Undesirable

Kapitel 34

Der Vormittag war verstörend. Noch nie in meinem Leben waren derart viele Leute nett zu mir gewesen oder hatten mich freiwillig angesprochen. Sogar die sonstigen Widerlinge waren freundlich gewesen. Ständig grüßte mich jemand und das mit Namen. Meine Klassenkameraden sprachen mich sogar an.

Ich würde ja an eine Wunderheilung glauben, dass plötzlich alle Hirn besaßen und höflich mit anderen umgingen. Allerdings lag das alles an Adam.

Bei den Werwölfen machte es wenigstens halbwegs Sinn. Ständig vermutete man, dass der Alpha seine Luna gefunden hatte. Genau deshalb waren die Leute gerne verdammt nett zu Frauen an Adams Seite. Obwohl ich nur mit ihm befreundet war, betraf es diesmal mich.

Die Mittagspause hatte endlich angefangen und ich befand mich mit meinen besten Freunden in der Essensschlange. Dank der anderen hatten wir heute kein vernünftiges Gespräch führen können. Und mir war bewusst wie neugierig Liz war. Nur konnten wir das unmöglich in der Schule besprechen.

Ich stand zwischen meinen besten Freunden, damit ich meine Ruhe hatte. So quatschte mich hoffentlich niemand an, weil ich Luke und Liz als Puffer hatte. Zumindest verfolgten wir damit Lukes Strategie.

Da ich es kaum erwarten konnte, unseren Tisch zu erreichen, dauerte es eine gefühlte Ewigkeit bis wir unser Essen hatten.

Das heutige Menü waren Nudeln mit Pilzen. Aus eigenem Überlebenswillen würde ich die angeblichen Pilze nicht anrühren. Dem Erscheinungsbild nach würde ich sie als ungenießbar einstufen. Umso schöner war der Salat, denn daran wirkte alles essbar.

Schließlich hatte auch Liz ihr Tablett, so konnten wir los gehen. Gemeinsam schlängelten wir uns den Weg zu unserem Tisch. Ein paar Mitschüler grüßten mich, was ich der Höflichkeit zuliebe erwiderte.

Dieser Tag war vollkommen verrückt.

Als wir unser Ziel erreicht hatten, knallte ich mein Tablett auf den Tisch, weshalb die Wasserflasche umkippte. Da sie geschlossen war, richtete das keinen Schaden an. Liz nickte und meinte: "Ja, das ist zu viel des Guten." Wir setzten uns alle drei und ich antwortete: "Viel zu viel. Ich raste bald aus." Luke stimmte dem auch noch zu. Somit waren wir uns alle einig.

Bevor meine beste Freundin fragen konnte, sagte ich bestimmend: "Nein, du musst dich auf später gedulden." Ihr Gesichtsausdruck war mit purer Verzweiflung am besten beschrieben, was man ihrer Stimme genauso anhörte. "Ich brauche Informationen. Nein, eigentlich den gesamten Bericht. Von Freitag bis heute Morgen. Ich muss es wissen." Sie gestikulierte noch dazu um die Dringlichkeit zu verdeutlichen.

Entnervt sah ich zu ihr hinüber, denn das wäre eine lange Erzählung. Sie sollte sich mit den wichtigsten Dingen zufrieden geben.

Um dem heutigen Tag die Krone aufzusetzen, kam Stacy an uns vorbei, in einer zuckersüßen Stimme, sagte sie: "Hi Selena." Über den Mindlink merkte die Verrückte an: "Wir sollten uns später miteinander unterhalten." In derselben Tonlage und mit einem Lächeln im Gesicht, antwortete ich: "Hey Stacy." Natürlich erhielt sie über den Mindlink genauso eine Antwort: "Nein, danke. Ich habe dir nichts mehr zu sagen."

Da sie weiter gegangen war, wandte ich mich ab. Luke fragte schon: "Was ist mit der los? Unser Tisch steht ganz abseits. Sie kann nie durch Zufall an uns vorbei gekommen sein." Liz schlug ihm leicht gegen den Hinterkopf. "Das war Absicht. Hinter dem liegt eine stille Drohung." Oder eine Anrede über den Mindlink. Leider blieb ihnen das verborgen.

Damit Liz wenigstens ein bisschen besänftigt war, weil sie ein paar Infos hatte, erzählte ich: "Übrigens hat crazy Stacy sich dieses Wochenende selbst überboten." Sofort hatte ich ihre volle Aufmerksamkeit. Ihre Neugier war dabei unverkennbar. Am liebsten hätte sie mich durch geschüttelt, damit ich endlich fortfuhr, was ich auch tat. "Man kennt ihre krankhafte Eifersucht, sobald sich ein weibliches Wesen in Adams Nähe befindet." Liz nickte und Luke musterte mich. "Ist wirklich noch alles dran?"