Kapitel 10

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Liz trug mich wirklich bis in den Klassenraum. Sie war die Heldin des Tages, denn sie unterstützte meine Faulheit. Meine Beine kribbelten noch immer, was unglaublich nervte. Traurigerweise hatte ich selbst dran Schuld.

Die nächste Stunde war Mathe und ich liebte es. Im Grunde war es mein Lieblingsfach.

Liz saß neben mir, was daran lag, dass ich von uns dreien die Beste in Mathe war und sie die Schlechteste. So konnte ich helfen, falls nötig. Ich verstand jedes neue Thema auf Anhieb. Mein Hirn tat mir einen großen Gefallen.

Die benötigten Sachen holte ich aus meiner Tasche und meine beste Freundin gab ein Grummeln von sich. "Ich hasse es jetzt schon." Ich musste mir ein Lachen verkneifen, weshalb sie mir einen bösen Blick zuwarf.

Gerade als sie etwas erwidern wollte, betrat die Lehrerin den Raum. Liz war brav genug deshalb die Klappe zu halten.

Ich wandte mich nach vorne und wollte vollen Fokus auf den Unterricht haben. Allerdings wurde mir das gerne von Sisi erschwert, wie heute. „Er hat uns angesehen und wir haben in seine wundervollen blauen Augen geschaut.“ Innerlich verdrehte ich meine Augen, denn mir war bewusst über wen sie sprach.

"Muss das jetzt sein? Könnten wir später über deinen Wahnsinn sprechen?“ Obwohl ich diese Unterhaltung am liebsten gar nicht führen würde. Nur konnte meine Wölfin ziemlich aufdringlich sein.

„Lass mich. Er ist rattenscharf und das dürfte dir aufgefallen sein. Du hast wohl hoffentlich noch Augen im Schädel.“ Das waren harte Worte, sie kannte teilweise keine Gnade. Freudig merkte sie an: „Aber du siehst, er ist nett zu uns.“ Manchmal konnte die Gute realitätsfern sein. Wenigstens hatte sie dafür mich, die sie an die Fakten erinnerte. „Er hat nicht mal gelächelt. Vielleicht plant er eine Strafe.“

„Du bist so…“ Sie grummelte und das reichte als Aussage. Deshalb unterbrach ich sie: „Sisi, beruhig dich. Wir sollten ein Team sein.“

„Du machst es einem aber sehr schwer.“ Die Zicke hatte gesprochen. Vermutlich war sie beleidigt und das würde sie mich spüren lassen. Alles nur wegen einem Typen, auf den sie irrsinniger Weise ein Auge geworfen hatte. Dann musste ausgerechnet Adam ihr Opfer sein. Das hätte sie zehntausendmal besser treffen können.

Plötzlich stupste mich Liz an. Mein Blick schnellte zu ihr, denn damit hatte sie mich schnell in die Realität geholt. Sie flüsterte: „Wir sollen rechnen, Selena. Hör auf mit dem Tag träumen.“ Wenn die nur wüsste, das war kein Tag träumen, sondern ein Gespräch mit meiner Wölfin. Aber das konnte sie nicht mal erahnen.

Ich nickte ihr zu und widmete mich der Aufgabe, welche an der Tafel stand.

Liz sah man die Fragezeichen an, wie es bei einem neuen Thema gerne war. Später würde ich ihr das erklären, aber wir waren am Abend sowieso bei Luke. Da würde ich ihr Nachhilfe geben.

Die Folter wurde fortgesetzt, denn Sisi meinte: „Mathe ist langweilig.“ An dem Punkt war Schluss mit freundlich. Meine Wölfin wusste nämlich ganz genau, dass wie mich im Unterricht in Ruhe lassen sollte. Deswegen antwortete ich: "Sei still, ich muss mich konzentrieren.“

„Langweilig ist es trotzdem.“ Mit einem übertriebenen Seufzen unterstrich sie ihre Aussage.

„Könntest du bitte still sein? Ich muss mitarbeiten.“

Es herrschte Ruhe, nur traute ich dem Frieden kein bisschen. Trotzdem konnte ich mich wieder konzentrieren.

Keine Minute später gähnte sie laut, und das tat die Gute mit Absicht. Sie war, wie eine Stimme, die ständig mein Leben kommentierte oder ungefragt ihren Senf dazu gab. Bei Langeweile wurde ihr Verhalten auffällig.

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