Kapitel 14

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Heute würde es wieder ein guter Tag werden, da war ich mir ganz sicher. Es war Freitag und das Wochenende stand an. Ich fühlte sich um Welten besser und hübscher. Meine Haut hatte sich beruhigt. Meine Haare waren frisch gewaschen. Ich trug eine schwarze Lederimitatleggings, über die Füße und Knöchel gestülpte graue Wollsocken und einen ebenso grauen übergroßen Pullover. Meine Haare band ich mit einem fliederfarbenen Scrunchy zu einem hohen Pferdeschwanz zusammen. Ich betrachtete mich im Spiegel und zog roten Lippenstift, mit einem lila Unterton, nach. Dann ließ ich meinen Pferdeschwanz verspielt hin und her schwingen. Nach der gestrigen Enttäuschung brauchte ich das Gefühl mich wohlzufühlen. Die Ärzte hatten zunächst überlegt, meine Mutter am Donnerstag zu entlassen und dann doch beschlossen, sie über Nacht da zu behalten. Aber heute war es so weit. Konrad, unser Vater und ich machten uns auf den Weg zum Krankenhaus. Als wir auf den Parkplatz des Krankenhauses einfuhren, rief ich meine Mutter an. »Wir sind jetzt da!«, verkündete ich freudig. Wenige Minuten später, konnte ich erkennen, wie meine Mutter das Krankenhaus verließ. Konrad setzte seine Maske auf und kam unserer Mutter entgegen. Er nahm die Tasche und trug sie zum Kofferraum. Unsere Mutter nahm auf dem Beifahrersitz Platz. Ich betrachtete sie von der Rückbank aus. Sie war blass. Ihre Haare waren zottelig und da war nun eine kahle Stelle, an ihrem Hinterkopf.

Von Märchen und NovembergefühlenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt