Kapitel 5

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Times
Mittwoch, der 21 Februar 2001
Präsident der AMO: tot
Gestern Morgen wurde Frank Whitfield(Name geändert), Chef der AMO (Anti-Magic-Organisation) stranguliert vor seinem Versteck gefunden. Mr Whitfield und seine Frau Amanda (Name geändert) standen unter Personenschutz, welcher diese untertauchen ließ und in dieses Versteck brachte. Was uns natürlich fragen lässt, ob die englische Regierung dieser Katastrophe gewachsen ist, da die AMO im Streit mit dieser über den zukünftigen Aufenthaltsort des Präsidenten ihrer Organisation stand und einen anderen Ort des Untertauchens vorschlug. Wir fragen uns nun: Ist die Regierung überfordert und sollten andere engagiertere Menschen, wie die AMO selbst, die Kontrolle übernehmen, um diesen Krieg in die richtige Richtung zu lenken?


Grünes Licht blendete ihn. Ein dumpfer Aufschlag, dann war alles ruhig. Er ließ seine Hand sinken. Auf dem Boden lag ein Körper. Reglos. Die Arme unnatürlich abgewinkelt. War das Erleichterung? Er wusste es nicht. Er starrte nur reglos auf die Leiche. Die Wut war verklungen. Etwas Nasses tropfte auf den Boden, salzig. Er zitterte.

Harry schlug die Augen auf. Er hatte im Schlaf geweint. Seine Finger zuckten unkontrolliert. Der Schwarzhaarige stand auf und schwankte ins Bad. Er sah schlimm aus. Seine Augen waren gerötet, er schwitzte. Harry ließ kaltes Wasser über seine Hände laufen.

Er stellte den Hahn ab.
Rufe ertönten.
»Wo warst du?«
Rote Schlieren bahnten sich ihren Weg über das Keramik in den Abfluss.
»Hattest du Nasenbluten?«
Er nickte. Sein Mund war trocken.
»Soll ich dich in den Krankenflügel bringen? Du siehst nicht gut aus.«
Er schüttelte den Kopf.

Das hätte nicht geschehen sollen. Er hatte die Hände in seine Hosentaschen gesteckt und den Kopf gesenkt. Jemand rempelte ihn an.
Er hörte ein gemurmeltes »Sorry«. Und dann einen Aufschlag. Der Typ war hingefallen. Schnell ging er weiter. »Hey!« Er bog ab.
Bücherläden reihten sich neben ihm auf. Er steuerte direkt auf einen Pub zu, welcher sich zwischen einem Schallplattenladen und einer weiteren Buchhandlung kuschelte.
Harry öffnete die Tür und trat ein. Sofort schlug ihm der Geruch von Zigarrenrauch, Kaminholz und frischen Speisen entgegen.

»Darf es etwas sein, junger Herr?«, hörte er Tom, den Wirt.
Er sah auf und ihre Blicke kreuzten sich. Tom atmete zischend ein. Harry senkte den Kopf wieder.
Drückende Blicke lagen auf seinen Schultern und seinem Rücken. Wütend stieß er die Tür zum Hinterhof auf und trat gegen eine Mülltonne. Die Ziegelmauer war zerstört worden, weshalb er auch nicht seinen Zauberstab zog.
Er schlenderte an den Läden vorbei, viele waren mit Brettern zugenagelt, andere waren zwar geöffnet, aber niemand schien darin einzukaufen. Harry blickte bedauernd auf einen riesigen braunen Hut mit roter Krempe, welcher auf einem der Häuserdächer thronte und unter dem sich ein riesiger rothaariger Kopf befand. Die lila und orangene Farbe war teilweise abgebröckelt und man sah die grauen Steine und das dunkle Unterholz.
Dumpfe Musik tönte aus dessen Inneren. Schweigend ging er daran vorbei.
Eigentlich hatte er sich nur umsehen wollen, ob sich etwas geändert hatte. Er trat auf etwas. Harry senkte den Blick und hob seinen Fuß. Unter seiner Sohle klebte ein grünes Bonbon. Sein Kiefer verspannte sich und er blickte wieder zu Weasleys zauberhafte Scherze.
Er zwang sich, weiter zu gehen. Die Ecken wurden dunkler und die Schatten länger, er betrat die Nokturngasse. Hier hatte sich wenig verändert, nur die Gesucht-Plakate hatte man ausgetauscht. Seine Augen folgten ihm. Er blieb stehen und riss seinen eigenen Zettel von der Wand.
Sein Blick blieb am unteren Ende hängen...Sie hatten die Gallenonen verdreifacht. Harry schob die Augenbrauen zusammen und steckte das Plakat in die Tasche, dann ging er weiter.

Sein Mund stand offen. Er glaubte zu träumen. Über ihm flogen Eulen entlang und neben ihm schwebten Koffer und bahnten sich ihren Weg durch die bunte Menge.
»...hat diese neue Creme ausprobiert. Schrecklich sag ich dir – überall Furunkel.«
»Schätzchen, darf ich durch?«, eine kleine dickliche, rothaarige Frau bahnte sich ihren Weg an ihm vorbei. »Nicht bummeln!«
»Mum ich will zu Florean Fortescues.«
»Schatz, das heißt: ich möchte!«, tadelte die Hexe ihre Tochter. »Schau mal Ginevra da ist Bilius!«
Ein schlaksiger Junge winkte dem jungen Mädchen zu, welches die Arme vor ihrer Brust verschränkte. »Der ist doof. Der hat mir bei der letzten Feier ekelhafte Bertie Botts Bohnen gegeben und gemeint, das wäre Minzgeschmack.«
»Aber er hat dir doch schon erklärt, dass das seine Cousins gewesen waren.«
'Ginevra' rümpfte die Nase und sah zur Seite.


Wieder ein Traum, wieder aus Toms Kindheit. Er wälzte sich auf die andere Seite, zog die Decke unter sein Kinn und sah an die dunkle Tapete.

Und dann passierten viele Dinge gleichzeitig.
Sie hörten einen Tumult von der fernen Grenze des Schulgeländes her, und es klang, als schwärmten Hunderte von Menschen über die Mauern, die außer Sicht waren, und stürmten unter lautem Kriegsgeschrei auf das Schloss zu. Zur selben Zeit kam Grawp um die Ecke des Schlosses herumgetrampelt und rief: »HAGGER!« Voldemorts Riesen beantworteten seinen Schrei mit Gebrüll: Sie rannten wie Elefantenbullen auf Grawp zu, dass die Erde erbebte.
Harry zog den Tarnumhang aus seinem Umhang, warf ihn sich über und sprang auf die Beine
»HARRY!«, brüllte Hagrid. »HARRY! – WO IST HARRY?«


Feuer. Überall Feuer. Das war der Moment, in dem er apparierte.

»Du warst der siebte Horkrux, Harry, der Horkrux, den er nie erzeugen wollte«

»Er hat Blut von dir genommen und seinen lebenden Körper damit neu erschaffen! Dein Blut in seinen Adern, Harry, Lilys Schutz in euch beiden! Er hat dich ans Leben gebunden, solange er lebt!«

»Kannst du mir verzeihen?«

»Kannst du mir verzeihen?«

»Kannst du mir verzeihen?«

»Kannst du mir verzeihen?«


Schreiend wachte er auf.
Wieder.
Er zitterte am ganzen Leib. Nicht vor Angst...Es war wieder dieses Gefühl; es brannte sich durch seine Adern. Er schlug die Decke zurück, setzte sich hin. Was wäre, wenn er morgen zur Apotheke ging und sich Tränke besorgte? Gegen die Träume. Ob es auch gegen die Erinnerungen Voldemorts half, wusste er nicht. Er hoffte nur, nicht mehr dieses Gesicht zu sehen. Blaue Augen, weiße Haare, eine Hakennase – Ein wütender Schrei entkam seiner Kehle. Er riss an seinen Haaren und sprang auf. Dumbledore! Bildfetzen rasten vor seinem Geist hin und her, vermischten sich mit Voldemorts Gedanken an den alten Zauberer.
Harry glaubte zu zerbersten. Hass. Hass. HASS!
Er spürte nichts anderes mehr.
Dumbledore hatte ihn hintergangen.

»Sie haben ihn am Leben erhalten, damit er im richtigen Moment sterben kann?«

»Nun erzählen Sie mir, dass Sie ihn wie ein Schwein zum Schlachten aufgezogen haben-«


Er brüllte. Verfluchte den alten Zauberer. Die Couch flog zur Seite. Flaschen klirrten. Der Geruch von Alkohol verteilte sich im Zimmer.

»Sagen Sie ihm, dass in der Nacht, als Lord Voldemort versucht hat ihn zu töten, als Lily ihr eigenes Leben wie einen Schild zwischen sie warf, dass in dieser Nacht der Todesfluch auf Lord Voldemort zurückprallte und ein Bruchstück von Voldemorts Seele vom Ganzen abgesprengt wurde und sich an die einzige lebendige Seele klammerte, die in jenem einstürzenden Gebäude noch übrig war. Ein Teil von Lord Voldemort lebt in Harry, und dies gibt ihm die Macht, mit Schlangen zu sprechen, und eine Verbindung zu Lord Voldemorts Geist, die er nie begriffen hat. Und solange dieses Seelenbruchstück, das von Voldemort nicht vermisst wird, mit Harry verknüpft ist und von ihm geschützt wird, kann Lord Voldemort nicht sterben.

»Also muss der Junge ... muss der Junge sterben?«


Harry sank in sich zusammen. Tränen rollten über seine Wangen. Er fiel auf die Seite und blieb liegen. Der Whiskey saugte sich in sein Haar. Harry griff nach einer Scherbe, drückte zu. Er spürte nichts. Dann wurde alles schwarz.

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