"Liebes Tagebuch..."

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14.11.

Liebes Tagebuch ...

ich sitze hier und weine ... wie so oft ... Aber diesmal weine ich deine Seiten voll ... entschuldige ...

Mein Geburtstag ... er war schön. Nur die Familie und meine besten Freunde.

Aber es ist das eingetreten, wovor ich ständig Angst hatte, seit Lewis und die anderen von der Schule geflogen sind. Sie sind heute hier aufgetaucht ... vor unserer Haustür.

Nur Cisca und ich waren zu Hause. Mom und Dad waren arbeiten und einkaufen. Ollie bei seinem Job und Flo bei Freundinnen.

Sie haben mich bedroht. Geschlagen, getreten und gegen die Wände geschubst. Ich hatte nur Angst um Cisca. ICH habe meine kleine Schwester in Gefahr gebracht.

Aber sie war es, die sofort die Polizei gerufen hat.

Nachdem sie auf mich eingeprügelt haben, dachte ich nur daran, was ich für ein widerlicher Schwächling bin. Ich kann mich nicht selbst schützen und meine kleine Schwester auch nicht. Jeder Tritt und Schlag war so verdient ...

Irgendwann kam die Polizei und hat die Vier festgenommen.

Ich wollte nicht ins Krankenhaus. Nicht noch mehr Scham über mich ergehen lassen. Erneut habe ich mich in meinem Zimmer eingeschlossen. Weder Ärzte noch Polizei oder jemand anderes habe ich hereingelassen ...

Ich habe hier noch viele Tabletten. Von den anderen Verletzungen, die ich von den Vieren hatte. Habe die nie genommen. Und ich habe Schlaftabletten, von denen niemand was weiß ... nicht mal du, Tagebuch. Aber ich habe dir ja auch nicht immer geschrieben. Du weißt nichts von meinen Schlafproblemen ...

Hahaha ... wärst du ein Mensch, würdest du mich wirklich für ein Weichei halten. Gibt es irgendetwas, womit ich keine Probleme habe?

Offensichtlich nicht.

Andere Menschen machen mir Probleme. Ich bin kontaktscheu, schüchtern und bekomme meinen Mund nicht auf. Ich suche nie von mir aus Gespräche mit anderen. In der Schule sitze ich ganz hinten - in der Hoffnung, mich nimmt dort niemand wahr.

Ich habe ständig Angst zu versagen. Habe Angst, nichts zu erreichen, weil ich mir nicht eingestehen kann, dass ich auch gute Züge an mir habe.

Ich fühle mich klein und hässlich. Ich habe ein Muttermal im Gesicht, eine krumme Nase und einen total flachen und nicht hübschen Körper. Meine Beine sind zu dünn, genauso wie meine Arme. Ich habe nichts, was ich sexy an mir finde.

Ich habe noch nie jemanden geküsst. Noch nie Sex gehabt.

Ich habe noch nie über all das geredet, weil ich niemanden belästigen will. Es gibt so viele Menschen, denen es schlechter als mir geht. Ich habe nicht das Recht darauf, um richtige Hilfe zu fragen. (Obwohl ich sie gebrauchen könnte!)

Ich bin zu feige, meinem erbärmlichen Leben ein Ende zu setzen, weil ich damit nur Leid und Kummer hinterlassen würde. Meine Familie und Freunde können nichts dafür, dass ich so bin, wie ich bin.

Ich hatte nie den Mut, Carlos zu schreiben.

Ich hätte so gerne noch mal seine Stimme gehört. Vielleicht wirklich so etwas wie Stolz, dass ich meine Peiniger angezeigt habe.

Stattdessen verkrieche ich mich, schließe alle aus und weiß mehr denn je, dass ich Hilfe brauche. Nicht nur, weil die Schläge und Tritte mir wirklich wehgetan haben und ich damit ins Krankenhaus müsste. Ich glaube, dass Rippen gebrochen sind. Nico hatte feste Stiefel an, als er zugetreten hat. Und Pierre hat so fest in mein Gesicht geschlagen, dass meine Nase gebrochen ist. Die Blutung hat aber aufgehört.

Mein Kopf dröhnt. Das Atmen fällt mir schwer. Meine Beine tun weh. Eigentlich tut mein ganzer Körper weh und es wird sicher nicht mehr lange dauern, bis Dad die Tür eintritt.

Aber ich habe keine Kraft mehr, sie selbst zu öffnen.

Ich habe ein paar der Tabletten genommen. Für ein bisschen Ruhe. Für ein bisschen weniger Schmerzen.

Ich bin müde und verwirrt.

Schr ... ei ... ben ...

Roller Coaster RideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt