Kapitel 5

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Warum lächelte er überhaupt?

Da ich ihn lediglich anstarrte, sagte Sisi mahnend: "Selena Williams, reiß dich zusammen. Zurück lächeln, so schwer ist das nicht. Das machen wir schon unser Leben lang. Das kannst du, ich glaube an dich." Ich versuchte mich zumindest an einem leichten Lächeln. Alles andere wäre zu viel verlangt bei meinen inneren Bedenken. "Besser als nichts. Ich lasse dir das durchgehen. Jetzt beweg deinen hübschen Arsch."

Wie man meine Wölfin kannte, half sie wo sie nur konnte. Natürlich konnte Sisi auch nerven, aber die meiste Zeit war ich dankbar für ihre Anwesenheit.

Adam hatte wohl denselben Gedanken, denn er drehte sich dem Gebäude zu. "Dann gehen wir mal." Ganz leise folgte meine Antwort: "Ok." Wenigstens war er ein Werwolf, da dürfte er mich verstanden haben. Adam ging voraus und ich folgte ihm.

Heilige Mistgabel!

Wer weiß, ob ich das überleben würde. Meinen Herzschlag hatte ich nicht mehr im Griff. Der Gedanke, dass unser Rudel das mächtigste auf diesem Kontinent war, machte diese Situation kein Stück besser. So etwas bedeutete immer starke Alpha Gene, ergo starker Werwolf.

Sisi blieb gut gelaunt und meinte: "Beruhig dich endlich. Wir sind hier mit Adam und er hat gelächelt. Ich bin so aufgeregt." Um keine Diskussion zu beginnen oder sie anzuschreien, blieb ich still. Meine Panik an ihr auszulassen wäre falsch.

Während wir nebeneinander her gingen, fragte Adam: „Wie war dein Schultag?“ Er sah kurz zu mir, aber ich blieb dem Anblick vor uns gewidmet. Das Rudelhaus war auch eine unglaublich tolle Aussicht. „Ganz ok und deiner?“ 

Hoffentlich roch er meine Angst nicht, aber bei Glück wurde es vom Stress überdeckt. Ein Nachteil, dass Werwolfsnasen so sensibel waren.

„Auch.“

Anschließend herrschte Stille, die meiner Ansicht nach unangenehm war. Keine Ahnung wie er das empfand.

Wieso tat er sich das überhaupt an? Adam hätte uns ignorieren können, dann würde mir diese Folter erspart bleiben. Leider hatte der Herr neben mir eine andere Meinung, anders war das nicht zu erklären.

Sisi behielt einen kühlen Kopf, denn sie empfahl: „Stell ihm eine Frage. Führe eine Konversation, das kannst du.“ „Dann liefere eine Idee. Eigentlich hätte ich kein Problem mit wundervoller Stille. Unterhaltungen werden überbewertet.“

Sie seufzte genervt, aber die feine Dame war lediglich eine Zuseherin. Für sie war diese Situation wesentlich leichter.

„Nein, das ist gerade keine angenehme Ruhe. Dafür bist du viel zu gestresst. Jetzt komm runter.“ „Runter kommen?! Neben uns ist ein Alpha!“

Adam holte mich wieder in die Realität, als er fragte: „Und was hast du heute noch vor?“ Smalltalk, das bekam ich wohl hoffentlich hin. „Als erstes auf jeden Fall die Hausaufgaben machen. Es ist zwar erst der zweite Schultag, aber davon wird man selten verschont.“

Sisi schrie mich an: „Fang jetzt ja nicht zu brabbeln an! Reiß dich zusammen!“ Ihre laute Stimme half kein bisschen, aber das schien die Gute zu ignorieren.

Ich musste ein zusammenzucken unterdrücken, als meine Wölfin rief: „Gegenfrage!“ Da dachte jemand mit, denn das war logisch. An Adam adressiert fragte ich: „Und du?“ „Im Grunde dasselbe.“

Adam sah wieder zu mir, was mich innerlich beinahe umbrachte. Wenigstens kamen wir dem Gebäude stets näher. Obwohl das vermutlich nichts besser machte. Wer weiß auf wen wir trafen. Dann befand sich ausgerechnet er in meiner Gesellschaft.

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