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Cosmea

Hinter der Türe offenbart sich uns dasselbe Tal, doch inmitten steht ein kleines Dorf. Felder und Plantagen werden durch den Mond beleuchtet und die gesamte Umgebung hat etwas Magisches an sich. In den Häusern brennt Licht, als hätte man unsere Anwesenheit erwartet und Halbblutfae haben sich mit Abstand vor uns versammelt. Sie schauen uns entgegen und ich kann neugierige, ehrfürchtige Blicke auf mir spüren.

Doch eine spürbare Anspannung liegt in der Luft. Cirian wird teilweise gefürchtet und verhasst beäugt und er selber steht wie angewurzelt da. Kai blickt zwischen uns und den anderen Fae hin und her und entscheidet schließlich, die Stille zu durchbrechen.

"Lasst mich euch Cirian und Cosmea vorstellen. Sie wohnen einige Tage bei uns, bis sie weiter reisen können."

"Kai, du hast uns vorgewarnt, dass auch ein Schattenfae kommen wird. Aber du hast vergessen zu erwähnen, dass er ein Prinz ist."

Ich schaue einem Fae entgegen, der nur ein paar Jahre älter zu sein scheint. Seine Haare sind dunkelgrau mit blonden Strähnen und er starrt Cirian wütend entgegen. Die anderen Fae ziehen erschrocken die Luft ein und beginnen, untereinander zu flüstern.

"Das macht keinen Unterschied, Boa. Er ist ein Gast, also behandelt ihn wie einen. Ich bin mit Cirian aufgewachsen und vertraue ihm. Ich trage die Verantwortung, solltet ihr also ein Problem haben, kommt zu mir."

Bei Kais autoritären Stimme zieht sich der Halbblutfae namens Boa zurück, aber sein Missfallen ist deutlich erkennbar. Schließlich fällt sein Blick auf mir und nachdem er mich interessiert mustert, entspannen sich seine Züge. Bevor ich diesen merkwürdigen Wandel deuten kann, höre ein sehr leises, aber tiefes Knurren neben mir und ich drehe mich Cirian zu.

Seine Augen sind auf die Fae fixiert und sein Körper vibriert fast vor Anspannung. Ohne zu zögern stelle ich mich zwischen dem Schattenfae und den anderen und lege ihm meine Hände auf die Schultern. Als sich seine Starre nicht löst, lege ich sie an seine Wangen und zwinge ihn, mich anzuschauen.

Im Hintergrund kann ich die Fae wispern hören, doch das interessiert mich nicht im Geringsten, als seine obsidian glänzenden Augen endlich meine finden. Früher hätte ich nur Wut und Hass in ihnen sehen können, doch nun erkenne ich die versteckten Bruchstücke von Trauer, Schmerz und Angst. Meine Daumen streichen sanft an seiner Haut entlang, während ich ihn allein mit meinem Blick beruhige. Ich will ihn wissen lassen, dass er nicht alleine ist.

"Cirian, Cosmea, folgt mir. Ich werde euch eure Unterkunft zeigen ."

Ich schenke ihm ein federleichtes, kurzes Lächeln, bevor wir uns Kai zuwenden und ihm folgen. Die Menge tretet auseinander und ich kann spüren, wie Boa mir und Cirian missfällig hinterher schaut.

Die Häuser sind nicht zu groß, dafür aber erstaunlich gut konstruiert. Kai führt uns zu einem etwas abgelegenen Gebäude und geleitet uns hinein. Es besteht aus einer kleine Küche, Esszimmer, Badezimmer und zwei Schlafzimmer. Durch eine Türe gelangt man zu einer schönen Terrasse mit Blick auf einen kleinen See.

Ich komme aus dem Staunen kaum mehr heraus. Im Gegensatz zu meiner Hütte ist das purer Luxus. Cirian ist weniger beeindruckt und scheint in Gedanken versunken zu sein.

"Erkundet gerne die Gegend, aber verlasst unter keinen Umständen die Barriere, bis sich die Lage wieder beruhigt. Ich sage euch Bescheid, sobald das der Fall ist."

Kai verlässt das Haus, aber ich folge ihm nach draußen und halte ihn zurück.

"Wartet, Kai. Ich möchte Euch noch sprechen."

Ich habe so viele unbeantwortete Fragen, weiß aber nicht, wie ich sie in Anwesenheit von Cirian ansprechen soll. Er scheint zu verstehen und nickt mir kaum merklich zu als Zeichen, dass ich ihm folgen soll. Ich schaue kurz zurück und versichere mich, dass uns Cirian nicht beobachtet.

Torn Kingdoms - Torn between Light and DarknessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt