Cosmea
Seit dem Vorfall mit der unerwünschten Schattenreise sind bereits mehrere Tage vergangen. Cirian und ich sind uns seitdem jeden Tag aufs neue aus dem Weg gegangen und wir haben uns gegenseitig gemieden. Es herrscht eine Spannung zwischen uns und nicht nur ich spanne mich merklich an, wenn der andere in der Nähe ist. Das einzige, was wir austauschen, sind kalte, drohende Blicke.
Um ihm aus den Weg zu gehen, bin ich am Tag oft im Wald unterwegs, entferne mich aber nicht zu weit von der Hütte. Ich verzichte gerne darauf, wieder solchen Kreaturen wie den Winddämonen zu begegnen. Vor allem jetzt, da meine Magie nicht mehr blockiert wird und wer weiß, was für einen Schaden ich anrichten werde, wenn ich meine Kontrolle verliere.
Es ist ein Wunder, dass ich sie bis heute nicht verloren habe. Im Laufe des Tages nehmen die Kopfschmerzen immer mehr zu, doch in der Nacht bleiben sie aus und in der Früh werde ich nicht mehr durch starke Schmerzen geweckt. Der Grauling scheint echte Wunder zu bewirken.
Aber ich werde das seltsame Gefühl nicht los, dass sich der Grauling bewegt. Er wächst zwar nicht, was ich angenommen hätte, immerhin ernährt er sich täglich von meiner Magie. Aber jedes Mal bevor ich einschlafe spüre ich, wie sich etwas zartes vorsichtig um meinen kleinen Finger schlingt. Ich habe aber noch nie mit eigenen Augen gesehen, wie sich die Pflanze bewegt. Vielleicht war das auch nur reine Einbildung. Dennoch habe ich vor, Sir Valdar das nächste Mal dazu zu befragen.
Er ist immer noch nicht zurückgekehrt und es scheint wohl noch eine Weile zu dauern, bis er wieder hier auftaucht. Und das bedeutet, dass ich noch länger mit Cirian hier alleine festsitzen werde. Aber wenn wir uns weiterhin meiden werden wie bisher, wird es einigermaßen ertragbar sein. Meine einzige Sorge ist meine Magie. Sir Valdar meinte, Cirian solle mit mir trainieren. Aber bisher ist keiner deswegen auf den anderen zugegangen. Und das habe ich auch nicht vor. Zumindest nicht freiwillig. Ich bin mir sicher, dass Cirian das Gegenteil von dem bewirken wird, was ich erreichen möchte. Kontrolle. Aber es ist schwer, nicht wütend in seiner Nähe zu werden. Und starke Emotionen ernähren meine Magie, wie trockenes Brennholz Feuer ernährt, und sie lassen meine Magie unberechenbar werden.
Um das und somit Cirian zu vermeiden, bin ich oft im Wald unterwegs. So auch heute. Die Natur beruhigt mich und hilft mir, meinen Kopf etwas zu befreien.
Die Schmerzen pochen merkbar hinter meiner Stirn, als ich in die Hocke gehe und nach einem bestimmten Kraut greife. Vorsichtig breche ich einige Blätter ab und lege sie zu den anderen Kräutern und Pflanzen in meinem kleinen Stoffbeutel, den ich in der Hütte gefunden habe. Da ich meine Tasche in der Schattenakademie gelassen habe, in der sich meine Kräutersammlung befand, habe ich mich dazu entschlossen, mir wieder eine anzueignen. Etwas besseres habe ich auch nicht zu tun.
Ich erhebe mich wieder und blicke durch das dichte Blätterdach nach oben in den sich dunkle färbenden Himmel. Ich sollte mich auf den Weg zurück machen. Der Tag neigt sich dem Ende.
Langsam mache ich mich auf den Weg zurück zur Hütte. Nachdem die Sonne untergegangen ist und das Land in Dunkelheit gehüllt ist, kommt schließlich der See in Sicht. Sofort spielen sich vor meinem inneren Auge die Erinnerungen ab, die ich mit diesem Gewässer verbinde.
Ich wäre beinahe in diesem See ertrunken. Nur dank Cirian habe ich überlebt. Aber mir ist bewusst, dass er keinen Finger gerührt hätte, wenn sein Leben nicht von meinem abhängen würde. Und wenn er es doch getan hätte, dann nur, um mich im Nachhinein mit seinen eigenen Händen umbringen zu können.
Doch es tauchen nicht nur Bilder von meinem beinahe Tod auf, sondern auch davon, wie mich Cirian selber in den See geworfen hat. Aus einem mir unbestimmten Grund fängt mein Herz an, schneller zu schlagen und ein Schauer erfasst mich. Schnell schüttle ich leicht den Kopf, um mir die Erinnerungen aus diesem rauszuschlagen.
DU LIEST GERADE
Torn Kingdoms - Torn between Light and Darkness
خيال (فانتازيا)Das Land der Fae ist in zwei Teile gespalten. Ein Teil wird von den Schattenfae regiert, der andere Teil von Lichtfae. Zwischen den zwei Königreichen herrschte viele Jahre lang trotz der Spannungen Frieden, doch dieser wird gebrochen, als ein neuer...