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Cosmea

Ein Ball aus purer, dunkler Magie rast auf mich zu, doch anstatt auszuweichen halte ich ihm meine Hand entgegen. Bevor er mich treffen kann, lasse ich meiner eigenen Magie in Form einer Klinge freien Lauf, die den Ball in sekundenschnelle in zwei Teile zerteilt. Rechts und links von mir ertönt kurz darauf ein Knall und Staub wirbelt auf.

Shen tretet aus dem dichten Dunst heraus und klatscht beeindruckt in die Hände.

"Hervorragend! Ich kenne keinen Schüler, der diese Technik in so kurzer Zeit gemeistert hat. Und glaube mir, ich habe über die Jahrhunderte viele unterrichtet."

Ein leichtes Lächeln bildet sich auf meine Lippen und ich gehe auf ihn zu.

Mein Selbstbewusstsein hat sich in den letzten paar Tagen erstaunlich verbessert und somit auch meine Magiekontrolle. Das bedeutet nicht, dass ich mich inzwischen mit meiner Vergangenheit auseinandergesetzt habe. Ich habe es versucht, aber erfolglos. Doch die kleinen Erfolge gaben mir Mut und das hat den Unterschied gemacht.

"Müsst Ihr jetzt wieder zurückkehren? Die Sonne geht bald auf."

Shen nickt bestätigend.

"Aber eine Sache noch bevor ich gehe. Ich werde kommende Nacht leider nicht hier sein können. Ich bin verpflichtet, an einer wichtigen Versammlung im Schloss teilzunehmen. Wir befinden und in einem Notstand und müssen wichtige Kriegsangelegenheiten besprechen. König Ergons Männer sind kurz davor anzugreifen, da Cirian Euch nicht ausgeliefert, sondern auf seiner Lüge bestanden hat."

Mein Lächeln verflüchtigt sich und ich nicke ernst. Cirian hat es wirklich durchgezogen, daher ist es kein Wunder, dass ihn die Rune dort festhält. Seine Pflicht ist, mich König Ergon zu übergeben und somit einen Krieg zu verhindern, doch stattdessen opfert er seine Freiheit.

"Trotz meiner Abwesenheit..."

"...Werde ich weiter trainieren, ich weiß."

Shen nickt zufrieden.

"Sollte dennoch etwas sein, benutzt die Pfeife. Aber nur wenn Ihr in Not seid. Ich brauche einen wirklich sehr guten Grund, um die Versammlung mittendrin zu verlassen."

"Ich werde mich aus Schwierigkeiten heraushalten."

Nachdem sich Shen in Schatten aufgelöst hat gehe ich meiner üblichen Routine nach und wiederhole die Übungen. Dabei lasse ich meine Gedanken schweifen.

Ich habe dem Besitzer der Schattenakademie nichts über den Zwischenfall mit Kai erzählt. Ich weiß nicht, wie er reagiert hätte und um ehrlich zu sein wollte ich mich zuerst selber damit auseinandersetzen.

Ich habe viel darüber nachgedacht und jetzt endlich fasse ich einen Entschluss. Ich werde Kai heute noch rufen.

Ich vertraue ihm und seinen Worten noch nicht blind, aber etwas sagt mir, dass ich ihm eine Chance geben soll. Nein, sogar muss. Es fühlt sich an, als wäre es meine Pflicht. Als wäre das der Grund warum ich trotz allen Übels, das mir in der Vergangenheit widerfahren ist, weitergemacht und nicht aufgegeben habe.

Die Zeit vergeht wie im Flug und sobald sich der Himmel rot färbt, lasse ich mich erschöft auf einen Baumstumpf nieder und genieße die kurze, wohlverdiente Pause. Normalerweise bringt mir Shen immer etwas Essen von der Akademie mit aber heute muss ich mich wohl mit wilden Beeren zufrieden geben.

Nachdem ich mich beruhigt habe, greife ich nach dem Kristall an meinem Hals und schließe die Augen um mich besser zu konzentrieren. Ich stelle mir Kai mit seinem schelmischen, nervigen Grinsen vor und errichte durch den Stein eine imaginäre Brücke.

Torn Kingdoms - Torn between Light and DarknessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt