Kapitel 7

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Mittwochmorgen und ich war gerade am Frühstücken mit Dad als Zane lachend reinkam. Ich sah ihn maßlos genervt an. Mir war nämlich bewusst warum er das tat. Ja, ich könnte ihn erschlagen.

Dad fragte verwirrt: „Was ist los?“ Diese gute Laune von Zane am frühen Morgen musste praktisch Fragen aufwerfen.

„Selena hat gestern gedacht, dass Adam sie umbringen will.“ Er lachte noch mehr und Dad wandte sich nun mir zu. Ich hob gleich die Hände als wäre ich unschuldig. „Er ist der zukünftige Alpha, ergo hat er Alphablut in sich. Ein verdammter Alpha. Die Sorgen gestern waren berechtigt.“

Dad fragte: „Was bitte ist passiert?“ Ich seufzte und schlug mir eine Hand vors Gesicht. „Ich glaube, ich hab ihn gestern verärgert. Aber ja…“ Zane riss sich zusammen, um zu erklären: „Selena reagiert über. Ich hab gestern Adam angerufen und er meinte, dass es nett war. Also, Selena ist eine Dramaqueen.“ Er lachte wieder und Dad sah ihn tadelnd an. „Lach deine Schwester nicht aus.“

Ich seufzte erneut, denn irgendwie musste man Zane zustimmen. „Vermutlich habe ich wirklich überreagiert. Aber es hat mich unglaublich gestresst.“

Das tat es immer noch, aber ich würde meinen Mund halten. Ansonsten würde Zane mich bis ins nächste Leben damit aufziehen.

Er sah schließlich zu mir und riss sich zusammen. „Falls es dich beruhigt, er ist heute nicht in der Schule.“

Ja, das erleichterte mich ungemein. Mir fiel ein Stein vom Herzen, da könnte ich direkt umkippen.

Dad sah wieder zu mir. „Mach dir keine Sorgen. Mir ist klar, dass ein Alpha eine bestimmte Ausstrahlung hat, aber böse sind sie nicht.“

„Ja, aber ich bin immer noch ich. Ein kleiner Niemand, der diesem Rudel angehört.“ Zane konnte man ansehen, dass ihn das sauer machte. Er verschränkte sogar seine Arme.„Adam hat dir nie etwas getan. Rede meinen besten Freund nicht schlecht.“

Mein Gesichtsausdruck wurde verständnislos, denn das hatte er falsch verstanden. „Das mache ich nicht. Ich sag nur, dass ich großen Respekt vor ihm habe. Es ist auch ein verdammt großer Titel.“

Außerdem strahlte Adam es aus, das tat jeder Alpha. Es spürte jeder und das war einfach einschüchternd.

Ich stand auf, das war genug für einen Morgen. Außerdem wären Liz und Luke bald hier, da wollte ich pünktlich draußen sein.

Dad sagte noch: „Lass alles stehen. Ich mache das Geschirr.“ „Danke, Dad.“ Ich gab ihm noch einen Kuss auf die Wange und wollte die Küche verlassen. Allerdings fragte er: "Selena?"

Im Türrahmen blieb ich stehen und wandte mich ihm zu. Ich hob eine Augenbraue und er hatte ein sanftes Lächeln im Gesicht. "Du bist kein Niemand, sondern meine wunderbare Tochter."

An sich war das nett gemeint, vor allem weil er mich als seine Tochter betrachtete. Dennoch versetzte es mir immer wieder einen Stich im Herzen, denn eigentlich war ich das gar nicht. Der Mann hatte einfach das Herz am rechten Fleck, weshalb er mich nie hatte hängen lassen und behandelte mich weiterhin wie sein eigenes Kind.

Ich zwang mir ein Lächeln auf die Lippen und antwortete: "Ja, ich weiß, Dad."

Danach winkte ich noch leicht und verließ den Raum. Den kleinen Schmerz in mir verdrängte ich, denn nun musste ich los. Am besten konzentrierte man sich auf das Jetzt und ließ die Vergangenheit, Vergangenheit sein. Diese war sowieso längst vorüber.

Zane rief mir nach: „Dir auch ein Tschüss!" Manchmal war er wirklich nicht die hellste Leuchte. Während ich nach vorne zur Haustür ging, antwortete ich: „Wir sehen uns gleich in der Schule wieder! Für was soll ich mich verabschieden?!“ Wenn man sich bald erneut über den Weg lief, war das überflüssig.

"Tschüss!" Er konnte wohl nicht damit leben, dass er keinen Abschied bekam. Mit einem Augenverdrehen, welches im leider verborgen blieb, rief ich: "Auf Wiedersehen! Zwangsläufig sieht man sich wieder!" Nach dem Morgen musste ich ihn ein bisschen ärgern. Das hatte er verdient.

Ich zog mir schnell meine Schuhe an, was bei Sneakern leicht war. Die Schuhbänder öffnete ich nie und schlüpfte lediglich in den Schuh. Auf das ganze Leben betrachtet, sparte man damit viel Zeit.

Meine Tasche wartete bereits neben der Tür auf mich und die schnappte ich mir. Ich hing sie über meine Schulter und mit Schwung öffnete ich die Haustür.

Alleine der Gedanke an meine besten Freunde ließ mich besser fühlen.

Gerade als die Tür hinter mir zufiel, fuhr Lukes Wagen in die Einfahrt. Wir hatten das perfekte Timing. Ich fing zu grinsen an und machte mich auf dem Weg zum Auto.

Liz musste selbstverständlich aus dem Fenster brüllen: "Ich wünsche einen wunderschönen guten Morgen!" Die Nachbarn würden noch irgendwann Beschwerde einlegen. Ich hingegen fand ihr Verhalten süß.

In einer normalen Tonlage erwiderte ich: "Hi, ich hab euch schon vermisst." Ich öffnete die Autotür und ließ mich auf meinen Platz fallen. Meine beste Freundin meinte dabei: "Wir dich auch. Es ist eine Qual ohne dich zu sein." Sie seufzte theatralisch und dadurch war meine Laune sofort gehoben.

Kaum hatte ich die Tür geschlossen, parkte Luke auch schon aus. Nebenbei fragte er: "Seit ihr bereit für den Wahnsinn, der sich Schule nennt?"

Ich verdrehte meine Augen und widmete mich dem Ausblick. Ein bekanntes Haus nach dem anderen zog an uns vorbei. Obwohl es mir so vertraut war, was es langweilig machte, blieb ich darauf konzentriert.

Liz gab ein genervtes Stöhnen von sich, was Luke genug Antwort sein dürfte. An der Stelle hatten wir alle dieselbe Meinung.

Wenigstens stellten wir uns dem Wahnsinn gemeinsam. Das machte es um einiges erträglicher.

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