Kapitel 15

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Am Abend saß ich auf der Couch und sah mir einen Film an. Obwohl ich den kein bisschen beachtete. Meine Gedanken wanderten ständig zu etwas anderem.

Sisi war frech genug mich zu korrigieren: "Eher zu jemand anderen."

Ich gab ein Seufzen von mir, denn mal wieder hatte ich mich zur Idiotin gemacht. Das mit dem Ähm wurde ich vermutlich nie los.

Wobei das aktuelle Hauptproblem war, dass ich den Kurzurlaub antreten musste. Dieses Wochenende würde die reinste Qual werden. Ich könnte mich natürlich krank melden, aber das wäre verdammt feige.

Meine Wölfin warf ein: "Außerdem wird Adam dabei sein. Ist das nicht aufregend? Ich freu mich so."

Scheinbar drehte sie vollkommen durch. Keine Ahnung was sie sich bei ihrem Wahnsinn dachte. Der zukünftige Alpha sollte sie als letztes interessieren. Dann ignorierte sie noch meine Inkompetenz eine normale Unterhaltung zu führen. Das konnte nie gut enden.

"Selena, so schlimm war es nicht. Zum Abschied hat Adam sogar nochmal betont, dass er dich gerne nach Hause gefahren hat."

Ich legte den Kopf schräg und versuchte mich auf den Fernseher zu konzentrieren. Vielleicht blieb sie dann still. Von ihr würde ich keine vernünftige Hilfe erhalten. Alles was Adam betraf redete Sisi schön und darauf konnte ich verzichten.

In dem Moment bekam ich eine bessere Ablenkung, denn mein Bruder betrat den Raum. "Hi Selena." Er klang gutgelaunt und als ich in seine Richtung sah, war ein Lächeln auf seinen Lippen zu finden. Er fuhr gleich fort: "Du kommst am Wochenende also doch mit."

Es erstaunte mich, dass das Begeisterung in ihm hervor rief. Wir ärgerten einander viel zu gerne. Und die paar Tage Pause sollte er eigentlich ohne mich verbringen wollen. Immerhin lebten wir ansonsten unter einem Dach. Da traf man oft genug aufeinander.

Er ließ sich neben mich auf die Couch fallen und bei meiner Antwort blieb ich ehrlich. "Manche Personen machen es einem unmöglich zu verneinen. Vor dem zukünftigen Alpha habe ich zu viel Respekt." Zane konnte man ablesen, dass ihn das beleidigte und irgendwie war das nachvollziehbar. "Sind meine Freunde wirklich so schlimm für dich? Ein Wochenende wird dich wohl kaum umbringen. Außerdem haben wir immer Spaß. Es wird dir gefallen, vertrau mir."

Aja, der Mann lebte in einer Fantasiewelt, anders war das schwer zu erklären.

Um den Frieden zu wahren, antwortete ich: "Ja, ist ja gut. Adam konnte mich sowieso umstimmen. Also sei nicht sauer."

Mit seiner Schulter schubste er mich an, was ich mit einem Kopfschütteln kommentierte. Danach wandte ich mich dem Fernseher zu. Besser gesagt dem Film, welchen ich keine weitere Beachtung geschenkt hatte. Vielleicht fand ich noch Anschluss.

Darauf konzentrieren konnte ich mich nicht, denn Zane fragte: "Wie war es mit Adam? Hast du wieder Angst, dass er dich umbringt?" Ich warf ihm einen bösen Blick zu, denn damals waren das echte Ängste gewesen. Es war fies, wenn er mich damit aufzog. "Nein, es ist alles gut. Er hat mich einfach nach Hause gefahren, dabei überzeugte er mich am Kurzurlaub teilzunehmen."

"Du solltest wirklich aufhören schlecht über ihn zu denken." Diesmal schubste ich ihn mit meiner Schulter an. "Ich denke nicht schlecht über ihn, sondern ich habe großen Respekt vor ihm." Zane gab lediglich ein Seufzen von sich, dabei ging das den meisten so. Bei einem Alpha konnte man das als normal betrachten.

Nun drehte ich meinen Kopf wieder zu ihm und mein Blick wurde erwidert. "Kommt keine Predigt wegen Lesley?" Adam hatte ihm sicher davon erzählt, dass er mich mit ihr angetroffen hatte. Und zumindest einen Teil der Unterhaltung hatte er gehört.

Zane zog verwirrt seine Augenbrauen zusammen. Also hatte er keine Ahnung von dem Gespräch mit dem Biest. Dann hatte ich mir die folgende Predigt selbst zu verdanken. Dennoch wunderte es mich, dass Adam das nicht angesprochen hatte.

"Warum? Was war los?"

Ich gab ein Seufzen von mir und schlug mir eine Hand vors Gesicht. Mir war klar, dass er ewig bohren würde, weshalb ich gleich anfing: "Sie hat mich heute genervt. Aber du musst dir keine Sorgen machen, denn Adam hat das geklärt. Wir sind uns sicher beide einig, dass niemand dem Mann widerspricht. Lesley wird sich dran halten, mich in Ruhe zu lassen."

"Ok. Hat sie dir was getan und Adam hat das gesehen?" Ich nahm meine Hand herunter und drehte mich ihm zu. Wenn er mir ablesen konnte, dass ich die Wahrheit sagte, hätte ich schneller meinen Frieden. "Nein, wir haben gequatscht. Schließlich kam Adam dazu. Das war nach der Schule als er mich fragte, ob er mich nach Hause fahren soll." Zane nickte und dachte darüber nach.

Im Grunde konnte er daran nichts aussetzen. Es war alles gut verlaufen und Lesley würde mich nie wieder belästigen.

Wie man meinen Bruder kannte, empfand er keine Erleichterung und schaltete den Beschützermodus ein. "Du hättest das erzählen sollen. So war es Zufall, dass Adam dir half."

Ich stand von der Couch auf, denn damit machte er mich wütend. Ich funkelte ihn an, als ich antwortete: "Ich brauche keine Hilfe."

Obwohl ich natürlich daran gezweifelt hatte wie gut ich mit Lesley zurecht kommen würde. Trotzdem hatte ich das alleine regeln wollen.

Ohne eine Antwort abzuwarten stürmte ich aus dem Raum. Diese Unterhaltung hatten wir oft genug geführt. Sie endete jedes Mal in einem Streit. Darauf konnte ich verzichten, weshalb ich in mein Zimmer eilte.

Hinter mir schloss ich die Tür und lehnte mich dagegen. Alleine zu sein war eine gute Idee. Mittlerweile hatte ich noch mehr um darüber nachzudenken.

Warum hatte Adam geschwiegen? Man würde erwarten, dass er seinem besten Freund von diesem Vorfall erzählte. Sein Verhalten machte keinen Sinn.

Sisi lauschte natürlich meinen Gedanken, denn sie warf ein: "Du könntest ihn im Mindlink ansprechen. Dann kannst du nachfragen." Meine Handfläche schlug ich mir zweimal gegen die Stirn, denn der Vorschlag war unmöglich. Obwohl es schwierig war, schaffte ich es ruhig zu antworten: "Das ist keine Option. Wir können ihn nicht einfach so ansprechen."

"Doch, das können wir. In der Schule heute hat er das auch getan." Sie erkannte scheinbar nicht, dass das ganz etwas anderes gewesen war. Man konnte das schlecht miteinander vergleichen.

"Sisi, er hatte aber einen guten Grund dafür."

"Du auch." Nun konnte ich es nicht mehr halten und antwortete wütend: "Ich rede von einem vernünftigen Grund! Das ist nämlich keiner!"

"Selena, du kannst eine verdammte Zicke sein."

Mit einem Knurren setzte ich mich in Bewegung. Ich musste mir eine Beschäftigung suchen und mich irgendwie von all dem ablenken.

Am späten Nachmittag hatte ich mir schon ein Telefonat mit Liz angetan. Die hatte einen Bericht über die Nachhausefahrt haben wollen. Ich konnte sie zwar verstehen, denn ihre Neugier war meist riesig, trotzdem übertrieb sie.

Morgen würde sie mich deshalb sicher nochmal ausquetschen. Ich durfte mich auf den nächsten Tag freuen. Wer weiß was er für mich bereit hielt.

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