"Hallo Tagebuch..."

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26.8

Hallo Tagebuch ...

ich habe lange nicht mehr geschrieben.

Ich konnte nicht richtig.

Meine rechte Hand war angebrochen.

Lewis und seine Freunde haben mir nach den Ferien aufgelauert und mich übelst beleidigt und gegen eine Mauer geschubst. Dabei habe ich mir die Hand angebrochen.

Ihre Drohungen hätten sie nicht mal aussprechen müssen, ich hätte Mr. Brown und Mr. Stella auch so angelogen. Genauso wie ich meinen Eltern vorgelogen habe, dass es ein Unfall war.

Siehst du?

Noch genauso erbärmlich wie bei meinem letzten Eintrag.

Aber ich wusste, dass mich nach den Ferien die Schikane erwarten würde. Nach dem, was Carlos im Freizeitpark für mich gemacht hat, war damit zu rechnen gewesen, dass die Vier das nicht auf sich sitzen lassen würden.

Jeden Tag bekomme ich zu spüren, wie sehr sie mich hassen, wie übel sie es Carlos nehmen, dass er sich eingemischt hat. Und manchmal wünsche ich mir wirklich, dass dieser Mann nie mein Leben gekreuzt hätte, dass er und sein Kumpel mich einfach in Ruhe gelassen hätten.

Aber dann gibt es Momente ...

... Carlos hat mich gerettet. Er und sein Freund waren die einzigen Personen, die wirklich hingeschaut haben, als man mich schikaniert hat. Die beiden waren die einzigen Personen, die eingeschritten sind und mich beschützt haben. Das hat noch nie – außer meiner Familie, George und Alex – jemand für mich getan.

Ich bin Luft für die meisten. In den meisten Fällen nimmt man mich gar nicht wahr. Ob ich da nun vor der Achterbahn umgekippt wäre oder nicht ... 98% hätte das eh nicht interessiert.

Aber Carlos ... Er ist älter als ich. Ich denke, so vier, fünf Jahre bestimmt. Und er kommt aus Spanien. Er hat seinen Kumpel Fernando besucht.

Er war so nett, so freundlich und hilfsbereit. Und er hat ganz tolle braune Augen gehabt. Ich gucke Menschen ja nicht wirklich in die Augen, weil ich es nicht mag. Ich fühle mich dabei nicht wohl, aber bei Carlos war es anders. Das Braun seiner Augen war warm, liebevoll und gütig. Und sein Lächeln.

Er hat mir angeboten, dass er mir beisteht, falls ich meinen Eltern vom Mobbing und allem erzählen will.

Aber das kann ich nicht machen.

Er ist ein fremder Mann. Ein Mensch, den ich einmal in meinem Leben gesehen habe. Wir haben nichts gemeinsam, außer der Tatsache, dass er damals mit Fernando auch viel durchmachen musste. Aber mehr gibt es da nicht. Und ich kann doch einen fremden Mann nicht mit meinen Sorgen, Problemen und Ängsten belästigen und ihn fragen, ob er Händchen hält, wenn ich es meinen Eltern sage.

xxx Lando

Roller Coaster RideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt