Kapitel 14

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Nach der letzten Unterrichtsstunde musste ich mir selbst eingestehen, dass mich die Nervosität erreicht hatte. Falls Lesley ernsthaft auf mich wartete, würde es zu einer Rangelei kommen. Die Frau würde nicht zu leicht aufgeben.

Von meinen besten Freunden hatte ich mich gelöst, denn Lesley war ein Werwolf. Falls sie mich wirklich nach draußen zu den Mülltonnen zerrte, konnte ich mich besser wehren, wenn ich mich nicht zurückhalten musste. Sie könnte natürlich genauso ihre echte Kraft anwenden, aber ich hatte in den Ferien auch für Werwölfe trainiert.

So hatte ich Liz und Luke einfach abgehängt. Sie würden sicher sowieso zuerst ihre Schulsachen in den Spind räumen. Deshalb hatte ich einen kleinen Vorsprung.

Ein paar Meter von meinem Spind entfernt, konnte ich Lesley entdecken, wie sie daneben stand und wartete. Sie hielt ihr Wort wohl ein.

Ich setzte ein Lächeln auf und während ich auf sie zuging, sagte ich: "Hi Lesley." Sie lachte abfällig und ich machte mich daran meinen Spind aufzusperren. "Nerd, heute hättest du besser deine Fresse halten sollen."

Langsam bekam ich ein leicht mulmiges Gefühl in meinem Magen. Ich musste erst beweisen, ob das Training in den Ferien wirklich etwas gebracht hatte. Ich konnte nur darauf hoffen.

Ich kratzte all meinen Mut zusammen und antwortete: "Lesley, lass mich gefälligst in Ruhe." Ich warf ihr einen kurzen Blick zu, aber meine Worte beeindruckten sie kein bisschen. Der Versuch war auch zum Scheitern verurteilt gewesen.

Gerade als ich die Tür meines Spindes öffnete, hörte ich hinter mir jemanden sagen: "Hi Selena." Ich hielt inne und Adam stellte sich auf die andere Seite neben mich. In mir warf das gefühlt hundert Fragen auf was ausgerechnet er hier wollte. Langsam drehte ich ihm mein Gesicht zu und antwortete: "Ähm hi Adam."

Innerlich empfand ich starke Schmerzen, da ich wieder dieses dämliche Ähm von mir gegeben hatte. Es war der reinste Fluch.

Adams Aufmerksamkeit galt gar nicht mir, er sah nämlich zu Lesley hinüber und das alles andere als freundlich. In einer kalten Stimme sagte er: "An deiner Stelle würde ich Selena in Ruhe lassen. Und das sage ich nur einmal." Es klang wie eine eiskalte Morddrohung. Nur bei dieser Tonlage könnte man tot umfallen.

Sisi gab eine Art Schnurren von sich und meinte: "Das ist sowas von männlich."

Von Lesley kam ein Räuspern und gestresst antwortete sie: "Ähm... Ja... Tut mir leid... Also... Ähm... Ich geh dann..." Mein Blick schnellte bei ihrem Gestammel zu ihr und sie war auf den Boden fixiert. Als Zeichen des Respekts neigte sie ihren Kopf leicht und merkte an: "Es tut mir wirklich leid." Danach machte sie sich aus dem Staub.

Das Biest war erfolgreich in die Flucht geschlagen. Mit extrem hoher Wahrscheinlichkeit hatte ich zukünftig meine Ruhe. Lesley dürfe nie wieder ein Problem sein. Mit der Aktion hatte Adam ihr bessere Manieren beigebracht.

Oh.

Dem Typen sollte ich mich eigentlich wieder widmen. Das ließ die Freude über ihr Verschwinden sinken, denn nun hatte ich ein anderes Problem. Es war eine Herausforderung mit diesem Mann eine Unterhaltung zu führen.

Ich hätte ihm ja gedankt, nur hätte ich das gerne alleine geregelt. Egal wie viele Bedenken ich vor Lesley hatte, aber das hatte ich selbst schaffen wollen.

Ich wandte mich dem zukünftigen Alpha zu und hatte keine Ahnung wie ich reagieren sollte. Wir hatten gleich Blickkontakt und er lächelte mich an, was eine 180 Grad Drehung zur vorherigen Drohung war.

In einer freundlichen Stimme fragte er: "Wie geht es dir?" Diese Situation fühlte sich wie ein Witz an. Dann sprach er mich in der Schule an und das mitten auf dem Gang. Die Schüler die an uns vorbei kamen, fragten sich bestimmt was falsch lief.

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