Kapitel 19

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Es war fast schon ein Wunder, dass ich Liz und Luke so einfach los geworden war. Ihnen hatte für den Moment gereicht zu wissen, dass Adam mich gefragt hatte bei ihnen zu sitzen.

Nach dem Unterricht war es leicht ihnen zu entwischen. Immerhin musste ich mich auf eine Reise vorbereiten. Es mag nur ein Wochenende sein, dennoch musste man dafür eine Tasche packen.

Mittlerweile hatte ich das erledigt und es war bald 16 Uhr. Zane hörte ich noch etwas suchen, aber ich war bereit für die Fahrt.

Meine Schuhe hatte ich bereits angezogen und hob die kleine Reisetasche vom Boden auf. Da uns der zukünftige Alpha abholte, würde ich ihn keine Sekunde warten lassen. Was sein Zane tat war sein Problem, aber ich würde bei Adam sicher nicht in Missgunst fallen.

Dennoch rief ich: "Zane! Adam wird bald hier sein!"

"Stress mich nicht!" Dabei klang er längst gestresst. Außerdem war das freundlich gemeint. Ich hatte ihn lediglich dazu animieren wollen, langsam seinen Arsch nach unten zu bewegen.

Mit einem Seufzen öffnete ich die Haustür, denn ich würde draußen warten. Gerade als ich einen Fuß vor die Tür gesetzt hatte, fuhr schon ein Wagen in unsere Einfahrt.

Das löste in mir Nervosität aus. Einen Moment war sie verflogen gewesen, dafür traf sie mich nun umso härter. Ich ging auf den Wagen zu und kaum kam er zu einem Halt, stieg Adam aus.

"Hi Selena." Auf seinen Lippen war längst ein Lächeln zu finden und er kam auf mich zu. "Hey Adam."

Während ich auf ihn zuging, versuchte ich meine Unsicherheit so gut es ging zu überspielen. Das mich der Typ nur so unfassbar nervös machen musste.

Knapp vor mir angekommen, sagte er: "Du kannst mir deine Tasche geben, dann räume ich sie in den Kofferraum." Leiser als beabsichtigt antwortete ich: "Ok, danke."

Es war auch verdammt nett von ihm, dass er mir das abnahm.

Ich hielt ihm meine Tasche entgegen und Adam nahm sie an. Mit seinem Kopf nickte er dabei zum Auto. "Du kannst dich schon mal reinsetzen."

"Geht klar. Zane habe ich eigentlich längst darauf hingewiesen, dass wir los müssen." Für seine Verspätung konnte er selbst gerade stehen. Es war schon genug Folter, dass ich mir dieses Wochenende antat.

Mir dürfte die Rückbank zugeteilt sein, weshalb ich darauf zuging.

Als ich die Tür öffnete, sagte Adam: "Übrigens fährt meine Schwester doch nicht mit uns. Stacy und Hailey wollten sie unbedingt bei sich im Wagen haben."

Das ließ mich inne halten. Da Stacy seine Ex war, hatte ich die Schlussfolgerung gezogen, dass sie dieses Jahr nicht dabei wäre. Offensichtlich hatte ich mich geirrt. Die Verrückte und ihre beste Freundin waren sehr wohl dabei.

Nach dem heutigen Tag würde sie mir die Hölle auf Erden bescheren. Da dürfte ihr so ein Wochenende gelegen kommen.

Mit hoher Wahrscheinlichkeit brachte sie mich ganz um. Oder sonst etwas Sadistisches würde ihr sicherlich einfallen.

Ich riss mich zusammen, öffnete die Tür und stieg ein. Nebenbei sandte ich ein Stoßgebet an die Mondgöttin.

Natürlich war Stacy mit den Jungs allgemein befreundet, aber das hatte an der Beziehung zu Adam gelegen. Genau deshalb hatte ich es als logisch empfunden, wenn sie nicht dabei war.

Die Tür hatte ich hinter mir zugezogen und schnallte mich an.

Sisi meldete sich zu Wort: "Selena, die Schnepfe machen wir fertig und nicht sie uns. Der Spieß wurde umgedreht." Diesen Optimismus hätte ich gerne, denn es war uns beiden bewusst was für ein Biest Stacy sein konnte. Die Frau würde sehr wohl uns fertig machen und nicht andersrum. Der Grund zu antworten: "Du kennst sie. Stacy hat sicher längst einen Plan wie sie uns fertig machen kann. Da kommt ganz etwas Böses."

Das Mittagessen heute mit den Jungs hätte ich unterlassen sollen. Eher vorab das Gespräch mit Adam. Aber nein, in meiner Wut hatte ich diese Aktion gerissen. Und schon bekam ich die Rechnung dafür.

Meine Wölfin behielt wohl ihre Meinung, denn sie sagte: "Es ist alles gut. Falls du dich unwohl fühlst, musst du nur darauf achten, dass stets einer der Jungs bei dir ist. Also James ausgeschlossen, der wäre absolut keine Hilfe. Aber die anderen vier würde ich als vertrauensvoll bezeichnen. Vor allem Zane und Adam."

Theoretisch sollte das machbar sein. An sich war das eine gute Idee. Irgendwie würde ich es schon schaffen mich zu integrieren.

Adam stieg zeitgleich mit Zane in den Wagen. Mir war nicht mal aufgefallen, dass mein Bruder zu uns gestoßen war. Dann hatte er es doch noch halbwegs pünktlich geschafft und ersparte uns eine längere Wartezeit.

Die beiden quatschten irgendwas und Adam startete den Wagen.

Ich blieb der Ausschau gewidmet und überlegte an einer guten Strategie um Stacy aus dem Weg zu gehen. Nur waren die allgemeinen Umstände unklar, da war es schwer einen Plan zu schmieden.

Die größte Sorge bereitete mir die Schlafsituation. Ich musste wachsam bleiben und am besten hatte ich keinen Tiefschlaf, außer ich konnte mich einsperren.

Sisi hatte ganz einen anderen Gedanken und den sprach sie an: "Eigentlich wäre es die Gelegenheit um weiterhin Stacy zu ärgern. Dafür müssen wir nur in Adams Nähe sein. Das würde die Frau auf die Palme bringen. Du musst zugeben, dass das witzig wäre."

"Nein, das wäre tödlich."

Meine Wölfin gab ein Lachen von sich. Sie nahm das Ganze kein bisschen ernst, dabei hatten wir ein echtes Problem. Stacy konnte bösartig sein, da erwartete uns kein schönes Wochenende.

Aus eigenem Überlebenswillen sollte ich Adam meiden. Erst ab Montag, wenn ich sie lediglich in der Schule traf, konnte ich es mir wieder leisten in Adams Nähe zu sein. Bis dahin würde ich ihn meiden.

Sisi meinte gut gelaunt: "Ich glaub die Rechnung hast du ohne Adam gemacht."

Sie hatte ernsthafte Wahnvorstellungen. Er mag in letzter Zeit immer wieder mit uns gequatscht haben, aber deshalb klebte er nicht an uns. Obwohl der Samstag ein Problem sein dürfte. Immerhin wollten wir den in der Stadt verbringen. Mit Glück wären mehrere von den Jungs dabei, dann konnte man mir nichts vorwerfen.

Meine Wölfin gab ein genervtes Stöhnen von sich. "Ich will aber Zeit mit Adam alleine." Sie klang wie ein quengelndes Kind, welchem man Süßigkeiten verboten hatte. In meiner Panik gefangen, schrie ich sie an: "Ich aber nicht!"

"Selena? Ist alles ok?" Mein Blick schnellte nach vorne und Zane hatte sich zu mir zurück gedreht. Er wirkte besorgt und musterte mich.

Verdammt.

Vermutlich hatte er mich bereits angesprochen. Wenigstens waren beide Werwölfe, da konnte ich die Wahrheit aussprechen.

"Sorry. Meine Wölfin hat mich zugetextet." Jedem einzelnen Werwolf auf diesem Planeten dürfte dieses Problem bekannt sein. Zumindest konnte ich mir schwer vorstellen, dass jemand verschont blieb.

Zane musste deshalb lachen und wandte sich wieder nach vorne. Adam warf ein: "Das kenne ich nur zu gut. Mein Wolf ist ganz aufgeregt wegen dem Wochenende." Dann teilten wir dieses Leid. Mit dem Unterschied, dass meine Wölfin ihn anhimmelte und sich deshalb freute oder aufgedreht war. Wegen diesem Wahnsinn konnte sie sogar Stacy tolerieren.

Zane verkniff sich ein weiteres Lachen, um zu erzählen: "Zacharias ist verfressen und freut sich auf unsere Lieblings Pizzeria." Damit hatte er es geschafft, dass nun ich lachen musste.

Tja, jeder hatten eben seine Prioritäten.

UndesirableWo Geschichten leben. Entdecke jetzt