Kapitel 21

7 2 0
                                    

Nachdem Filiz gegangen war, rief ich Erik an.

»Filiz war gerade bei mir. Sie hat mir gesteckt, dass sie mit dir geredet hatte.«

»Sie hatte mich gebeten, dir nichts zu sagen. Sie meinte, sie mache sich Sorgen, weil du so viel mit Nils abhängst und es sei schon Schulgespräch. Nicht, dass du mir das Herz brichst.«

»Sie hat übertrieben. Sie war sauer, weil ich ihr nichts von meinem Treffen mit Nils erzählt habe. Du musst wissen, sie steht schon seit längerem auf ihn. Deshalb habe ich das auch nicht so an die große Glocke gehangen, dass ich mich mit ihm treffe. Sie wäre dann am liebsten dabei gewesen und er mag sie leider nicht so besonders gern. Ich weiß noch nicht, wie ich ihr das schonend beibringen soll.«

»O, klingt nach sehr viel Drama.«

»Ganz genau. Am besten lässt du dich da nicht mit reinziehen. Ich versuche mich auch nicht allzu sehr zu involvieren. Das ganze Drama und der Gossip sind mir oft zu anstrengend. Nur weil es jetzt ja um Filiz Gefühle geht, mache ich mir etwas mehr Gedanken als üblich.«

»Verstehe. Wenn du mir sagst, dass da nichts läuft und wenn du mir nichts aktiv verheimlichst, bin ich zufrieden.« 

»Sehr gut. Wenn ich eine Affäre mit Nils anfange, sage ich dir sofort Bescheid, aber bis jetzt gibt es keine spannenden News von meiner Seite aus.«

Die Stimmung lockerte sich.

»Ich war ja heute leider so viel beschäftigt, aber vielleicht hast du ja morgen Zeit, wenn du nicht gerade mit deinem neuen Lover um die Welt jettest.« Das war doch ein guter Vorschlag. 

»Ich checke mal kurz meinen Kalender. Nein, da ist kein Treffen mit meinem neuen Lover angesetzt, da hätte ich Zeit.« 

»Super, ich bin bei einer anderen Baustelle eingesetzt, aber ich komme dann nach Feierabend vorbei.  Ich hoffe, dass ich pünktlich Schluss machen kann.«   

»Perfekt. Ich freue mich schon.« 

»Ich schreibe dir, wenn ich dann losfahre.« 

Da waren wir wieder ein frisch verliebtes Paar. Jetzt plauderten wir am Telefon, holten das nach, was uns die kühle Stimmung am Nachmittag genommen hatte. Ich versuchte, während des Gespräches mein Zimmer aufzuräumen, sammelte erst die Wäsche ein, wollte dann meinen Schmuck sortieren.

»Sag mal, wo ist denn meine Uhr?«

»Die Uhr, die du im Wald um hattest?«

»Ja genau. O je, hoffentlich habe ich sie nicht da vergessen. Die ist ein Familienerbstück.« Ich wanderte mit meinen Augen über meine Kommode. Dann sah ich in der obersten Schublade nach.

»Du hattest sie neben dein Handy gelegt.«

»Habe ich sie dann wieder eingepackt?«

»Puh, ich weiß es gerade gar nicht mehr. Sollen wir morgen danach suchen?«

»Ich suche erst einmal hier alles ab.« Ich räumte die Schublade leer, in der Hoffnung, die Uhr sei auf den Schubladenboden gerutscht.

»Vielleicht ist sie ja in deiner Jackentasche.«

»Habe ich auch schon gedacht, ich gehe mal nach unten.« Ich nahm das Handy mit. Ich legte mein Handy auf dem Schuhschrank ab und fischte in den Manteltaschen herum.

»Hier ist sie auch nicht.«

Mit dem Handy in der Hand ging ich die Treppen wieder hoch.

»Gehen wir das noch einmal durch, wir haben getanzt,« sagte Erik, »Dann ist die Uhr abgefallen.«

"Ich habe sie zu meinem Handy gelegt, damit sie beim Tanzen nicht aus meiner Jackentasche fällt."

»Dann bist du als wir weiter wollten, zu dem Handy und der Uhr gegangen, um sie einzupacken.«

»Und ich habe auch beides eingepackt. Habe ich doch?«, überlegte ich.

»Ich habe es nicht genau gesehen. Aber bestimmt. Ich hatte noch eine Schraube auf dem Boden gefunden, also habe ich mich danach gebückt, da habe ich nicht mehr gesehen, ob du die Uhr eingesteckt hast. Aber ich weiß definitiv, dass du in die Richtung gegangen bist. Und ich habe danach keine Uhr mehr gesehen. Nicht, dass ich überhaupt besonders darauf geachtet hätte. Die Schraube muss ich dir noch geben, die habe ich noch in meiner Jackentasche.«

»Mhm... Ich habe bestimmt beides eingepackt. Die taucht schon irgendwo wieder auf.«

»Oder sie ist dir auf dem Rückweg aus der Tasche gefallen?«

»Ja ... falls sie bis morgen nicht auftaucht. Müssen wir eventuell nachmittags einen kleinen Abstecher in den Wald machen.«

»Das machen wir.«

Die Uhr tauchte zum Glück wieder auf. Als ich am nächsten Morgen meinen Haustürschlüssel aus unserem Schlüsselkästchen im Flur nahm, fand ich sie dort vor. Da hätte ich aber auch drauf kommen können. Heute Nachmittag würde ich sie zu meinen Großeltern rüberbringen, damit mein Opa sie reparieren könnte. Jetzt ließ sie vorerst dort liegen, packte meine Schlüssel ein und beeilte mich, um noch pünktlich zur Schule zu kommen.

Von Märchen und NovembergefühlenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt