Ein Blick in den bodenlangen Spiegel in meinem Zimmer ließ mich zufrieden nicken. Über die Ferien hatte ich ein paar Veränderungen an mir vorgenommen. Der größte Dank dafür gebührter einer neugewonnen Freundin im Rudel meiner Tante.
Das Schminken hatte sie mir beigebracht, so durfte ich einen perfekt geschwungenen Eyelinerstrich bewundern. Es war eine Kunst das auf die Reihe zu bekommen, so das beide gleich aussahen.
Mit einer Hand fuhr ich durch meine Haare, welche die größte Veränderung waren. Ich hatte ein paar Farben ausgetestet bis ich bei blond gelandet war.
Unwillkürlich musste ich mit dem Kopf schütteln, denn eigentlich sah ich wie eine ganz andere Person aus. Aber in den letzten Wochen hatte sich einiges geändert und diese Version durften meine Mitschüler heute kennenlernen.
Nun nickte ich mir selbst zu und machte mich daran das Zimmer zu verlassen. Ich zupfte an meinem Oberteil rum, damit es perfekt saß. Früher wäre ich nie auf die Idee gekommen ein bauchfreies Oberteil zu tragen. Allerdings hatte sich das geändert.
Wie meine Jeans war beides in der Farbe schwarz. Wobei man schwarz zusprach keine Farbe zu sein.
Während ich die Treppe hinunter ging, versuchte ich meine Hose hochzuziehen. So irgendwie konnte ich das bewerkstelligen. Sie ging über den Bauchnabel, dadurch konnte man das kurze Shirt gelten lassen.
Nach der Treppe bog ich rechts ab um in den hinteren Teil des Hauses zu gelangen. Dort befand sich die Küche, welche mein Ziel war. Ein Frühstück musste sein, ansonsten hätte ich den ganzen Tag lang schlechte Laune.
Mit Schwung betrat ich den gewünschten Raum, in welchem bereits jemand wartete.
"Morgen Dad." Mein Lächeln wurde erwidert und er sah von der Zeitung vor sich auf. Wie so gerne las er diese während des Frühstücks. "Guten Morgen Selena. Wie geht es dir?"
Während ich mich auf den Weg zum Tisch hinüber machte, antwortete ich: "Gut und dir?" Mein Sitzplatz war immer auf der Eckbank, lediglich mein Dad beschlagnahmte stets einen der beiden Stühle. "Auch danke."
Mit einem glücklichen Seufzen setzte ich mich hin, denn ich wollte optimistisch bleiben, was den Tag anbelangte. Ich schnappte mir gleich ein Brot, denn Dad bereitete für uns stets das Frühstück vor und deckte den Tisch. Egal welcher Tag, darauf konnte man zählen. Er war ein wahrer Goldschatz.
"Danke fürs Frühstück." Er tat es mit einer Handbewegung ab und meinte: "Niemals dafür." Seine Zeitung schob er beiseite und wandte sich ganz mir zu. "Bist du schon gespannt auf den ersten Schultag?"
Mein Brot belegte ich mit Käse, denn das reichte mir vollkommen aus. Zu viel auf den leeren Magen wollte ich auch nicht essen.
"Ich freu mich riesig auf Luke und Liz. Ich hab sie ewig nicht gesehen." Bei dem Gedanken an meine beiden besten Freunde war ich kaum zu halten. Eine so lange Trennung von einander hatten wir noch nie.
Er schenkte mir einen gespielt mahnenden Blick, als er antwortete: "Ich hab dir ja gesagt, dass du ein paar Tage früher nach Hause kommen solltest. Dann hättest du dich vorab mit ihnen treffen können."
"Dad, es war so cool bei Grace. Ich musste praktisch bis zur letzten Minute bleiben." Vermutlich konnte man es als den Sommer meines Lebens bezeichnen. Ich schwebte noch auf Wolke sieben.
"Ich weiß, deine Tante ist genauso begeistert." Das war schön zu hören, vor allem könnte ich diese Besuche dann öfters machen. Sofern die Schule das zuließ.
Ich würgte mein Frühstück schnell hinunter, denn Liz und Luke wären sicher bald hier. Da mein Dad sich wieder seiner Zeitung gewidmet hatte, war für den Moment die Unterhaltung beendet.
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Undesirable
Loup-garouEin Sommer konnte vieles verändern, vor allem ich konnte mich verändern. ~~~ Die 18-jährige Selena verbrachte nicht wie jedes Jahr ihre Sommerferien in ihrem Rudel sondern in einem ganz anderen Territorium. Sie fand nicht nur ihr Selbstbewusstsein...