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Cosmea

Es sind schon zwei Wochen vergangen seit dem Vorfall mit Fiora und ich habe sie in dieser Zeit nur selten zu Gesicht zu bekommen. Wenn ich sie gesehen habe, schien sie verwirrt zu sein, auch wenn sie versucht hat, es hinter ihrer wütenden Maske zu verbergen. Von ihrem Verhalten her kann ich darauf schließen, dass sie sich nicht mehr an den Vorfall erinnern kann. Dazu hat sie sich zu sehr ihren Kopf angeschlagen. Oder besser gesagt, ich habe ihren Kopf zu sehr angeschlagen. Doch ich bin trotz allem misstrauisch und wachsam. Ich habe das unbeschreibliche Gefühl, dass etwas nicht stimmt.

Was sich noch seit dem Vorfall verändert hat ist, dass Lilith mehr an meiner Seite bleibt, auch wenn ich anfangs nicht wusste, was ich davon halten sollte. Sie schien mir zumindest ehrlich dankbar zu sein, denn Fiora lässt ihre Schwester in Ruhe, solange sie in meiner Nähe ist. Inzwischen bin ich mir fast sicher, dass genau das der Fall ist. Sie möchte mir ihre Dankbarkeit irgendwie zeigen und erwidern, und versucht deswegen zu zeigen, dass ich nicht alleine bin. So habe ich zumindest den Eindruck.

Das Sprechen übernimmt noch immer zum Größten Teil Lilith und entweder ich höre ihr wirklich zu, oder ich tue nur so, als würde ich ihr zuhören. Anfangs hat es mich schon sehr genervt und gestört. Aber was mir am meisten Sorgen gemacht hat ist, dass ich anfing, sie zu mögen. Sie ist wirklich nett und ganz anders, wie ich Schattenfae immer eingeschätzt habe. Dieses Gefühl gefiel mir überhaupt nicht.

Aber ich habe es inzwischen akzeptiert, auch wenn ich es nach außen hin nur begrenzt zeige. Sie hat sich über die zwei Wochen in mein Herz geschlichen und ich habe mich immer häufiger selber dabei erwischt, wie meine Züge in ihrer Nähe weicher wurden und sich mein Beschützerinstinkt meldete, sollte sie jemand böse anschauen oder sie schikanieren. Vor mehreren Tagen habe ich nur selten eingegriffen, doch inzwischen tue ich es jedes Mal. Das hatte natürlich zur Folge, dass mein ursprünglicher Plan mit dem keine Aufmerksamkeit erregen nicht so ganz aufging. Viele tuscheln über uns und stellen Vermutungen über mich an. Die schwache Cassadar und die mysteriöse Fae die niemand kennt. So nennt man Lilith und mich. Sie und Sir Valdar sind die einzigen, die meinen Namen kennen. Und so soll es auch bleiben.

Die Stunden mit Sir Valdar verlaufen auch ganz gut und ich tue mir leichter, mich bei kleinen Anfällen zu konzentrieren. Aber in den ganzen zwei Wochen haben wir nichts anderes getan als diese Konzentrationsübungen. Sir Valdar meint, ich wäre noch nicht bereit dafür, anzufangen, meine Magie aktiv zu benutzen. Denn ich kann meine Magie immer noch nicht akzeptieren. Und das ist laut dem Schattenfae das wichtigste bevor wir anfangen, sonst kann und wird so einiges schiefgehen.

Aber trotz meiner Fortschritte nahmen die Kopfschmerzen nicht ab. Sie wurden sogar stärker und ich hatte mehrere, starke Anfälle in den letzten zwei Wochen. Glücklicherweise blieben sie unbemerkt und meine Magie ist nicht ausgebrochen, dank Eithne.

Eithne, so heißt die junge Feuerfee. Ich habe ihr diesen Name, der kleines Feuer bedeutet, gegeben, weil er wirklich gut zu ihr passt. Ich konnte meine Anfälle über Tag zurückhalten, vor allem im Labyrinth, aber nach meinem Training bin ich sofort in das Bad gegangen und dann haben sie mich überrollt. Eithne hat mir immer wieder geholfen und als sie nach dem fünften Mal verstanden hat, dass ich ihr nichts böses will, ist sie, wenn auch etwas zögerlich geblieben.

In diesem Moment entspanne ich mich im besagten Becken und lasse mir meine Haare von Eithne einschäumen und waschen. Sie hat darauf bestanden und ich genieße ihre sanften Berührungen.

"Warum hilft Ihr mir eigentlich immer wieder?", frage ich die Feuerfee mit leiser Stimme, um sie nicht zu verschrecken. Sie ist ein sehr zartes Wesen und sehr schreckhaft. Ich habe bis heute nicht versucht mit ihr zu reden, weil ich immer noch nicht weiß, ob Feen sprechen, oder ob sie unsere Sprache verstehen können. Aber ein Versuch ist es wert und ich möchte mich bei ihr bedanken.

Torn Kingdoms - Torn between Light and DarknessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt