Kapitel 19

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„Vor allem muss die Regierung unverzüglich Schritte unternehmen, die den Deutschen Einhalt gebieten!"

Das Radio rauschte.

Tom starrte angsterfüllt in die Dunkelheit.

Plötzlich begann die Erde zu beben. Staub rieselte von der Decke. Ein Kind schrie. Mrs. Cole versuchte, es zu beruhigen.

Seine Augen waren weit aufgerissen, als die nächste Bombe fiel. Die Erschütterungen ließen seine Hände keinen Halt finden und er schlug auf dem harten Betonboden auf. Er fiel in etwas Nasses. Es war noch warm und schmeckte salzig. Jemand musste sich in die Hose gemacht haben.

Als die nächste Explosion eintraf, lag er auf dem Boden. Arme und Beine von sich gestreckt. Stein zerbrach. Ein anderes Kind schrie. Ein dumpfer Aufprall und im ganzen Bunker roch es nach Metall.

Immer wieder hörte er die Knochen des Kindes auseinanderbrechen, als ein Teil der Decke es traf. Seine Ohren klingelten.

Bitte lass es vorbei sein. Bitte lass es vorbei sein. Bitte. Bitte. Bitte.

Er hielt sich die Ohren zu.


Harry schnappte nach Luft. Er fiel zu Boden. Nicht nur er war von der Erinnerung erschlagen worden. Der dunkle Lord taumelte nach hinten. Die dunklen Bänder und Fäden lockerten sich. Das war seine Chance. Er trat erneut um sich und riss sich los. Noch bevor Voldemort reagieren konnte, war er bereits hinter das nächste Autowrack gesprungen.

Sein Herz pumpte und das Adrenalin schoss durch seinen Körper. Seine Nackenhaare standen zu Berge. Jemand sprang ihm in den Weg. Er riss den Arm hoch und noch bevor der Typ seine Waffe abfeuern konnte, brach er sein Genick. „STOP", brüllte jemand. Ein Polizist.. Der Beamte feuerte seine Waffe ab. Doch statt in seine Haut einzudringen, prallte das Projektil an ihm ab und zerfetzte die Kehle des Mannes.

Seine Muskeln brannten. Wie weit musste er noch laufen? Wo war die Grenze? Etwas traf ihn im Nacken. Kreischend ging er zu Boden. Ein brennender Fesselzauber. Durch das Meer aus Rot sah er eine schwarze Gestalt auf ihn zukommen.

Nein! Das hier war nicht sein Ende! Er hob die Rechte. Die Flammen leckten über seine Haut und verbrannten sein Oberteil – dann platzten sie zur Seite. Er sprang durch das entstandene Loch und stolperte über etwas. Es war ihm egal. Er musste weiter. Keuchend sprang er hinter ein Motorrad, das in die Luft ging. Und weiter. Weiter. Er hetzte an Zivilisten vorbei. Etwas traf ihn am Arm. Brüllend vor Schmerzen ging er zu Boden. Voldemort hatte es doch nicht etwa gewagt-! Er sah zur Seite und blickte in die Augen einer brennenden Schlange. Magisches Feuer! Ihm wurde schwarz vor Augen. Nein! Nein! Harry blinzelte die Ohnmacht beiseite. Er zog sich an einem Seitenspiegel hoch und zischte auf. Seine Nervenenden schienen Elektroschocks an seine Gehirnzellen zu senden. Nach Luft schnappend humpelte er weiter. Die linke Hand auf die Wunde gepresst. Er hörte nichts außer sein Blut, das in seine Ohren rauschte. Harry sah verschwommen mehrere Gestalten, die sich um ihn herum sammelten. Er wusste nicht ob es Zauberer oder Muggel waren. Das war ihm egal. Er zuckte mit seiner Rechten und ihre Körper wurden nach hinten geworfen. Nach Atem ringend zwang er seinen Körper, sich vorwärts zu bewegen. Etwas Gelbes raste haarscharf an ihm vorbei. Dann sah er nichts weiter außer Rauch. Er hustete.

Ein lautes Knallen. Harry duckte sich unter einen Laster. Er kroch hinter die Räder und robbte zur anderen Seite. Ein roter Fluch flog an ihm vorbei. Der Asphalt drückte schmerzhaft in das offene Fleisch.

Er kroch unter dem Wagen hervor und rannte weiter. In der Ferne konnte er etwas flackern sehen. Die Grenze des Apparierschutzes! In diesem Moment traf ihn etwas mit voller Wucht:

Sein Körper wurde zur Seite geschmettert. Sein Kopf schlug als Erstes auf.


Er wusste nicht mehr wo oben und unten war.


Und dann war es vorbei.


Er hörte das Keuchen der anderen Kinder. Er schmeckte Kupfer in seinem Mund. Es roch nach Pisse und Scheiße. Eines der anderen musste sich vor Angst in die Hosen gemacht haben. Er konnte nicht mehr. Er atmete flach. Sein Gehirn befahl ihm weiterzumachen. Er rollte sich unter der Bank hervor und versuchte, etwas zu erkennen. Staub rieselte von der Decke und er hustete. Tom konnte spüren, wie etwas sein Bein einklemmte. Er versuchte, seinen Fuß zu bewegen. Er schrie auf.

Tränen rollten über seine Wangen.

Das war nicht das Ende! Das war nicht das Ende!


Harrys Augen rollten in ihren Höhlen umher. Er spürte es. Er spürte, dass Voldemort es auch gesehen hatte. Etwas Nasses rollte über seine Wange. Es schmeckte salzig. Sein Kopf fiel zur Seite und er sah, wie eine Gestalt sich schwankend erhob. Harry konnte nicht atmen. Alles was er sah, war der Staub vor seinen Augen. Und alles was er roch, war der beißende Gestank von Urin.


Jimmy heulte. Jimmy schrie nach seiner Mummy. Wo war seine Mummy?


Immer mehr Tränen fanden ihren Weg in seinen offenen Mund. Er konnte nicht mehr. Das alles sollte aufhören!


Er keuchte. Tom kam näher. Seine Glieder waren schwer wie Blei. Er wollte liegen bleiben. Wollte sich zusammenrollen und sich die Ohren zu halten. Denn Jimmy heulte weiter.


Harry wollte nicht mehr. Er konnte nicht mehr.


Voldemort war nur noch wenige Meter entfernt.


Waren das Tränen, in seinen Augen?


Tom Riddle weinte.


DAS WAR NICHT DAS ENDE!


Er riss sich zusammen und befahl seinen zitternden Gliedern, sich zu erheben. Er setzte einen Schritt vor den anderen.

Er humpelte der Grenze zu. Noch wenige Meter.

Ein Fluch verfehlte ihn nur knapp.

Sein Körper musste in Flammen stehen.

Seine Lunge schrie nach Sauerstoff.

Er rannte weiter.

Tom hatte sein Bein befreien können. Er zog sich an dem Stein hinauf.

Gleich. Gleich hatte er es geschafft.

Tom schwankte zur Tür.

Licht drang in den Bunker. Er hob die Hand und

apparierte.

Novum AmenoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt