Kapitel 26

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„Was hast du jetzt schon wieder angestellt?" Seufze ich und bin mehr als gespannt auf seine Antwort.
„Till hat mir erzählt, dass ihr jetzt Streit habt, wegen mir."
„Richard, komm zum Punkt! Was ist los?"
„Normalerweise braucht Till nach dem Auftritt immer eine Frau, nun ja- du weißt schon. Und es gibt eben immer sehr viele freiwillige- und diesmal kam eben diese Blondine und hat nach Till gefragt. Ich dachte, die beiden haben sich vorher schon Bekanntschaft gemacht, und für ihn wäre das in Ordnung. Also habe ich sie in Till's Zimmer geschickt. Es tut mir so leid! Ich wusste ja nicht, dass ihr beiden euch endlich mal eure Gefühle gestanden habt."
Moment was?!
„Was?!" Bringe ich nur entsetzt hervor. Oh Man! Dann habe ich Till ernsthaft umsonst beschuldigt- und er hat mir noch geschworen, dass er nichts gemacht hat. Wieso habe ich ihm nicht geglaubt?!
„Bitte Isa, ich wusste das nicht!" Verzweifelt versucht Richard sich zu entschuldigen.
„Ist okay Richard. Aber ist Till bei euch?"
Ich muss jetzt dringend zu ihm. „Nein- Ich denke mal er ist bei sich in der Wohnung."
Ich verabschiede mich schnell und zwänge mich wieder in mein Konzertoutfit. Meine Lederjacke werfe ich mir ebenfalls über, da es arschkalt draussen ist. Es ist bereits nach null Uhr, aber Till geht jezt neunmal vor.
Ich verlasse das Hotel und laufe die dunklen Straßen von Berlin entlang. Etwas unwohl fühle ich mich schon. Vor allem in diesem freizügigen sexy Outfit. Mit Till habe ich mich nachts immer sicher gefühlt, aber alleine? Ich bin erst seit knapp zwei Minuten unterwegs und schon bekomme ich Blicke von Typen zugeworfen, welche an mir vorbeilaufen. Teilweise jüngere und teilweise viel viel ältere als ich. Wahrscheinlich älter als Till.
„Na Süße?" Quatscht mich ein Mann an, ca Mitte dreißig schätze ich. Den Alkohol ist das erste, was man riecht. Dieser Mann hier ist stockbetrunken. Ich versuche ihn zu ignorieren und laufe einfach weiter. „Jetzt warte doch mal." Er lässt nicht locker und kommt auf wackeligen Beinen vor mich gelaufen. „Lass mich." Sage ich bloß und setze meinen Weg fort. Ich krame mein Handy heraus und wähle sicherheitshalber Till's Nummer:
„Hol mich ab bitte. Notfall! Bin zwei Straßen entfernt vom Hotel." Kurz nachdem ich die Nachricht abgeschickt habe, labert mich der Fremde wieder an. „Will doch nur bisschen Spaß." Er hebt seine Hand und hält sich an meinem Arm fest. „Sorry, aber kein Interesse." Ich versuche loszurennen und mich aus seinem Griff zu befreien, doch vergeblich. „Du bleibst!" Schreit er mich an. Ich höre wie mein Handy in der Hosentasche vibriert, doch keine Chance jetzt ans Telefon zu gehen. Till wird kommen. Da bin ich mir sicher. Er würde mich nicht im Stich lassen, wenn ich schreibe, dass es ein Notfall ist.
„Ich habe einen Freund, klar? Und der wird nicht sehr erfreut sein." Versuche ich ihm klar zu machen. „Und?" Zuckt er bloß mit den Schultern. Was ist denn mit dem falsch?!
„Sag mal- was ist deine Lieblingsband?" Frage ich komplett random und der Typ schaut mich mit einem schrägen Blick an. „Kein Bock auf Smalltalk, lass dich doch mal flachlegen. Aber weil du's bist: Rammstein, wieso?"
Hab ich's mir doch gedacht.
„Dann habe ich eine Überraschung für dich."
Sage ich, als ich Till aus dem Augenwinkel sehe, wie er den Typ vor mir mit voller Wucht zur Seite schubst. „Boah, du bist ja der Rammstein Typ, geil." Murmelt der bloß und taumelt zur Seite. „Komm jetzt mit", er packt mich erneut am Arm, doch diesmal schreitet Till ein. „Lass die Finger von ihr, sofort." „Bro chill, will sie nur mal ausleihen."
„Du fasst meine Freundin nicht an!"
„Oh ist sie deine Freundin? Na dann könnten wir ja zu dritt-" Doch weiter kommt er nicht, da Till mit seiner Faust ausholt und gegen seine Wange schlägt. Der Fremde taumelt zur Seite und lässt sich auf den Boden fallen.
„Komm", Till nimmt meine Hand und zieht mich mit. Ein paar Meter entfernt steht sein Auto, in welches wir einsteigen. „Was wolltest du draußen überhaupt?" Besorgt mustert er mich und zum ersten Mal seit unserem Streit sehe ich ihn an. Seine Augen sind rot und viele Adern bahnen sich durch diese. Hat er etwa geweint? Das passt sonst gar nicht so zu ihm- aber vielleicht hat ihn dir ganze Sache doch mitgenommen.
„Ich wollte zu dir." Gebe ich geschlagen als Antwort und senke meinen Blick wieder. „Du hättest doch bis morgen warten können. Ich laufe nicht weg."
Ich schüttle den Kopf. „Nein! Es musste heute sein-" Ich kann meinen Satz nicht ganz beenden, da Till mich unterbricht. „Wenn du Schluss machen willst, dann sag es mir bitte jetzt, bevor ich mir noch mehr den Kopf zerbreche." Er fasst dich mit der Hand an die Stirn und entsetzt schaue ich ihn an. „Nein! Hör zu, ich wollte sagen, dass ich dir hätte glauben sollen. Als du meintest du wolltest sie gar nicht." Unglaubwürdig zieht er eine Augenbraue in die Höhe. „Richard hat mir alles erzählt. Es tut mir leid- ich dachte nur das du", doch weiter komme ich nicht, denn schon zieht er mich in einen innigen Kuss. „Du brauchst dich für nichts zu entschuldigen. Deine Reaktion war normal. Trotzdem hat es mich ganz schon fertiggemacht, wie man mir hoffentlich nicht ansieht." Ich lache und streiche mit meiner Hand durch seine Haare. „Ich bin einfach froh, dass du nichts getan hast." Lächle ich, was ihn ebenfalls lächeln lässt. „Komm, lass uns zu mir fahren. Du willst dich sicher umziehen."
Ich nicke und schon fahren wir durch die Dunkelheit.

concert love [Till Lindemann| Rammstein] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt