Kapitel 10

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Reminder: FSK18


Tränen liefen über ihre Wangen. Sie schrie. Und schrie. Und schrie.

Er sah auf sie hinab. In ihre aufgerissenen Augen.

»Gott. Bitte lass es vorbei sein.«

Seine Fingernägel kratzen über seine Wange. Es klebte.

»Bitte töte mich.«

Er legte seinen Kopf schräg, kniff die Augen zusammen.

»TÖTE MICH!«, kreischte sie. Die Frau hatte es wohl verstanden.

»Du hast recht.«, murmelte er und beugte sich hinunter, seine Arme auf die Knie gestützt. »Du wirst hier nicht mehr herauskommen.«

Ihre Augen und Wangen waren gerötet. Er konnte ihr Parfum riechen. Flieder.

»...er weidet mich auf einer grünen Aue-«

»Gott wird dir auch nicht mehr helfen können!«, schrie er. Seine flache Hand landete auf ihrer Wange und ihr Kopf flog zur Seite.

»...und führet mich zu frischem Wasser-«

»Ruhe!«

Wieder landete seine Rechte in ihrem Gesicht.

»...Er erquicket meine Seele-«

»SEI STILL!«

Ihr Körper wurde gegen die Hauswand geschleudert. Er keuchte. Seine Kiefer mahlte.

Die Frau blutete an dem Hinterkopf und ihre blonden Strähnen begannen sich zu verfärben.

Sie murmelte weiter. »Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.«

»Was hilft es dir? Gott wird nicht seinen Zorn auf mich wenden. Er interessiert sich einen Scheiß für dich. Du bist Dreck für ihn!« Harry krallte seine Finger um ihr Kinn und zwang sie, ihr Gesicht ihm zuzuwenden, doch ihre Augen blieben niedergeschlagen. »Also, wieso?!«

»Er wird... mich vielleicht nicht vor dir retten... aber... Ich werde Vergebung finden. Ruhe. Frieden. Ich werde in seinem Schein sein...Und du...«, ihr Blick bohrte sich plötzlich in seinen, »...du wirst in der Hölle landen.«

Einen Moment war er still. Dann begann er zu lachen. Er rammte ihren Kopf gegen die Mauer und stolperte zurück. Sein ganzer Körper schüttelte sich. Bald war er außer Atem. Nur noch ein Kichern war zu hören.

»Weißt du.«, grinsend ließ er sich vor ihr auf die Knie fallen und sein Oberkörper, sackte nach vorn. Sein Kopf lehnte neben ihr an der Wand und er flüsterte: »Ich bin unsterblich. Ich werde nie in die Hölle kommen.«, dann schob er eine ihrer Haarsträhnen beiseite und hauchte: »Sag Gott, dass ich ihn hasse... AVADA KEDAVRA!«


»Wieder hat die Polizei eine weitere Wasserleiche entdeckt. Bis jetzt konnten wir-«

Der Barmann stellte den Fernseher mit einem Kopfschütteln leiser.

»Dreckskerl.«, murmelte dieser und putzte eines seiner Gläser weiter. Harry sah zu ihm hinüber. Sein Nebenmann begann zu sprechen: »Die Polizei kriegt diesen Typen, darauf kann'ste wetten, Toby.«

Der Barmann brummte etwas und erwiderte dann lauter: »Der ist ein Psychopath. Der lässt sich nicht schnappen. Der will Aufmerksamkeit. Der will Ruhm. Der sonnt sich doch darin. Warum sollte er geschnappt werden?«

»Wie du sagtest, er will Beachtung. Irgendwann lässt er sich freiwillig schnappen.«

Toby hob eine Augenbraue und nahm sich ein neues Glas, der Andere fuhr fort: » Was nützt ihm dieses ganze mediale Interesse, wenn er keine Bewunderung bekommt. Wenn niemand sein Gesicht sieht. Wenn niemand erkennt, wer hinter diesen Taten steckt.«

Novum AmenoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt