Cirian
Die kühle Nachtluft ist erfrischend. Der Himmel ist heute sternenklar und die beruhigende Atmosphäre lässt mich tief durchatmen. Nach den langen, schlaflosen Tagen im Schloss und der Versammlung ist diese Ruhe genau das, was ich brauche. Aber trotz dieses Augenblicks der Harmonie fehlt mir noch etwas. Doch dieses flüchtige Gefühl der Sehnsucht wird von der Kälte in meinem Inneren erstickt.
Das Schloss und die Gesellschaft haben mich mit der Zeit wieder eiskalt und erbarmungslos werden lassen und jegliche Emotionen und Empfindungen existieren nicht lange in mir. Das ist der einzige Weg um hier zu überleben, ohne von dem höheren Adel und ihren Machtspielen gebrochen zu werden.
Die Versammlung heute hat mich meine letzten Nerven gekostet. Wir haben über Kriegsangelegenheiten und Strategien zur Bekämpfung der feindlichen Armee diskutiert, die voraussichtlich in etwa einer Woche hier in Elfgard auftreffen wird. Es war ein chaotisches Durcheinander und in meinen Augen waren die meisten Vorschläge nutzlos.
Shen war auch dort, nur leider saß er weit entfernt von mir und ich hatte keine Gelegenheit, persönlich mit ihm zu reden. Ich habe den Wunsch unterdrückt, ihn nach Cosmea zu fragen. Ich lebe noch, also wäre es reine Zeitverschwendung. Sein Ausdruck war undurchschaubar, doch wie ich ihn kenne, hatte genau so wenig Lust auf die Versammlung wie ich. Trotzdem hat er versucht, seine Vorschläge vorzubringen, um diese Konversation voranzubringen.
Ich selber habe mich aus der Diskussion herausgehalten und die Generäle, Adeligen und sonstigen Beteiligten stattdessen beobachtet. Ich hatte keinerlei Absicht, mich dort einzumischen, obwohl ich selber bessere Vorschläge im Kopf hatte als einige, die aus selbstsüchtigen Motiven handeln wollten. Doch der König hatte einen anderen Plan mit mir.
Mein Vater hat zwar die Versuche aufgegeben, Informationen über Cosmea aus mir herauszupressen. Er hat endlich erkannt, dass es sinnlos ist und dass ich nichts über sie preisgeben werde, obwohl wir beide wissen, dass ich mehr weiß als ich behaupte. Doch das bedeutet nicht, dass er mich endlich in Ruhe lassen wird.
"Was ist deine Meinung dazu, Prinz Cirian?", hat er während der Versammlung gefragt und der gesamte Saal verstummte. Im Bruchteil einer Sekunde hatte ich die Aufmerksamkeit jedes einzelnen Fae auf mir, doch die Anspannung und der Druck prallten von mir ab, als wäre es nichts. Jeder wollte hören, was der jüngste Prinz des Schattenreiches zu sagen hat, der nach vielen Jahren zurückgekehrt ist. Meinem Vater war bewusst, dass er mich durch seine Aktion den Löwen zum Fraß vorwirft, doch es hat ihn nach außen hin kalt gelassen.
Ich wusste, wenn ich dem Vorschlag von General Kold einfach nur zustimmen würde, dann würden sie in mir einen Schwächling sehen. Generell interessiert es mich nicht viel, was andere von mir halten. Doch versteht mich nicht falsch, ich habe auch meinen Stolz und ich würde diesen Fae, die eine hohe Stellung in diesem Königreich haben, keinesfalls einen Grund geben wollen, mich zu unterschätzen und mich als schwach abzustempeln. Denn das würde bedeuten, dass ich ihnen eine Angriffsfläche gebe und sie mich nicht in Ruhe lassen werden.
"Vater, ist es wirklich nötig, dass wir uns anhören müssen, was Prinz Cirian zu sagen hat? Seit dem Tod seiner Mutter hat er sich aus jeglichen Angelegenheiten dieser Art herausgehalten. Wir verschwenden unsere Zeit mit ihm. Er ist nur hier weil er seine Stellung als Prinz des Schattenreiches ignoriert und das Halbblut nicht ausliefern konnte, wie es ihm befohlen wurde. Es ist allein seine Schuld, dass wir in dieser Lage stecken."
Ich blickte kalt zu Prinz Adriq und jeder konnte die Anspannung im totenstillen Saal spüren, während die Aufmerksamkeit zwischen uns hin und her sprang. Mein Vater räusperte sich und war kurz davor, meinem Halbbruder zu antworten doch ich habe ihm das Wort abgeschnitten.
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Torn Kingdoms - Torn between Light and Darkness
FantasyDas Land der Fae ist in zwei Teile gespalten. Ein Teil wird von den Schattenfae regiert, der andere Teil von Lichtfae. Zwischen den zwei Königreichen herrschte viele Jahre lang trotz der Spannungen Frieden, doch dieser wird gebrochen, als ein neuer...