Cosmea
Die frühe Abendluft ist erfrischend, doch das gleichmäßige Traben Eothos trägt nur noch mehr zu meiner Müdigkeit bei. Dank der Handfesseln, die meine wilde Magie unterdrücken, spüre ich seit langer Zeit keine Kopfschmerzen mehr. Es kann aber zum Teil auch daran liegen, dass Cirian mir einen großen Teil meiner Magie geraubt hat und es eine Zeit lang dauern wird, bis sie sich wieder vollständig regeneriert hat.
Doch wo die Kopfschmerzen fehlen, spüre ich einen stechenden Schmerz, vor allem in meinen Beinen und auch in meinem restlichen Körper. Wir reiten bereits fast einen ganzen Tag durch. Es gab nur sehr wenige, kurze Pausen, die aber für Eothos gedacht waren, damit er sich etwas stärken kann. Aber trotz meiner Muskelschmerzen habe ich mich kein einziges Mal beschwert, das werde ich Cirian nicht gönnen. Ich bezweifle auch, dass er eine Pause für mich einlegen würde.
Den ganzen Ritt über haben wir kein einziges Wort miteinander gewechselt, sondern haben uns gegenseitig mit Blicken erdolcht. Die ersten Stunden habe ich es noch geschafft, auf Eothos Rücken gerade zu sitzen und den Körperkontakt zu Cirian soweit zu vermeiden. Doch meine Kraft hält sich inzwischen stark in Grenzen, wenn sie mich nicht schon verlassen hat.
Erschöpft lehne ich mit meinem ganzen Gewicht gegen der Brust des Schattenfae und kämpfe gegen die Müdigkeit und den Schmerzen an. Nur seine Arme bewahren mich davor, seitlich von Eothos runter zu kippen. Mir ist bewusst, sollte ich jetzt einschlafen, wird mein Schlaf alles andere als ruhig sein. Ich würde mich nicht sicher fühlen, in der Nähe von Cirian zu schlafen. Und doch liege ich in diesem Moment in seinen Armen zu meinem eigenen, großen Missfallen.
Sein starker, maskuliner Geruch benebelt mich und meine Sinne beinahe. Einen Geruch wie seinen habe ich noch nie wahrgenommen. Er hat etwas wildes an sich, etwas dunkles, gefährliches, das man mit keinem anderen Geruch vergleichen kann. Es löst eine leichte Gänsehaut auf meiner Haut aus, aber ich versuche es zu ignorieren und zu unterdrücken.
Meine Augen fallen immer öfter zu und mein Kopf ruht an Cirians Schulter. Der Ritt ist kräftezerrend und ich frage mich, wie sich Cirian nichts anmerken lassen kann. Ich hasse es, dass er mich so schwach und hilflos erlebt. Ich war ihm schon einmal hilflos ausgeliefert, vor drei Jahren, als er mir meine Magie zum ersten Mal gestohlen hat. Es ist ein bitteres Gefühl. Doch mir hilft zu wissen, dass ich dieses Mal diejenige bin, die die Zügel in der Hand hält. Er steht in meiner Schuld und er ist von mir abhängig. Das werde ich noch ausnutzen können.
"Wir machen eine Pause.", ertönt Cirians dunkle Stimme nah an meinem Ohr.
Ich wache abrupt aus meinem Halbschlaf auf und schlage meine Augen auf. Erst da bemerke ich, dass wir ein Dorf erreicht haben. Es ist schon spät, weshalb sich keine Fae mehr draußen aufhalten. Verwirrt schaue ich mich träge um.
"In einem Dorf? Was, wenn uns Schattenfae erkennen und verraten?"
"Die meisten schlafen schon. Ein Bekannter von mir wohnt hier in diesem Dorf. Er wird uns helfen.", meint er und dirigiert Eothos zielsicher zu einem der Häuser.
Das Dorf ist größer, als das, das ich zerstört habe und die Fae hier scheinen zumindest nicht sehr arm zu sein. Die Häuser haben zwar nur ein Stockwerk, sind aber groß und die Wege bestehen aus grauem Kies.
Cirian bringt Eothos vor einer Hintertür eines Hauses zum Stehen und schwingt mit einem Satz elegant von seinem Rücken. Durch den Verlust meiner hinteren Stütze kralle ich meine Hände in den Sattel und versuche mich durch eigener Kraft aufrecht zu halten. Doch dafür fehlt mir die Kraft und ich falle seitlich aus den Sattel. Doch bevor ich auf den Boden aufschlagen kann, fangen mich zwei starke Arme auf und ein kalter Schauer erfasst mich.
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Torn Kingdoms - Torn between Light and Darkness
FantasyDas Land der Fae ist in zwei Teile gespalten. Ein Teil wird von den Schattenfae regiert, der andere Teil von Lichtfae. Zwischen den zwei Königreichen herrschte viele Jahre lang trotz der Spannungen Frieden, doch dieser wird gebrochen, als ein neuer...