Auf der Bank neben ihm saß ein Mann mit verschlissener Kleidung. Seine Handschuhe hatten Löcher und er roch stark nach Kippen, Pisse und Schweiß.
Harry betrachtete den Penner.
Er schlief. Einer seiner fettigen Haarsträhnen hing ihm ins Gesicht und bei jedem Atemzug flatterte diese hin und her.
»Nächste Station: Piccadily Circus. Hier erhalten sie Anschluss an die Bakerloo Line«
Harry stieg aus und sah sich um. Es war früher Vormittag und es herrschte reger Betrieb. Männer in Anzügen und Koffern und Handy am Ohr schlängelten sich durch die Menge. Jugendliche mit bunten Frisuren und Lederklamotten hingen in den Ecken und hörten Musik. Frauen mit teuren Handtaschen tratschten mit ihren Freundinnen.
Der Schwarzhaarige ließ sich mit dem Strom treiben, zog am Ausgang sein abgelaufenes Ticket und passierte mit einem grünen Blinken seitens des Automaten.
Draußen hupten Autos. Schwarze Taxis folgten roten Bussen, Menschenmassen rannten über die Straße bei Rot und in der Ferne hörte er Sirenen. Alles war wie immer.
Er setzte sich in eines der Cafés an seinen Stammplatz am Fenster und blickte, mit einem Latte Macchiato nach draußen. Harry schloss für einen Moment die Lider und genoss den Geruch der gerösteten Kaffeebohnen, der frischen Sandwiches und den Blaubeermuffins.
Da ertönte ein Knall.
Er riss die Augen auf, gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie vier, nein fünf schwarze Gestalten mitten auf der Straße erschienen. Ein Bus, der auf sie zugerast kam, wurde plötzlich in die Luft geschleudert und prallte gegen die leuchtenden Schilder und Plakate. Leute schrien.
Harry sprang auf. Sollte er-?
Der-Junge-der-lebt sprintete aus dem Starbucks.
Er zog seinen Zauberstab.
Ein dunkelroter Lichtblitz entsprang dessen Spitze und traf zielgenau einen der fünf, welcher mehrere Meter nach hinten flog und dort reglos liegen blieb. Die Köpfe der schwarzen Magier drehten sich herum und vier Flüche rasten auf ihn zu. Mit einem Schwung seiner Hand prallten diese ab und zersprangen in tausend glühende Funken. Er konterte und ein Zweiter ging zu Boden.
»Es ist Harry Potter!«, schrie jemand. Sie begannen ihn einzukesseln. Ein Zauber zog haarscharf an seinem Kopf vorbei. Sein Herz pumpte. Sein Atem kam rasch. Harry vollführte eine Drehung mit seinem Arm und etwas, das aussah wie eine glühende Schlange brach hervor und raste mit feuerflammenden Nüstern auf den dritten zu. Dieser konnte dem Fluch nur knapp entkommen und versenkte sich dabei seine Robe, die nun rauchte. Wütend riss sich der Todesser die Maske vom Leibe und Harry erkannte ihn sofort: McNair.
Walden McNair entwich ein Schrei und revanchierte sich mit einem giftgrünen Zauber, der hinter ihm in einem der Gebäude einschlug und ein dampfendes Loch hinterließ. In diesem Moment schaltete sich eine Stimme in ihm ein: 'Flächenfluch', zischte sie.
Harry spürte, wie sie die Kontrolle übernahm und ohne Rücksicht auf Verluste einen hellblauen Fluch herauf beschwörte, der sich kreisrund ausbreitete und alles um ihn herum zu Asche zerfallen ließ.
Blieb nur noch ein Todesser.
Dieser schien nicht zu wissen, was er tun sollte, denn nun standen sich beide Duellanten schwer atmend gegenüber.
Und bevor Harry auch nur einen Finger bewegen konnte, war dieser mit einem lauten Knall verschwunden. Der Schwarzhaarige blieb stehen. Die Polizei war angekommen.
»Sir! Legen sie den Zauberstab beiseite und heben sie ihre Hände.«
Da zischte wieder die Stimme und das letzte, was Harry im roten Schleier wahrnahm, war ein greller Lichtblitz und Schreie. Viele Schreie ...Sein Kopf pochte.
Er öffnete die Augen.
»Was um Gottes Willen hast du wieder angestellt?!«
Mrs Cole sah ihn wütend an.
»Ich habe nicht-«
»Halt den Mund!«
Wütend und nicht gerade sanft schmierte sie ihm eine bitter riechende Salbe auf seine Schläfe.
»...Es tut mir Leid...«, murmelte Tom.
»Hmpf.«
»...Aber George, er-«
»Hör auf damit!«
Sie wickelte, nein sie zurrte eine Binde um seine Wunde.
»Er hat mich geärgert. Er hat zusammen mit Eric und James und-«
»Ich habe gesagt: Du sollst aufhören!«, unterbrach sie ihn abermals, »George ist ein guter Junge. Er hilft wo er kann und du-«, sie klebte ein Pflaster auf das Ende, »...du machst nur Ärger!«
'Harry...Harry...Wach auf...Wach auf...'
Seine Augenlider flatterten. Er wollte aufstehen, doch mit einem schmerzvollen Stöhnen sank er wieder auf das Sofa. Die Welt drehte sich.Was...war geschehen?
Etwas in ihm kicherte. Er stand auf. Die Welt drehte sich. Harry torkelte ins Bad. Er hielt sich am Waschbecken fest. Unter seinen Fingern spürte er, wie sich Risse bildeten. Es knackte und das Keramik brach entzwei.Er zitterte.Und fiel...
Als er wieder zu sich kam, lag er nicht mehr im Bad. Er lag auf dem Teppichboden.
'Harry...aufstehen... Harry...'
Er kniff die Zähne zusammen und setzte sich auf. Das war nicht das erste Mal gewesen, dass er sein Gedächtnis verloren hatte.
'Harry...',zischte es wieder. Wütend ließ er seine Faust auf den Boden niedersausen. Es bebte. Staub rieselte von der Decke.
'Harry..'
»Seit still!«, schrie er.
'Harry...'
»RUHE!!!«
Der Tisch neben ihm flog beiseite und auch das Sofa wurde in die Luft gerissen. Magie wirbelte auf. Dunkel. Schwarz. Er atmete. Schnell. Ein. Aus. Ein. Aus. Der Sturm ebbte wieder ab und um ihn herum wurde es still.'Harry...', flüsterte es wieder.Eine Träne rollte über seine Wange. Und dann eine Zweite. Eine Dritte. Er schluchzte. Er heulte. Ein Weinkrampf überkam ihn und er rollte sich auf dem Boden zusammen. Wiegte sich vor und zurück. Vor und zurück. Vor und zurück. Vor und zurück. Vor und zurück. Vor und zurück. Vor und zurück...
Etwas fasste ihn am Arm. Halluzinierte er wieder? Vor ihm kniete ein junger Mann. Etwa in seinem Alter. Schwarze Haare, graue Augen und schmale Lippen. Sein Gesicht war blass. Er war schön...'Steh auf!'Harry regte sich nicht.'Ich sagte: steh auf!'»Ich kann nicht...«'Steh. Auf.«, zischte der Mann leise.»Ich habe Menschen weh getan. Ich habe wieder mein Gedächtnis verloren. Ich habe-«Der Mann riss ihn plötzlich hoch und hielt ihn an seinen Schultern fest.'Akzeptiere es!'»Was?!«'Akzeptiere oder du wirst deinen Verstand verlieren.'Mit einem Wimpernschlag war der Andere verschwunden und Harry stand da. Die Hände zu Fäusten geballt und mit sich selbst ringend.
Zauberergewalt am Piccadilly Circus
Gestern mussten unzählige Zivilisten zusehen wie sechs Zauberer die Straßen und Gebäude des Piccadilly Circus zerstörten, Menschen verletzten und töteten.Mehr auf Seite 3
Nicht nur Busse und Taxis wurden unter der Gewalt der Magier zerstört - auch Menschen mussten mit ihrem Leben bezahlen.Laut Angaben einer jungen Frau, die jedoch nicht namentlich genannt werden möchte, erschienen gestern um kurz nach zehn 10 vermummte »Zauberer« und begannen wild Flüche um sich zu werfen. Kurz darauf kam ein jüngerer Zauberer, bekannt unter dem Namen »Harry Potter« , auf seine Brüder zugelaufen und half ihnen dabei-
Mit knirschenden Zähnen warf Harry die Zeitung wieder in den Müll. Das war doch nicht zu glauben! Nicht nur der Prophet druckte dreckige Lügenmärchen, sondern auch der Evening Standard, die Times oder das London Magazine. Alle! Mal waren zehn Todesser, mal waren es fünfzehn oder mal war es nur einer. Doch jedes Mal war davon die Rede, dass er seinen »Brüdern und Schwestern« half, den Piccadilly zu zerstören und Zivilisten zu verletzten...zu töten...
Selbst die Polizei konnte nach ihrem Eintreffen wenig ausrichten.
Er steckte seine Hände in die Hosentaschen.
Harry Potter, der Retter der Zaubererwelt und Staatsfeind Nummer Eins der englischen Regierung, soll die eintreffenden Polizisten ohne zu zögern verletzt und getötet haben. New Scotland Yard berichtete von insgesamt 24 Verletzten und 6 Toten Officers. Darunter ein Familienvater, dessen Ehefrau nun für uns ein Interview-
Er zog die Kapuze tiefer ins Gesicht. Es nieselte und die Straßen Londons waren von einem dicken Nebel umgeben. Harry bog ab. Hinter ihm ragte das höchste Gebäude Londons in die Luft und vor ihm floss die Themse. Eine ältere Dame saß mit einem Stockschirm in der Hand unter einem Vordach eines Cafés und trank Tee. Er betrat das Gebäude direkt nebenan und kam mit einer Flasche teuren Whiskey wieder heraus.
In seiner Wohnung öffnete Harry die Flasche und nahm einen großen Schluck. Der Alkohol brannte in seinem Hals und ein warmes Gefühl breitete sich in seinem Kopf aus. Er nahm noch ein Schluck und stellte sich an das Fenster. Der Regent's Canal bahnte sich, aufgewühlt durch den Regen, zwischen den Häusern seinen Weg. Er sah einige Touristen mit Regenschirmen über die Brücke eilen.
Voldemort war nachdenklich, wütend auch - ja, jedoch besonders nachdenklich.»Herr...«, flüsterte der Mann zu seinen Füßen.»Du kannst gehen.«, murmelte der dunkle Lord und der Mann verschwand eiligst.Nagini zischelte.»Ja...ja..Das ist äußerst merkwürdig...«, stimmte er Nagini zu. »Weshalb hat der Junge Muggel getötet?«Voldemort trat an den Kamin. Das Holz knackte, kleine gelbe Funken verteilten sich auf dem Marmor und erloschen.
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Novum Ameno
Romance3 Jahre sind seit der Schlacht von Hogwarts vergangen; die Muggel wissen von der Zaubererwelt und Voldemort hat den Krieg so gut wie gewonnen. Nur noch Amerika kann den Streitmächten des dunklen Lords standhalten. Harry Potter ist untergetaucht und...