Epilog

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Die Schattenakademie erstreckt sich majestetisch weit hinauf in den Nachthimmel. Trotz der Anspannungen in ganz Elfgard strahlt das schlossähnliche Bauwerk eine gefährliche Ruhe aus, als würden die anrückenden, gegnerischen Truppen keine Wirkung auf ihr haben. Es scheint sogar fast so, als würde es die Feinde nur erwarten, um sie in die dunklen, tiefen Räumen zu ziehen, aus denen es kein Entkommen mehr geben wird. 

Inmitten der Akademie hallen Schritte auf dem makellosen Granitboden von den hohe Wänden wider, während eine verhüllte Gestalt durch die prächtigen Hallen geht. Die Macht und Autorität, die ihn wie eine Aura umgeben, lassen keinen Zweifel zu. Dieser Fae ist die reine Verkörperung seines eigenen Palastes. 

Zielstrebig geht er die Gänge entlang, bis er schließlich die Türen zu einem Raum aufwirft. Dahinter offenbaren sich Regale mit Büchern und Schrichtrollen, genau so wie Vitrinen und alte Gemälde. Jeder Gegenstand steht gereinigt an Ort und Stelle, kein Staubpartikel beschmutzt, was es laut dem Meister nicht beschmutzen darf. 

Der Fae setzt seinen Weg fort und läuft um den Schreibtisch herum, das an der gegenüberliegenden Wand steht. Anstatt sich auf den verzierten Stuhl niederzulassen, blickt er hinaus durch das gewölbte, mannshohe Fenster und schlägt sich die Kapuze aus dem Gesicht.  Pechschwarze Haare kommen zum Vorschein und Shen verschränkt seine Arme vor der Brust. 

Es soweit ist soweit, denkt er sich. Er hat Wort davon bekommen, dass Ergon am folgenden Tag angreifen wird. Die Stunden sind gezählt, bis sein Onkel Draguel persönlich aus den Schatten treten wird, um die Welt in ein reines Chaos zu stürzen. Doch dieses Mal ist Shen vorbereitet, denn er ist nicht mehr der schwache, junge Schattenfae, der früher unter dem Einfuss der Urdämonen stand und sich herumkommandieren ließ. Dieser Shen ist vor tausend Jahren gestorben, als er den Mut aufbrachte, aus dem Verfluchten Wald zu fliehen, um ein neues Leben im Schattenreich zu beginnen. 

Er wird alles in seiner Machtstehenden tun, um die Urdämonen lange genug hinzuhalten und Cosmea zu beschützen. Er wird nicht noch einmal ein Versprechen brechen, das schwört er sich. Selbst wenn das bedeutet, dass er seine eigenen Dämonen der Vergangenheit konfrontieren und seinen Stolz und Hass gegenüber seinem eigenen Vater ablegen muss. 

Plötzlich sammeln sich inmitten des düsteren Raumes Schatten und zwei Fae treten hervor. Ohne sich umdrehen zu müssen weiß Shen, wer genau ihm einen Besuch abstattet.

"Celeste, bist du dir auch ganz sicher?", fragt er und die Lichtfae geht auf ihm zu, um ihm eine Hand auf die Schulter zu legen. 

"Ja, Shen, das bin ich. Du weißt genauso gut wie ich, dass er sich geändert hat. Natürlich rechtfertigt es nicht seine Handlungen, aber bitte versuche in deinem Herzen Verständnis zu finden. Er kann uns helfen."

Shen blickt seine alte Freundin lange an und seuzt schließlich ergeben. 

"Also gut."

Mit einem Lächeln greift die ehemalige Königin an ihren Hals und bringt ein altes Amulett hervor, das sie Shen überreicht. Einen letzten Blick in ihre Augen werfend sammelt er seinen Nebel, um hinauf zu dem riesigen Kronleuchter zu schweben, der majestätisch von der Decke hängt. Tausende kleine, dunkel-violette Kristalle zieren ihn und Shen greift von all den prächtigen Edelsteinen nach einem einzelnen, unscheinbaren Exemplar. Kontrolliert schwebt er wieder herab und legt es in das Amulett hinein. Vorsichtig streicht er mit dem Daumen über das Stück und seufzt ein letztes Mal, bevor er das Amulett schließt und es Celeste überreicht. 

"Ich hoffe sehr dass du weißt, was du tust, Celeste. Wenn der Chaosstein in die falschen Hände gerät..."

"Ich weiß Shen, ich weiß. Ich werde sicherstellen, dass das nicht der Fall sein wird. Ich verspreche es dir."

Torn Kingdoms - Torn between Light and DarknessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt