Kapitel 20

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Pov Dan:

Der Himmel war grau und auch dieser Tag verlief wie alle anderen. Henry und ich wurden für den Wachrupp eingeteilt und liefen gerade die übliche Route ab. Es war wesentlich einfacher mit einem Freund unterwegs zu sein, als mit jemand anderen. Mir fiel es schon immer schwer Freundschaften zu schließen, weshalb ich umso glücklicher war Henry an meiner Seite zu haben. Er konnte zwar manchmal etwas eigen sein aber an sich war er eine ganz nette Person.
"Ich verstehe das manchmal einfach nicht.", meinte Henry wie aus dem Nichts. "Was meinst du?", hinterfragte ich. Henry drehte sich zu mir um und erklärte: "Na dieses ganze Rücksicht nehmen und beschützen von Schwächeren. Ich meine, Leute die sich nicht selbst helfen können, sind doch selbst Schuld daran." Ich legte meine Ohren an. Es gab eine Sache, in der Henry und ich uns immer in Wolle bekamen. Er war der Meinung Schwächeren sich selbst zu überlassen, ich widerrum meinte diese besonders zu schützen, somal meine Mutter selbst zu diesen zählte. So weit ich denken konnte, lag sie immer schwer krank im Bett und bekam nur wenig von der Außenwelt mit. Vor einigen Jahren verstarb sie auch an dieser Krankheit. Ihr Tod hatte mich schwer getroffen und seitdem hasste ich es, wenn jemand meinte hilflosen und schwachen Personen sich selbst überlassen zu müssen.
Henry schien meinen finsteren Gesichtsausdruck zu bemerken und meinte: "Oh, sorry. Ich habe voll vergessen, dass deine Mutter auch dazugehörte. Aber jetzt mal im Ernst, findest du nicht sie hat den Tod verdient gehabt? Man konnte ihr eh nicht helfen, sie war jedem nur ein Klotz am Bein." Ich ballte meine Hände zu Fäusten. Hatte er das gerade wirklich gesagt? "Nimm das sofort zurück!", forderte ich wütend. Henry hatte definitiv eine Grenze überschritten. "Jetzt spiel dich nicht so auf. Is' doch so." Ein Knurren entrang meiner Kehle. Henry und ich hielten inne und standen uns gegenüber. "Beruhige dich. War doch nur ein Scherz. Mann, du verstehst echt keinen Spaß."
"Das nennst du Spaß? Du hast gerade mit eigenen Worten gesagt, es war richtig, dass meine Mutter gestorben ist!", rief ich, lauter als beabsichtigt. Henry schien dies falsch aufzugreifen und meinte gereizt: "So ist es doch auch! Für Leute wie sie es war, ist der Tod besser." Nun war der Moment gekommen, indem ich wirklich durchdrehte. Wütend rief ich: "Nimm das zurück!" und schubste Henry, viel zu stark. Er verlor sein Gleichgewicht und fiel nach hinten. Ein lauter Schrei seiner Seits erklang und er kam mit seinem Kopf auf einem großen Stein auf. Blut lief aus seinem Kopf und bildete schnell eine große Blutlache. Ich bekam Panik und wusste nicht was ich tun sollte. "Henry? Henry!", rief ich verzweifelt und kniete mich neben ihn. Er regte sich nicht und ich spürte auch keinen Puls mehr. "Nein! Nein, bitte nicht! Henry!" Hinter uns kamen einige der anderen aus dem Rudel und fragten panisch: "Wir haben Schreie von hier gehört, ist was passiert?" Mein Atem stockte und alle um mich herum erstarrten, als sie mich neben dem leblosen Körper von Henry sahen. "Oh mein Gott! Henry!", rief der Alpha und eilte schnell zu seinem Sohn. "Was hast du getan!?", rief dieser entsetzt. "I-Ich war das nicht!"
"Du hast ihn getötet! Du hast meinen Sohn getötet! Du Mörder!", beschuldigte mich Henrys Vater. Ich ging einige Schritte zurück und meinte zu mir selbst: "Nein. Nein, das habe ich nicht. Ich habe ihn nicht getötet."
"Du verdienst es nicht, dich als einen von uns zu nennen!" Sobald Henrys Vater seinen Satz beendete, stürzten sich die anderen auf mich. Ich versuchte mich zu wehren. Ich war wie in Rage und handelte rein nach meinen Instinkten. Wir befanden uns an einer Klippe und ich ging immer weiter ein paar Schritte nach hinten, um den Angriffen der anderen auszuweichen. Jedoch schaffte es einer, mir einen tiefen Kratzer am Bauch zu zufügen und ich fiel nach hinten, die Klippe runter. Das letzte was ich spürte, war der Aufprall im Wasser und ein stechender Schmerz am Hinterkopf. Danach wurde alles um mich herum still und schwarz.

"Erinnerst du dich, an den Tag an dem du dein Rudel verraten und deinen besten Freund getötet hast?", wollte Jason wissen. Meine Atmung war unkontrolliert, und ich spürte einen stechenden Schmerz in meiner Brust. Ich wollte hier weg, fliehen, dieser Furcht entkommen. "Was die anderen wohl machen, wenn sie von deiner Vergangenheit erfahren? Keiner möchte mit einem Mörder befreundet sein."
"Nein. Nein, das ist nicht wahr!", sprach ich mir selbst zu. Immerwieder schnappte ich nach Luft und obwohl ich genug bekam, hatte ich das Gefühl jeden Moment zu ersticken. "Und was Xaver wohl denken mag?" Ich sah ängstlich zu Jason auf. "Er wird sich von dir abwenden und dich auf ewig hassen!" Vor meinem inneren Auge sah ich, wie sich Jack und Mia von mir abwandten. Ich wollte mich zu Xaver drehen, doch dieser sah mich nur mit kaltem Blick an und drehte mir dann den Rücken zu. Ich fing an zu weinen. Um mich herum schien alles zu zerbrechen. "Tu den anderen ein Gefallen und verlasse das Rudel so schnell wie möglich." Mit diesen Worten ließ mich Jason alleine. Ich war alleine in einem dunklem Raum. Die einzigen Geräusche die zu hören waren, waren die meiner zittrigen Atmung. Ich wusste nicht was ich tun sollte. Jetzt wo ich mich an alles erinnerte, konnte ich es unmöglich vor den anderen geheim halten. Früher oder später würden sie sowieso davon erfahren. Ich musste es ihnen zeitnah erzählen, und zwar alles. Nur machte mir die Tatsache, dass Jason bereits alles wusste zu schaffen. Er durfte es ihnen auf keinen Fall erzählen, nicht bevor ich es nicht tat.
Durch das ganze Weinen und Zittern, hatte ich irgendwann so wenig Kraft, das ich gar nicht merkte, wie ich einschlief. 

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