sich am Kopf. „Wie?"

Wie? Der Bengel fragt wie? „So naturgetreu wie möglich."

„Ach, ich soll schauspielern!"

„Ja, eine Herausforderung wird sein, dass wir es ohne Vielsafttrank machen müssen. Sie werden mein jüngeres Ich darstellen. Einen 17-jährigen Tom Riddle." Das muss dieser Hans Wurst doch schaffen. „Damit sollten Sie wenigstens einen Funken an Erfahrung haben."

Gilderoy schluckt vielsagend und sieht schon jetzt überfordert aus. „Ich kann es versuchen, Sir."

„Nicht versuchen sollen Sie es, sondern Ergebnisse liefern."

„Ich werde mein Bestes geben."

„Noch so ein Satz. Streichen Sie sich diesen gleich aus Ihrem Wortschatz und machen Sie einfach das, was ich Ihnen sage."

„In Ordnung, Professor, doch ich habe da noch eine Frage zum Prozedere." Lockhart grinst über beide Backen. Seine engelsgleichen blonden Locken fliegen flockig um seinen Kopf, als er seine Nase in die Höhe reckt. „Was erhalte ich im Gegenzug?"

„Sie wollen eine Gegenleistung?", krächzt Tom, dann sieht er nur noch rot. „Wie können Sie es wagen? Wie können Sie so undankbar sein? Wenn Sie die Gelegenheit nicht zu schätzen wissen, dann wende ich mich eben an Lucius." Lucius ist einen Kopf größer als er – da würde er mit einem Verkleinerungstrank, erst einmal niedrig dosiert, rangehen müssen. Ein Desaster, die Zeit hat er nicht. Slughorns Abendessen ist bereits ... nun am Abend.

„Schon gut. Natürlich bin ich dankbar für die Chance", lenkt Gilderoy schnell ein, ängstlich eine günstige Gelegenheit zur Machtansammlung und Einschleimung zu verpassen. Gierig greift er nach einer Perücke, die Tom aus einem Glas verwandelt hat, und zerrt sie sich über den Kopf. Sie sitzt nur halb. Blonde Strähnen lugen überall heraus und er sieht rundherum lächerlich aus. Dazu noch das breite, dümmliche Grinsen.

Professor Riddles ScheiterhaufenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt