Von Märchen und Novembergefühlen

Kapitel 16

»Wie war es?«, fragte meine Mutter.

Ich zuckte mit den Schultern.

»Ich bin sauer auf Erik. Aber ich glaube, das ist unlogisch.«

»O nein. Habt ihr euch gestritten?« Meine Mutter sah mich mitleidig an.

»Nein, ich glaube, er weiß noch nicht einmal, dass ich auf ihn angepisst bin.«

»Das ist in der Tat ein Problem.«

Ich nickte.

»Ich kann noch nicht einmal richtig erklären, was das Problem ist und ich will keine Szene machen. Aber was ist, wenn es sich aufstaut?«

»Was ist denn das Problem? Versuch es erst einmal mir zu erklären.«

»Es war mir einfach zu viel dieses Wochenende. Er hat mich seiner ganzen Familie vorgestellt. Wir waren auf dem Geburtstag seiner Mutter, gleich danach hat er mich dazu überrumpelt seine Oma zu besuchen. Wir haben über Weihnachten und Silvester geredet und darüber, wann er seinen Urlaub nehmen wird und was wir in der Zeit machen könnten. Ich finde, es ist noch viel zu früh, um Pläne zu schmieden. Wir kennen uns schließlich erst seit ein paar Wochen.«

»Wenn dir das zu schnell geht, solltest du ihm das auf jeden Fall jetzt sagen. Ich würde euch sowieso nicht empfehlen Pläne für Weihnachten zu machen, wer weiß, wie die Regelungen bis dahin sind. Silvester könnt ihr dann ja spontan entscheiden. Silvester muss man ja auch nicht so familiär gestalten. Außer, du möchtest das mit uns feiern.«

»Da sprichst du auch noch was an.« Ich klopfte auf den Tisch. »Die waren alle so unbedarft. Die haben mich umarmt und seine Schwester kam mit ihrem Freund aus Aschaffenburg. Ich dachte, die würden noch bei seinen Eltern wohnen. Der Höhepunkt war ja noch der Besuch bei seiner Oma. Wir sind einfach rein in diese enge Wohnung, nachdem wir die ganze Woche unter Leuten waren. Ich habe es nicht verstanden. Ich habe seit fast einem Jahr nicht mehr Oma und Opas Haus betreten. Die meiste Zeit bin ich echt vorsichtig. Manchmal vergesse ich es, Abstand zu halten. Aber im Großen und Ganzen bin ich vorsichtig. Und dann betrete ich das Haus einer alten Frau, die ich noch nicht einmal kenne. Das hat sich falsch angefühlt. Ich ärgere mich so, dass ich nichts gesagt habe, ich habe mich einfach nicht getraut.«