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Cirian

Gelangweilt, aber dennoch geduldig, lehne ich mit verschränkten Armen gegen der kühlen, rauen Kerkerwand der königlichen Residenz hier in Elfgard. So wenig es mir auch gefiel, ich musste dieses Halbblut hier her bringen, da die Kerker genau für solche Kreaturen ausgestattet sind.

Sie befinden sich tief unter dem Schloss, aber nur wenige dieser Kerker sind noch besetzt. Früher vor langer Zeit, während Krieg herrschte, wurden Feinde darin eingesperrt, gefoltert oder getötet. Doch heute sind nur einige, wenige Schwerverbrecher aus der Umgebung hier untergebracht. Wachen aus Elfgard patrouillieren hier täglich und kümmern sich um die Gefangenen.

Ich habe die Halbblut Fae in den größten und sichersten Kerker untergebracht und warte mit ihr alleine hier drinnen darauf, dass sie endlich aufwacht. Es ist nicht viel Zeit vergangen seit dem Vorfall im Labyrinth. Inzwischen muss es nur wenige Stunden nach Mitternacht sein.

Normalerweise sind die einzelnen Kerker hier im Untergrund nur durch Metallstäbe von den Gängen getrennt. Doch dieser hier ist komplett verriegelt und eine schwere Eisentüre ist der einzige Ausweg aus dieser Zelle. Es lässt kein Licht von den Gängen hinein, die mit Fackeln an den Wänden beleuchtet werden. Doch im Gegensatz zu den anderen Zellen ist diese hier größer und höher. Doch das bringt dem Häftling keine Vorteile, denn die Halbblut Fae ist an der gegenüberliegenden Wand zur Türe gefesselt.

Handfesseln, die an einer dicken Eisenkette von der Decke hängen, umschließen ihre Handgelenke und zwingen so ihre Arme und ihren gesamten Körper in eine aufrechte Position. Ihre Füße schweben etwa eine Unterarmlänge über dem Boden und ihr Kopf hängt kraftlos nach unten, wodurch ihr ihre Haare ins Gesicht fallen.

Erst seitdem ich mit ihr zusammen hier im Kerker bin und mir die Zeit nehme, sie genauer zu betrachten, fällt mir auf, wie abgemagert und dünn ihr Körper ist. Selbst die Fesseln waren beinahe zu groß für ihre schlanken Handgelenke. Ihre Kleidung ist zwar nicht sehr dreckig, doch sie scheint älter und von schlechter Qualität zu sein. Das ergibt Sinn, da alle Halbblut Fae in schlechten Verhältnissen leben müssen. Immerhin werden sie von jedem gehasst. Auch, und vor allem, von mir.

Mein einer Zeigefinger klopft in regelmäßigen Abständen auf meinen anderen Unterarm, während ich die Halbblut Fae kalt mustere und sie keine Sekunde aus den Augen lasse. Mein Blick gleitet über ihre freie Haut und den Runen, die auf ihr abgebildet sind. Es sind nicht viele zu sehen wegen der Kleidung, die sie trägt. Nur ihre Arme sind frei und der Bereich von ihren Schultern bis knapp über ihre Brüste wegen dem Oberteil, das ich ihr mit Gewalt weit eingerissen habe. Ihr Hals wird ebenfalls von ihren langen, schwarzgoldenen Haaren verdeckt.

Aber diese wenigen Stellen, die sich mir zeigen, sind übersät von sowohl schwarzen, als auch von weißen Runen. Ich selber kenne nur sehr wenige Fae, die so viele Runen und somit auch so viel Macht besitzen. Ich bin einer von denen. Aber hinzu kommt noch, dass sie ein Halbblut ist. Das macht sie nochmal mächtiger, da sie auch helle Magie anwenden kann.

Je länger ich auf ihre Haut starre, desto mehr fällt mir auf, dass die Anzahl ihrer weißen Runen gleich mit der ihrer schwarzen Runen ist. Doch das ist nicht möglich, es muss ein Zufall sein. Ihre restliche Haut ist sicher hauptsächlich von schwarzen oder weißen Runen geprägt. Es gab noch nie in der gesamten Geschichte der Fae ein Halbblut, der denselben Anteil an heller als auch an dunkler Magie in sich trug. Das ist unmöglich.

Mein Blick bleibt an einer schwarzen Rune hängen, die mittig auf ihrer Brust abgebildet ist. Sie ist im Vergleich größer als die anderen Runen und reicht von knapp unter ihren Schlüsselbeinen hin bis zwischen ihren Brüsten und verschwindet in ihrem tiefen Ausschnitt. Selbst wenn ich nicht die gesamte Rune sehen kann, weiß ich sehr gut, was sie bedeutet. Tod. Auch anders genannt, der Schwarze Nebel.

Torn Kingdoms - Torn between Light and DarknessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt