Die Schule überstand ich heute problemlos. Es war auffallend ruhig. Nicht mal Lesley lieferte einen dummen Kommentar. Und was mit Rest los war, warf genauso Fragen auf. Für mich war es unbegreiflich, dass es ernsthaft ein Ende gefunden hatte.
Nach der Schule war ich mit meinen besten Freunden zu Luke nach Hause gefahren. Wie die üblichen Streber befanden wir uns in seinem Zimmer und machten die Hausaufgaben. Luke saß vor seinem Schreibtisch. Liz und ich hatten es uns am Boden gemütlich gemacht.
Wie man meine beste Freundin kannte, hatte sie ihre Probleme damit den Fokus zu halten, denn sie meinte: „Die Ferien waren so cool.“ Sie seufzte und hielt inne. Ich tat es ihr gleich, denn den Aufsatz konnte ich später weiterschreiben. Die kurze Pause konnte keinen Schaden anrichten.
Luke warf ein: "Ja, vor allem wenn man verreist. Das ist einfach mal was Anderes." "Trotzdem mit meinen Geschwistern ist es manchmal anstrengend. Meine armen Nerven machen das nicht mehr lange mit." Liz hatte fast schon einen Kindergarten daheim. Ihr Eltern waren große Fans von Kindern.
Da sie neben mir saß, konnte ich sie mit meiner Schulter anrempeln. „Ja, aber sie sind auch süß.“ „Ja, dennoch nervig.“ Nun lachten wir beide und Luke meinte: "Ich fühle mit. Mein Bruder kann die reinste Plage sein." Zur Zustimmung nickte ich, denn mit Zane hatte ich dasselbe Problem.
Liz widmete sich mir und ich erwiderte ihren Blick gleich. "An dir hat endlich mal jemand Interesse gezeigt." Ich zuckte mit den Schultern, denn am Ende war das sowieso im Sand verlaufen. "Klar, aber es war der letzte Ferientag. Was hätte da noch groß draus werden sollen?" Sie klatschte in ihre Hände, weshalb ich fragend den Kopf schräg legte. "Endlich bist du nicht mehr ungeküsst. Davon träume ich noch. Mein einziger Trost, dass es bei Außenseiter Luke dasselbe ist.“ Er sah sie genervt an, aber enthielt sich einer weiteren Aussage.
Um die zwei zu ärgern, sagte ich: "Nimm es nicht so ernst. Das kommt alles noch. Ihr könnt nicht beide so cool sein wie ich." Liz kniff mir in die Seite, was mir ein leises Quietschen entlockte. Sie tat das zwar gerne, nur hatte ich in dem Moment nicht damit gerechnet.
"Hast du eigentlich nochmal was von ihm gehört? Oder stellt Hayden sich tot?" Ich hob eine Augenbraue, denn das hatte praktisch nichts langfristiges werden können. Von Fernbeziehungen hielt ich wenig und das wusste sie. "Liz, er hat mich am letzten Ferientag geküsst. Keine Ahnung warum ausgerechnet dann, immerhin war klar, dass ich abreise. Eigentlich hät Hayden sich das sparen können."
„Ja gut, ich verstehe worauf du hinaus willst..“ Wir nickten uns zu und Luke meldete sich zu Wort: „Ja, aber unendliche Liebe war es wohl nicht.“ Ich fasste mir ans Herz. „Mit einer Träne im Auge schaue ich in die Vergangenheit zurück.“ Ich tat noch so als würde ich sie mir wegwischen und die anderen beiden lachten los. „Lasst mich dramatisch sein.“ Ich legte mir meinen Handrücken an die Stirn, damit war meine Aussage wundervoll unterstrichen.
Liz sagte: „Zum Glück hast du keinen Liebeskummer. Ansonsten hätten wir ein wahres Problem.“ Davon war ich zum Glück verschont geblieben. Aber es war einfach schön, dass man mal wahrgenommen oder als Option betrachtet wurde. Ansonsten war noch nie jemand auf die Idee gekommen mich küssen zu wollen.
Luke verneigte sich leicht und meinte: „Dafür hat unsere Selena Selbstbewusstsein gesammelt.“ Ich wandte mich meinem Block zu und antwortete dabei: "Endlich, das wurde langsam Zeit."
Tatsächlich folgten die beiden meinem Beispiel und es fiel Stille zwischen uns. Nach den Hausaufgaben konnten wir entspannt quatschen. Das Beste an dem Ganzen war, dass wir jegliche Unterrichtsstunde gemeinsam hatten, somit dieselben Aufgaben. Wenn nötig konnten wie einander helfen.
Allerdings hatte ich mich zu früh gefreut, denn Liz legte den Stift ab. „College Bewerbungen werden bald ein wichtiges Thema. Wir sollten uns langsam Gedanken machen.“
Luke drehte sich wieder uns zu und hatte gleich etwas zu sagen. „Ich will nicht hier aufs College und ihr?“ Sie warf ihren Stift nach ihm und rief: „Natürlich nicht! Davon reden wir seit Anbeginn der Zeiten.“ Problemlos fing er den Gegenstand ab, was bei einem Menschen bewundernswert war. Der Mann hatte gute Reflexe.
Um Liz Zustimmung zu geben, flog mein Stift genauso zu ihm hinüber. „Niemals, einfach nie.“ Da hatten wir alle dieselbe Meinung. Aber, wer würde schon bleiben wollen, wenn man hier so behandelt wurde.
Lediglich Liz hatte dennoch kleine Zweifel in sich, die sprach sie an. „Aber ich bin ein Familienmensch. Heimweh hätte ich sicher.“ „Keine Sorge, Liz. Trennen würden wird uns niemals. Aber ich kann auch verstehen, wenn du hierbleiben willst.“ Luke warf uns die Stifte wieder zu. Selbstverständlich wurde Liz von ihrem getroffen, nur ich fing meinen ab.
Er verkniff sich ein Lachen und antwortete: „Ja, verständlich. Hier ist noch immer deine Familie und dein Zuhause.“ Sie warf ihm einen Killerblick zu und mir war bewusst, was sie vorhatte. Deshalb hielt ich ihre Hand fest, ansonsten würde das nie ein Ende finden.
Um abzulenken, blieb ich beim Thema. „Gut, noch haben wir Bedenkzeit. Die Bewerbungen müssen nicht schon morgen raus.“ Mein bester Freund spielte mit, denn er nickte. „Exakt. Noch genießen wir die beschwerdelose Zeit der Unentschlossenheit.“ Ich zeigte ihm den Daumen hoch und Liz klatschte in die Hände. „Ein Elite College für Streber wäre mein Traum.“
„Oh ja.“ Dieser Gedanke ließ mich lächeln, denn das wäre das Beste überhaupt. Vor allem, weil sich keines davon in der Nähe befand.
„Das ist wohl unser größter Traum.“
Theoretisch eine realistische Hoffnung, weil wir alle drei einen guten Notendurchschnitt hatten. Allerdings gab es mehrere Leute, die mit Intelligenz gesegnet waren. Ein gewisses Risiko bestand immer.
Luke seufzte: „Meine Mum hat auch schon Sorge, dass ich gehe. Aber sie würde mich ziehen lassen, obwohl ich ihr ungern das Herz breche.“ Ich musste mein Gesicht verziehen, denn da hatte ich ein ähnliches Problem. „Mein Dad würde auch keine Party schmeißen.“ „Zane wohl genauso wenig, der geht hier aufs College.“
Wenn die nur wüssten, dass er keine Wahl hatte. Immerhin war er der zukünftige Beta, also musste er hier bleiben. Wobei in den Sternen stand, ob er wirklich studieren würde. Für seinen zukünftigen Job gab es eine eigene Ausbildung und die wurde logischerweise an keinem College angeboten. Sein Glück, dass er von klein auf eingelernt wurde. Somit lag kein purer Stress vor ihm, was die Ausbildung anbelangte.
Ich nickte nur und lenkte gleich um: „Ihr habt auch Geschwister, die euch vermissen würden.“ Liz blieb gelassen, dabei hatte sie die meisten. „Ja, aber teilweise wären die zumindest ein bisschen erleichtert. Eine Irre weniger im Haus. Die Zwillinge gehen selbst bald aufs College.“
„Mein Bruder ist sowieso schon mitten im Studium.“ Der lebte zwar am Campus, allerdings fuhr Matt fast jedes Wochenende nach Hause. Da das College nicht zu weit weg war, klappte das problemlos.
Liz schien ganz aufzugeben, denn sie klappte ihren Block zu. "Schauen wir noch einen Film? Mein Hirn hat eine Pause nötig und die Abgabefrist ist erst übermorgen."
„Ja, geht klar.“ Luke stimmte dem auch noch zu. Die erste Schulwoche war gerne sanft im Vergleich zum restlichen Jahr.
Alle drei standen wir auf und ich streckte mich einmal. Ich mochte es zwar auf dem Boden zu sitzen, aber auf Dauer wurde es unangenehm.
Der Fernseher stand im Wohnzimmer und dorthin machten wir uns auf den Weg.
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Undesirable
WerewolfEin Sommer konnte vieles verändern, vor allem ich konnte mich verändern. ~~~ Die 18-jährige Selena verbrachte nicht wie jedes Jahr ihre Sommerferien in ihrem Rudel sondern in einem ganz anderen Territorium. Sie fand nicht nur ihr Selbstbewusstsein...