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Cosmea

Was ist hier gerade passiert?

Ich beobachte, wie sich Cirian schnellen Schrittes von mir entfernt ohne auch nur einen Blick zurückzuwerfen. Ich fasse mir an meinen dröhnenden Kopf und schließe kurz schmerzerfüllt sie Augen. Musste er mich so aggressiv gegen den Boden schlagen?

Doch plötzlich setzen sich die einzelnen Puzzelteile in meinem Kopf zusammen und ich begreife die Situation. Beim kämpfen hatten wir... Spaß. Ich habe für einen Moment vergessen, dass ich ihn über alles hasse und er mein Feind ist. Und es scheint ihm genauso gegangen zu sein, denn ich konnte keinen tiefen Hass mir gegenüber erkennen, als wir miteinander gerungen haben.

Hätte er nicht so reagiert und mich gegen den Boden geschlagen, hätte ich es wahrscheinlich gemacht. Denn auch mich durchströmt auf einmal wieder der Hass ihm und allen Schattenfae gegenüber. Wieso habe ich mich für einen Augenblick ablenken lassen? Wie hat er es geschafft, dass ich meine Deckung fallen lasse? Ich muss wieder viel vorsichtiger sein.

Ich ignoriere den Schmerz und gehe in die entgegengesetzte Richtung davon. Nach diesem Vorfall kann ich Cirian erstmal nicht unter die Augen treten. Ich brauche Abstand um wieder runterzukommen.

Meine Gefühle und damit auch meine Magie brodeln gefährlich in mir und ich balle meine leicht zitternden Hände zu Fäuste. Doch bevor meine dunkle Magie unkontrolliert ausbrechen kann, konzentriere ich sie ohne zu überlegen in meiner rechten Faust und schlage damit im nächsten Moment gegen einen kahlen, massiven Baum. Meine Magie entladet sich und mit einem gewaltigen Knall spaltet sich der Baum entzwei.

Ich springe überrascht zurück und meine Augen weiten sich beim Anblick des gespaltenen Baumes. Schwarze Adnern gehen von der Stelle aus, die ich berührt habe und benetzen den gesamten Stamm.

Ich starre auf meine Faust hinab, die kaum etwas abbekommen hat und verarbeite das Geschehen.

Und tatsächlich. Ich habe es geschafft, meine dunkle Magie konzentriert und kontrolliert einzusetzen, wie es mir Cirian den ganzen Tag versucht hat, beizubringen.

Ein ungläubiges, aber zugleich erleichtertes Grinsen bildet sich auf meinem Gesicht und ich löse meine Faust auf. Das Training wirkt. Ich habe also doch noch eine Chance. Ich kann es schaffen.

Es sind nur noch wenige Wochen bis zu meinem neunzehnten Geburtstag. Doch wenn ich weiter trainiere und meine dunkle Magie unter Kontrolle bekomme, kann ich überleben ohne von ihr bei lebendigem Leib gefressen zu werden.

Es ist so, dass sich das gesamte Potenzial eines Fae an seinem 19 Geburtstag entfesselt. Man muss die Magie in sich zu dem Zeitpunkt kontrollieren und beherrschen können, sonst wird sie den Besitzer nicht akzeptieren. Und je mächtiger der Fae ist, desto schlimmer die Konsequenzen. In meinem Fall bedeutet es den sicheren Tod.

Und in diesem Moment fasse ich einen Entschluss. Ich möchte nicht mehr hilflos meiner Magie ausgeliefert sein. Ich darf nicht sterben. Ich bin mir zwar nicht sicher, warum ich so sehr an meinem Leben hänge obwohl mir bereits alles genommen wurde. Aber ich weiß, dass ich es tue.

Mit dieser festen Entschlossenheit trainiere ich alleine weiter. Ich kann meine dunkle Magie zwar noch nicht ganz akzeptieren, aber es wird leichter. Ich rufe mir alle Erinnerungen von den Trainingseinheiten mit Sir Valdar und Cirian hervor und übe bis tief in die Nacht hinein.

Torn Kingdoms - Torn between Light and DarknessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt