XI. 1. Tauchgang um Mitternacht

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Episode 11

Tauchgang um Mitternacht

Taler, Taler, du musst wandern

von Klybneeka und A-7064


Selten hat es jemand geschafft, die Eskalationsleiter bis zur letzten Stufe zu erklimmen, doch mit dieser absolut legendären Feier ist Tom nun endlich im Partyolymp angekommen. Zufrieden, wenn auch mit einem brummenden Schädel so dick wie ein aufgeblähter Klatscher, liegt Tom in seinem Bett. Er starrt empor zur Decke; vor seinem geistigen Auge spielen sich die wildesten Szenen des vergangenen Abends ab.

Noch immer schmeckt er den Kuss des Schlammbluts auf seinen Lippen, ätzend und irgendwie salzig, doch sein Magen gibt nichts mehr her. Die ganze Nacht hat er durchgekotzt.

Die Sache mit dem Diadem fuchst ihn ungemein, aber auch hierfür fehlt die Kraft, obgleich eine seltsame Zufriedenheit in seinem Herzen brodelt. Der Abend ist gelungen, auch wenn er, genau genommen, in die Hose gegangen ist.

Die Unterhaltung mit Dumbledore schwirrt in seinem Gedächtnis vorbei, kurz und dennoch lang genug, um ihn für eine Sekunde in Rage zu versetzten. Die alte Spaßbremse schafft es einfach immer, die Laune zu verderben. Aber gut, damit würde er sich später beschäftigen. Bisher hat er den Vorfall der rothaarigen Hexe untergejubelt und er würde dafür Sorge tragen, dass es dabei bleibt.

Wenn er schon nicht James, den Affen, losbekommt, so sicherlich Lily. Wenn sich einmal der Vorwurf bestätigt, sie habe den Schülern die Drogen untergemischt, würde sie nichts mehr in der Schule halten können. Außerdem hätte Tom dann einmal mehr einen Argument, das gegen Schlammblüter spricht.

Selbstgefällig verschränkt er die Arme hinter seinem Kopf und atmet tief durch. Das Leben kennt weder Ethik, noch Moral - aber durchaus Fairness.

Er schließt die Augen, denn eine schwere Welle der Müdigkeit rollt erneut an. Doch ehe er auch nur ansatzweise im Traumland ankommt, reißt ihn der schrille Alarm seines Weckers aus den sanften Gefilden des Schlafs. Mit einem schrillen Schrei schreckt er auf und fällt beinahe seitwärts aus den Federn, doch er rettet sich im letzten Moment mit einem Koalagriff um sein Kissen. Panisch wandern seine Augen zur Uhr - 5.30 Uhr! - oh nein, der Unterricht steht wieder an.

Grunzend nimmt er das Elend zu Kenntnis, doch glücklich ist er nicht. Wer auch immer sich ausgedacht hat, nach einer Halloween-Party am nächsten Tag ganz normal den Unterricht fortzusetzen, ist nicht nur ein Schwachkopf, sondern sollte zur Exekution freigegeben werden. Tom würde da nachhaken, auf wessen Mist das gewachsen ist.

Quälend langsam schält er sich aus dem Bett und grummelt vor sich hin. Selbstgespräche - sie sind in letzter Zeit häufiger geworden. Immerhin ist Tom noch der einzig normal denkende Gesprächspartner dieser Schule. Der Quark, den alle anderen von sich geben, ist nur schwer erträglich und zäher herunterzuschlucken als trockener Brei.

Als Tom, eher schlecht als recht, in der Großen Halle zum Frühstück auftaucht, reißt es ihn fast aus den Latschen. Es sieht aus, als haben hunderte Bombarda-Flüche auf einmal eingeschlagen. Überall liegen zerbrochene Gläser und Teller, das Buffet gleicht einem Schlachtfeld. Die liebevoll gestaltete Halloween-Dekoration ist komplett zerfleischt worden.

Kein einziger Schüler ist zugegen. Einzig grimmige Gesichter an der Lehrertafel starren ihn mit leeren Augen an. Als er sich ihnen nähert, schauen einige demonstrativ weg. Andere folgen seinen Schritt mit urteilendem Kopfschütteln.

„Guten Morgen zusammen", grüßt er, doch als Antwort kommen Nasenrümpfen und heruntergezogene Mundwinkel, die ihn an Kinderpuppen erinnern.

„Findet heute etwa kein gemeinsames Frühstück statt?", fragt er, während er sich ein Lätzchen um den Kragen wickelt. Bevor noch einmal schleimiger, pappiger Brei auf ihm landet, ergreift er lieber diese Vorsichtsmaßnahme, auch wenn sie nicht wirklich ästhetisch aussieht.

Professor Riddles ScheiterhaufenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt