Roller Coaster Ride

Danke für dein Vertrauen

⚠️Trigger Warnung⚠️

Es wird von Suizidversuchen erzählt.
Wenn ihr euch damit unwohl fühlt oder getriggert, lest das Kapitel bitte nicht. Und wenn doch, dann vielleicht mit jemanden zusammen.

+#+#+#+#+#+#+#

„Ich weiß nicht, was ich sagen soll."

„Du musst gar nichts sagen."

„Ich...danke Lando. Danke das du mir so vertraust und mich hast diesen intimen Moment lesen lassen."

„Es hat mir damals geholfen ein Tagebuch zu schreiben und ich hatte einfach im Gefühl es könnte dir helfen zu lesen das du nicht allein bist."

Nickend wischte Luke sich mit den Handrücken über die Augen, legte das kleine Buch behutsam in seinen Schoss, bevor er kurz die Augen schloss und tief Luft holte. Beim einen oder anderen Eintrag musste er wirklich stark Weinen, konnte die aufkommenden Gefühle nicht unterdrücken, weil er vieles, was er gelesen hatte an sich selbst erkannte.

Das Lando ihn zu seinem Tagebuch auch noch erzählt hatte, wie es ihm ergangen war, hatte seine Emotionen zusätzlich in Auffuhr gebracht. Zu wissen, aber auch zu hören das es Lando vor einigen Jahren genauso ergangen war wie ihm, gab ihm Kraft und Hoffnung, tat gleichzeitig, aber auch schrecklich weh, obwohl er sich ja bewusst war, nicht der einzige Mensch mit psychischen Erkrankungen zu sein.

„Dieser letzte Eintrag..."

„Ja?"

Aufmunternd lächeln nickte Lando seinem Schützling zu, gewährte Luke so einen noch tieferen Einblick in sein Leben.

„Du warst Silvester nicht bei Carlos?"

„Nein. Ich bin zu Hause geblieben."

„War es schlimm?"

Traurig nickend erinnerte Lando sich nur zu genau an dieses Silvester. Noch heute tat es in seinem Herzen weh, wie sehr er doch gelitten hatte, nachdem Carlos am Tag vor Silvester zurück nach Spanien geflogen war. Auch wenn das ganze jetzt schon fast 4 Jahre her war, spürte er den damaligen Schmerz noch tief in seinem Herzen.

„Schlimm ist nicht der richtige Ausdruck. Es war die Hölle. Während Carlos bei mir war, lebte ich in einer Blase. Ich fühlte mich gut, sicher und geliebt. Durch Carlos fühlte ich mich stark, mutig und selbstsicherer, hatte ein bisschen Selbstbewusstsein gewonnen. Mir war schon bewusst, dass dies nur positive Effekte durch Carlos Nähe und Liebe waren. Aber es war meine Welt, mein Kopf. Nachdem Carlos abgereist war, zerplatzte meine Blase mit einem lauten Knall. Der harte Boden der Realität hatte mich wieder."

„Hast du dein Umfeld auch sehen lassen, dass deine Blase geplatzt ist?"

Interessiert musterte Luke den jungen Mann, der seit einigen Wochen zu seinen engsten Vertrauten gehörte. Noch am Anfang seines Aufenthaltes hatte er sich niemanden anvertraut, hatte weder mit seinen Mitpatienten noch mit Ärzten oder Psychologen geredet. Schweigend hatte er sich in seinem Zimmer verkrochen, wurde streng beobachtet und kontrolliert, um sicher zu gehen keinen weiteren Suizidversuch zu Unternehmen. Erst als Lando ihnen in der Gruppe vorgestellt wurde, hatte er angefangen sich zu öffnen, hatte sich langsam und vorsichtig dem anderen anvertraut.

„Ich war mein ganzes Leben gut darin Dinge vorzuspielen oder zu überspielen."

„Hm. Also hast du alle glauben lassen, dass du fein damit warst das Carlos nicht mehr bei dir war?"

„Ich wollte so sehr, dass meine Familie stolz auf mich bleibt. Ich hatte durch Carlos schon kleine Erfolge. Ich wollte sie nicht wieder Enttäuschen. Außerdem wollte ich so verkrampft allen zeigen das ich stark genug für eine Therapie bin, dass ich es schaffe und durchziehen werde. Und natürlich wollte ich Beweisen das ich Carlos nicht um mich herum brauchte, dass ich es selbständig schaffte mein Leben auf die Reihe zu bekommen. Ich durfte doch nicht alles auf Carlos Schultern abwälzen."