Kapitel 17

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Die nächsten zwei Tage verliefen ganz normal. Es gab keine besonderen Vorkommnisse bis auf die Tatsache, dass ich immer nervöser wurde. Das Wochenende stand bevor und es graute mir davor.

Am Freitag hätte ich mich am liebsten krank gemeldet. Damit könnte ich dem Kurzurlaub entgehen. Der Gedanke war unglaublich verlockend.

Aber das wäre viel zu feige. Ich würde mich dieser Herausforderung stellen.

Wie so gerne hatte mich heute Luke abgeholt. Er und Liz redeten die ganze Fahrt über, nur mich erreichten ihre Worte nicht. Ich starrte aus dem Seitenfenster, denn mich quälten die Gedanken wie das Wochenende werden würde.

Die Gegend zog an mir vorbei und ich widmete mich ganz der Aussicht. Mit solch einfachen Dingen konnte man versuchen sich abzulenken. Obwohl ich mich hier bestens auskannte und eigentlich wusste wo sich was befand. Dennoch konzentrierte ich mich auf die Umgebung.

Sisi gab ein übertriebenes Seufzen von sich und fragte: "Könnten wir heute Adam über den Weg laufen? Die letzten zwei Tage haben wir ihn nie gesehen." Vermutlich nervte sie mich damit heute den ganzen Tag lang. Zu ihrem Pech würde ich nie nachgeben. "Nein, vergiss es."

"Komm schon, Selena. Du würdest es überleben." Ich verkniff mir ein Grummeln, denn das würde bei meinen Freunden Fragen aufwerfen. Bissig fragte ich: "Was stimmt nicht mit dir? Wieso interessiert er dich so sehr? Könntest du bitte wieder zur Vernunft finden?"

"Aja, du denkst ja selbst nie an ihn. Zur Erinnerung sind mir deine Gedanken bekannt." Es gab eben auch die Schattenseiten, wenn man eine innere Wölfin hatte. Vor ihr hatte ich praktisch keine Privatsphäre.

"Selena?"

Mein Blick schnellte zu Liz, die eine Augenbraue gehoben hatte. Sie wirkte skeptisch und besorgt. Wenn sie nur wüsste, dass ich mit meiner Wölfin diskutiert hatte. Immer wieder empfand ich es als schade, dass ich ihnen nichts von dem Werwolf Kram erzählen durfte.

Luke öffnete gerade die Fahrertür und erklärte dabei: "Wir sind da, Tagträumerin." Mit einem Räuspern machte ich mich genauso daran auszusteigen.

Gemeinsam machten wir uns auf den Weg zur Schule. Meine beste Freundin blieb rechts neben mir und fragte: "Selena, was ist los? Die letzten Tage warst du allgemein abwesend."

Ja, weil Sisi mich wahnsinnig machte. Ständig redete sie über Adam oder sie gab ihren Senf zu allem möglichen dazu. In letzter Zeit war sie aufdringlicher als gewöhnlich.

Aber wie zur Hölle sollte ich das einem Menschen erklären? Ich musste nach einer Ausrede suchen. Allerdings musste mir die erst einfallen.

Bevor ich mir etwas an den Haaren herbeiziehen musste, hörte ich jemanden meinen Namen rufen. Wer weiß, ob ich dankbar dafür war oder tot umfallen wollte.

Liz sah kurz nach hinten und flüsterte danach: "Selena, da hat ernsthaft Adam nach dir gerufen." Ich blieb stehen, denn dem musste ich mich stellen. Meine beste Freundin hatte es ausgesprochen, also konnte ich ihn schlecht ignorieren. Besser gesagt so tun als hätte ich ihn nicht gehört.

Um ihnen das zu ersparen, sagte ich schnell: "Geht ruhig vor. Ich komme gleich nach." Schon drehte ich mich um, aber Liz fragte flüsternd: "Bist du irre? Wir lassen dich doch nicht alleine."

Hach ja, wie man echte Freunde kannte. Sie standen einem stets bei.

Adam war nicht mehr zu fern und fragte: "Hast du kurz Zeit?" Er war dabei auf mich fixiert und mein Hirn versuchte noch zu verstehen was hier passierte. Ich hatte absolut keine Ahnung warum zur Hölle er mich am Schulhof ansprach. Dann am Morgen, wenn alle auf dem Weg ins Gebäude waren. Noch öffentlicher ging es nicht mehr.

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