Episode 5 – „Kollegiale Animositäten"
Kapitel 2
Zeit für Scharade. Tom ist ja durchaus flexibel im Tragen von Masken, doch ihm wird schon übel, wenn er nur daran denkt, wie ihm alle im Rahmen alkoholisierten Small Talks Fragen stellen werden ...
Die Dialoge kann er sich schon jetzt ausmalen.
Frage: Was haben Sie denn nach Ihrem fantastischen Schulabschluss getrieben? Sie waren unser aller Hoffnung auf einen vorbildlichen Karrieristen!
Antwort: Das geht Sie einen feuchten Kehricht an!
Frage: Wo kommen Sie denn nun eigentlich her, Tom? Fragen wir uns seit Jahren! Kennen wir Ihre Familie? Schreiben Sie oft Eulenbriefe an sie?
Antwort: Das geht Sie einen noch feuchteren Kehricht an, weil ich meistens alle klammheimlich töte, die Briefe erhalten könnten! Obliviate!
Frage: Sie waren ja schon immer wirklich gut aussehend, aber irgendwie haben Sie sich verändert, kann das sein? Sie sehen etwas ... wächsern aus? Ja, gar mitgenommen! Geht es Ihnen gut? Kennen Sie denn schon dieses gute Hautpflegeprodukt, das neuerdings in der Hexenwoche beworben wird?
Antwort: Avada Kedavra!
Doch es nützt nichts. Noch eine ausreichend übertriebene Dosis der aus dem Krankenflügel entwendeten rosa Pillen – an welchen er unlängst herumgedoktert hat, um die ultimative Mischung aus stoischer Seelenruhe und explosiver Energie herauszukatalysieren – und dann rein ins Vergnügen.
Die Dinger knallen direkt ganz schön. Er hat mal wieder ganze Arbeit geleistet. Aber wie auch nicht? Wenn einer astreinen Stoff produzieren kann, dann ja wohl Lord Voldemort!
Wie hochkonzentriertes Koffein direkt in der Blutbahn, wie Hummeln im Hintern und machiavellistischer Tatendrang, gepaart mit dem felsenfesten Wissen, dass ihn so schnell nichts aus der Ruhe bringen kann. Er ist förmlich unverwundbar! Sein Hirn prickelt, seine Hände noch mehr, aber sein geschärfter Geist arbeitet auf Hochtouren – kristallklar und gelöst zugleich.
So soll das. Zum Angriff!
Zügig ist gar kein Ausdruck. Mit dem Pillenschub in den Beinen rennt er förmlich zum Ort des Geschehens.
Ja, Tom kennt die Räumlichkeiten des Slug-Clubs noch in- und auswendig. Doch nicht länger betritt er sie als Schulsprecher oder Ohnegleichen-Musterschüler. Auch nicht nüchtern. Nein, Tom Riddle ist nun ein vollgedröhnter Professor, der laut und manisch Was Kostet Die Welt rufen will. (Er tut es nicht. Aber er würde es gern.)
Er fühlt sich unglaublich. Frei. Verwegen. Klüger als alle im Raum.
Lord Voldemort – verdeckter Revolutionist, brillanter Literat – auch wenn die magische Welt sein Genie noch erkennen muss – verdienter Professor.
„Mr Riddle?"
„Professor Riddle", korrigiert er gereizt und dreht sich prompt um.
Ioan Kennedey – Wahrsagen.
Emmi Mokes – ‚Besensagen' und ‚Wahrreiten' ...
Josephine St. Clair – Runen.
Da begrüßt ihn ja wirklich direkt die Kavallerie der unwichtigen Unterrichtsfächer ...
„Sie sind auch hier?", fragt St. Clair und hickst.
„Entschuldigung, auch?" Ungläubigen Blickes schüttelt Tom den Kopf. Was will die dämliche Schnapsdrossel denn damit implizieren?
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Professor Riddles Scheiterhaufen
FanficOktober 1975 - Den diesjährigen Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste hat es bereits dahingerafft, was an und für sich ja nicht so tragisch wäre, hätte Hogwarts nicht auch noch ein gewaltiges Imageproblem. Dumbledore beschließt, das Probl...